Kertsch-Eltigener Operation

Kertsch-Eltigener Operation
Die sowjetischen Landungsunternehmen auf der Krim, 1943.

Die Kertsch-Eltigener Operation war ein amphibisches Landungsunternehmen, das die Rote Armee im November 1943 während des Zweiten Weltkriegs unternahm. Ziel der Operation war die Rückeroberung der Halbinsel Krim.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nachdem die deutschen und rumänischen Truppen durch die Truppen der Nordkaukasusfront im Herbst 1943 geschlagen worden waren und sich im Unternehmen Brunhild von der Halbinsel Taman hatten zurückziehen müssen, entschied das sowjetische Oberkommando, diesem Erfolg zwei amphibische Landungen an der Ostküste der Krim folgen zu lassen, die als Vorspiel für die Rückeroberung der gesamten Halbinsel Krim gedacht war. Die südliche Ablenkungslandung sollte bei der Kleinstadt Eltigen erfolgen, der nördliche Hauptangriff bei Ganikale, nahe der Stadt Kertsch.

Die Verteidigungsstreitkräfte der Achsenmächte

In der Schlacht am Dnepr hatte die 4. Ukrainische Front die deutsche 17. Armee auf der Krim vom Rest des deutschen Heeres abgeschnitten. Dennoch konnten die deutschen Truppen auf der Krim weiterhin auf dem Seeweg mit Nachschub versorgt werden. Der 17. Armee unterstanden das V. Armeekorps im Norden, das XXXXIX. Gebirgskorps, das die Landenge von Perekop zwischen dem ukrainischen Festland und der Krim kontrollierte, sowie rumänische Einheiten; darunter die Vânători de Munte, das rumänische Gebirgskorps, die in den südlichen und südöstlichen Gebieten der Krim aufgestellt waren. Außerdem verfügte die Wehrmacht über Flugabwehrkanonen-Verbände und 45 Sturmgeschütze zur Verstärkung ihrer Verteidigung.[1] Befehlshaber der Achsenmächte war der deutsche General der Pioniere Erwin Jaenecke.

Der sowjetische Angriff

Die Rote Armee übertrug die Landung der sowjetischen 18. Armee der Nordkaukasusfront unter Befehl von Generaloberst K. N. Leselidze, mit Leonid Breschnew als Mitglied des Militärrates, der 56. Armee[2], der Schwarzmeerflotte und der Asow-Flottille. Befehlshaber der 56. Armee und Oberkommandierender der Sowjetstreitkräfte an Land war General Iwan Petrow, und Befehlshaber der Marineoperationen Vizeadmiral L. A. Wladimiriski. Trotz schlechtem Wetter und rauher See, die die Landungen verzögerten, gelang es der Roten Armee am 1. November, die 318. Schützendivision der 18. Armee unter Oberst W. F. Gladkow und das 386. Marineinfanterie-Bataillon bei Eltigen zu landen. Die Landung war dafür, dass alle verfügbaren Wasserfahrzeuge benutzt wurden und die Kommandostruktur durch die Dunkelheit und das schlechte Wetter verlorenging, bemerkenswert. Sich den Weg an Land freikämpfend, gelang es den sowjetischen Truppen, die rumänischen Verteidiger zurückzutreiben und einen kleinen Brückenkopf zu errichten.

Zwei Tage später landeten bei Ganikale mehr als 4400 Soldaten der sowjetischen 56. Armee (gelandet wurden Teile der 2. und 55. Gardeschützendivisionen und die 32. Schützendivision)und bildeten, unterstützt durch massives Artilleriefeuer aus Stellungen auf der Taman-Halbinsel, einen starken Brückenkopf, den das deutsche V. Armeekorps und die rumänische 3. Gebirgsdivision nicht eindrücken konnten. [3] Bis zum 11. November landeten 27.700 Soldaten der Roten Armee in diesem Brückenkopf.

Der Sieg der Achsenmächte bei Eltigen

Obwohl es der Roten Armee gelang, den Brückenkopf bei Eltigen durch die Landung des 117. Gardeschützenregiments zu verstärken, konnten sie nicht weiter als zwei Kilometer landeinwärts vordringen. Die Situation wurde dadurch verschlimmert, dass es den Deutschen gelang, eine Seeblockade des Brückenkopfes durch die Boote der 3. Räumbootsflottille zu errichten,[4] die von Kertsch, Kamysch-Burun und Feodossija aus operierten. Versuche der sowjetische Seite, den Brückenkopf bei Nacht zu versorgen, führten zu nächtlichen Nahkämpfen auf See, konnten aber den Nachschub nicht sichern. Die Versorgung des Brückenkopfes aus der Luft unterband die Luftwaffe.[5] Die Streitkräfte der Achsenmächte belagerten den Brückenkopf fünf Wochen, bevor sie am 4. Dezember 1943 zum Gegenangriff übergingen. Rumänische mobile Truppen der 6. Division führten Ablenkungsangriffe vom Süden aus, während rumänische Gebirgstruppen mit der Unterstützung durch deutsche Sturmgeschütze von Westen her angriffen. Am 7. Dezember war der Brückenkopf zusammengebrochen; die rumänischen Truppen machten 1570 Gefangene und zählten 1200 gefallene Sowjetsoldaten bei 886 Mann eigenen Verlusten. Außerdem erbeuteten die Rumänen 25 Panzerabwehrkanonen und 38 Panzer.[6]

Gefecht am Berg Mithridates

Während des Zusammenbruchs der Brückenkopfs bei Eltigen gelang es etwa 820 Sowjetsoldaten [7], nach Norden aus dem Brückenkopf auszubrechen und den anderen Brückenkopf bei Ganikale zu erreichen, den Berg Mithridates zu besetzen und die dortigen deutschen Artilleriestellungen zu nehmen. Durch diesen Angriff drohte der Zusammenbruch der deutschen Front um den Brückenkopf bei Ganikale, weshalb General Jaenecke auf die neue Lage reagierte und der rumänischen 3. Gebirgsdivision befahl, einen Gegenangriff gegen die sowjetischen Truppen zu führen. Am 11. Dezember eroberte das rumänische Militär den Berg Mithridates zurück und besiegten die zurückweichenden Truppen der Roten Armee. Eine unbekannte Anzahl der sowjetischen Soldaten wurden von der Asow-Flottille unter dem Befehl von Konteradmiral Sergei Gorschkow nach Opasnaja im Brückenkopf von Ganikale evakuiert.

Nachgeschehen

Angesichts starker deutscher Verstärkungen beschränkte sich die Rote Armee darauf, den Brückenkopf bei Ganikale zu befestigen. Bis zum 4. Dezember hatte die Rote Armee dort 75.000 Soldaten, 582 Geschütze, 187 Mörser, 128 Panzer, 764 Lastwagen und über 10.000 Tonnen Munition und anderes Material gelandet.[8] Die Rote Armee stieß ungefähr neun Kilometer landeinwärts und in die Außenbezirke von Kertsch vor. Obwohl es den Achsenmächten anfangs gelang, die Krim gegen die sowjetische Landung zu verteidigen, brachte die Landung bei Kertsch die Rote Armee in eine günstige Ausgangsposition, um die gesamte Halbinsel Krim zu überrennen, was ihr in der Schlacht um die Krim bis zum Mai 1944 gelang.

Literatur

  • Klaus Schönherr u.a.: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2.
  • Andrej Antonovič Grečko u. a.: Geschichte des Zweiten Weltkrieges Band 7, Militärverlag der DDR, Berlin 1979.
  • Charles B. Atwater, Jr.: Soviet Amphibious Operations in the Black Sea, 1941-1943, Diss. für das Castleton State College, 1995.
  • Mark Axworthy u. a.: Third Axis Fourth Ally, Arms and Armour Press, London 1995, ISBN 1-85409-267-7.

Einzelnachweise

  1. Schönherr, pp. 468-469.
  2. Am 20. November 1943 wurde das Oberkommando der Nordkaukasusfront in Selbständige Küstenarmee umbenannt, die die Kontrolle über die Einheiten im Kertscher Brückenkopf übernahm. Gretschko, p. 285.
  3. Axworthy, S. 130.
  4. Die deutsche 3. Räumbootsflottille war ursprünglich an der Ostsee stationiert. Um sie ins Schwarze Meer zu verlegen, fuhren die Boote elbaufwärts bis Dresden und wurden von dort auf dem Landweg nach Ingolstadt transportiert, von wo sie über die Donau in das Schwarze Meer gelangten (vgl. hier).
  5. Gretschko, p. 282.
  6. Axworthy, S. 131.
  7. laut der offiziellen sowjetischen Darstellung (Karte 103) 1500 Soldaten.
  8. Gretschko, S. 284.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schlacht um die Krim — Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch Sowjetischen Krieges 1941: Białystok Minsk – Dubno Luzk Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Wjasma Brjansk – Rostow –… …   Deutsch Wikipedia

  • 58. Armee (Rote Armee) — 58. Armee Aufstellung November 1941 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Asow-Flottille — Aktiv 1768–1944 Land Russisches Kaiserreich 1768–1774 …   Deutsch Wikipedia

  • Selbständige Küstenarmee — (Selbständige) Küstenarmee (Отдельная) Приморская армия Aktiv 20. Juli 1941 – 7. Juli 1942 20. November 1943 – August 1945 Land Sowjetunion …   Deutsch Wikipedia

  • 58. Armee (Russland) — 58. Armee Aufstellung November 1941 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Kieseritzky — (* 22. September 1893 in Rendsburg; † 19. November 1943 bei Kamysch Burun, Sowjetunion) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Vizeadmiral im Zweiten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”