Schlacht um die Krim

Schlacht um die Krim

Die Schlacht um die Krim (russisch Крымская операция) fand während des Zweiten Weltkrieges in der Zeit vom 8. April bis zum 12. Mai 1944 auf der Halbinsel Krim zwischen der verteidigenden 17. Armee der deutschen Wehrmacht und der angreifenden 4. Ukrainischen Front der Sowjetunion statt. Sie endete mit der Niederlage der deutschen Truppen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im November 1943 hatte die Rote Armee mit der Kertsch-Eltigener Operation einen starken Brückenkopf im Osten der Krim erobert, der als Ausgangspunkt für die Rückeroberung der gesamten Halbinsel dienen sollte. Ferner hatten sie im Norden eine Brücke über den Sywasch errichtet und einen Brückenkopf am Südufer aufgebaut. Die Verteidigung übertrug das Oberkommando der Wehrmacht der deutschen 17. Armee unter Generaloberst Erwin Jaenecke. Sie bestand aus fünf deutschen und sieben rumänischen Divisionen und zählte 200.000 Soldaten, 3.600 Geschütze, 200 Panzer und 150 Flugzeuge. Adolf Hitler wurde von Erich von Manstein, Ewald von Kleist, Kurt Zeitzler und vom rumänischen Diktator Ion Antonescu mehrfach vorgeschlagen, die Truppen zu evakuieren. Er weigerte sich, den entsprechenden Befehl zu geben. Als der sowjetische Angriff begann, wurde die Evakuierung von ihm gebilligt. Sewastopol wurde zur Festung erklärt, die um jeden Preis zu halten war. Fünf Divisionen standen im Norden, vier auf der Halbinsel Kertsch und drei sollten die Küste bewachen.

Die sowjetischen Planungen sahen vor, die Evakuierung zu verhindern. Die 4. Ukrainische Front unter Fjodor Tolbuchin bestand aus 400.000 Soldaten, 6.000 Geschützen, 560 Panzern und Selbstfahrlafetten und 1.250 Flugzeugen. Die 51. Armee und das 19. Panzerkorps sollten vom Sywasch aus vorstoßen, die 2. Gardearmee die Verteidigungsstellungen auf der Landenge von Perekop durchbrechen. Die Selbständige Küstenarmee unter Andrei Jerjomenko sollte sie von der Halbinsel Kertsch aus unterstützen.

Verlauf

Der Angriff begann am 8. April. Nach zwei Tagen wurde die deutsche Verteidigung durchbrochen. Die 2. Gardearmee nahm Armjansk ein und die 51. Armee umging die deutsch-rumänische Gruppierung. Um der Einkesselung zu entgehen, traten die deutsch-rumänischen Truppen den Rückzug an. In der Nacht zum 11. April griff Jeremenkos Armee an und nahm morgens Kertsch ein. Am 13. April fiel Simferopol. Am 15./16. April erreichte die Rote Armee Sewastopol, griff aber erst nach längerer Vorbereitungszeit am 5. Mai an, weil sie erst im Rahmen der Kämpfe erfuhr, wie stark die deutschen Verteidigungslinien waren. Am 1. Mai wurde Erwin Jaenecke durch Karl Allmendinger abgelöst, weil er den Kampf für verloren hielt. Sewastopol wurde am 9. Mai von sowjetischen Truppen erobert und die gegnerischen Verbände bis zum Kap Chersones zurückgedrängt (etwa 30.000 Mann), wo sie, in der Hoffnung, evakuiert zu werden, weiter kämpften; die verbliebenen 21.000 Soldaten ergaben sich schließlich.

Folgen

Laut dem Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller wurden aus Odessa 18.845 Soldaten evakuiert, außerdem von der Krim zunächst 45.000 Deutsche und Rumänen, 16.000 Ostlegionäre und 3.800 Kriegsgefangene. Beim Versuch, weitere 100.000 Mann aus dem nicht mehr zu verteidigenden Sewastopol zu evakuieren, seien durch den Verlust von 60 von der sowjetischen Luftwaffe versenkten Schiffen 31.700 Deutsche und 25.800 Rumänen ertrunken.[1] Nach anderen deutschen Angaben ertranken vom 3. bis zum 13. Mai 42.000 Mann im Schwarzen Meer. Nach einer russischen Quelle betrugen die Verluste der 17. Armee 100.000 Soldaten (davon 62.000 Gefangene) sowie sämtliche schwere Waffen und Ausrüstung.[2] Die Verluste der Roten Armee beliefen sich offiziell auf 85.000 Soldaten (davon 18.000 Tote), 521 Geschütze, 171 Panzer und 179 Flugzeuge.[3]

Die Schwarzmeerflotte bekam mit dieser Operation ihre Hauptbasis Sewastopol zurück.

126 sowjetische Soldaten wurden mit der Auszeichnung Held der Sowjetunion geehrt.

Einzelnachweise

  1. Rolf-Dieter Müller, Der letzte deutsche Krieg. 1939-1945, Stuttgart 2005, S. 290
  2. Vereinigtes Internationales Biographisches Zentrum: Soldat XX weka. Kiewer Operation (russisch)
  3. G.F. Krivosheev, Soviet Casualties and Combat Losses in the Twentieth Century, London 1997, Tabelle 98

Weblinks

Bei der Betrachtung sowjetischer Quellen mit Ausnahme von Samisdat- und Tamisdat-Literatur, die bis zum Jahr 1987 veröffentlicht wurden, muss die Tätigkeit der sowjetischen Zensurbehörden (Glawlit, Militärzensur) bei der Revision diverser Inhalte im Sinne der sowjetischen Ideologie berücksichtigt werden. (→Zensur in der Sowjetunion)


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