Kevin Clarke

Kevin Clarke

Kevin Clarke (* 14. Februar 1967 in Berlin) ist Musikwissenschaftler mit Schwerpunkt Operette und Autor mehrerer Bücher zu den Themen Jazz- und Revueoperetten der 1920er Jahre, Operette unterm Hakenkreuz sowie (Homo–)Sexualität und Operette. Seit 2006 ist er Direktor des Operetta Research Center Amsterdam.

Inhaltsverzeichnis

Laufbahn

Clarke studierte an der Freien Universität Berlin und der Universität Mailand Musikwissenschaft und Literaturgeschichte. Danach arbeitete er als Kritiker und Journalist bei Der Tagesspiegel, Bunte und beim Playboy sowie seit 2003 in Amsterdam, unter anderem für Orpheus und De Groene Amsterdammer. Er produzierte für den SWR eine Reihe von Sendungen über Operettenkomponisten im Exil (Werner Richard Heymann, Robert Stolz, Emmerich Kálmán, Ralph Benatzky usw.). Er wurde an der FU Berlin mit einer Arbeit zum Thema „Im Himmel spielt auch schon die Jazzband“. Emmerich Kálmán und die transatlantische Operette 1928–32 promoviert. Im Jahr 2005 konzipierte und organisierte er die Tagung Operette unterm Hakenkreuz für die Staatsoperette Dresden. Seine Beiträge über die Aufführungspraxis von Operetten wurden in der Frankfurter Zeitschrift für Musikwissenschaft und bei Musik-Konzepte (Im weißen Rössl. Zwischen Kunst und Kommerz. Band 133/34) veröffentlicht. 2007 erschienen seine Bücher Glitter and be Gay: Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer sowie Im Weißen Rössl – Auf den Spuren eines Welterfolgs, ferner Aufsätze zu Wien in der Tonfilmoperette (für den Ausstellungskatalog Wenn ich sonntags in mein Kino geh’ der Deutschen Kinemathek) sowie ein Beitrag zu Operette und Nationalsozialismus für den Ausstellungskatalog Das verdächtige Saxophon der Berliner Philharmoniker, bei der Edition Text + Kritik erschien 2008 ein Aufsatz zu Erich Wolfgang Korngold und die Operette. 2009 hielt er an der Universität Amiens einen Vortrag über Die Pornografie der Operette, der in einem Tagungsband veröffentlicht wurde.[1] 2010 referierte er im Rahmen des Colloquiums Musik im Unterhaltungskino des Dritten Reichs (Hochschule für Musik, Würzburg) zum Thema „Filmoperette in der NS-Zeit“ [2] sowie bei dem Symposium Zwischen den Stühlen: Remigranten im Unterhaltenden Musiktheater der Fünfziger Jahre (Universität der Künste, Berlin) zu „Zwei Cowboys im Dreiviertel-Takt: Emmerich Kálmáns Arizona Lady oder der Versuch einer transatlantischen Nachkriegsoperette“ [3]

2006 gründete Clarke das Operetta Research Center Amsterdam, dessen Direktor er ist. Das Ziel der niederländischen Stiftung ist es, besonders das Verhältnis von Nationalsozialismus und Operette zu untersuchen sowie die Silberne Operette der 1920er Jahre aufzuarbeiten und neuerlich zur Diskussion zu stellen. 2008 veranstaltete das Research Center in Amsterdam eine Konferenz über die Zukunft der Operette, in Zusammenarbeit mit dem Theaterinstituut Nederland (TIN). Seit 2008 betreut er die Studenten des Masterstudiengangs Operette/Klassisches Musiktheater des Konservatoriums Tilburg als Coach und hält Vorlesungen ab zu Operettenrepertoire und Fragen der Aufführungspraxis von Operetten.

Als Dramaturg und Berater ist Clarke verbunden mit Opera aan het IJ und arbeitete an der europäischen Erstaufführung der US-Operette The Beastly Bombing: A Terrible Tale of Terrorists Tamed by the Tangles of True Love im Februar 2009 mit. Ebenfalls ist er an der Wiederentdeckung der deutsch-holländischen Operette Insel der Träume (1938) des bekannten deutschen Filmkomponisten Hans-Martin Majewski und dem Librettisten Joachim von Ostau beteiligt.

Er ist an diversen CD-Veröffentlichungen von Operetten beteiligt und hat entsprechende Bookletttexte verfasst, unter anderem für die Walhall-Editionen von Benatzkys König mit dem Regenschirm und Axel an der Himmelstür (mit Zarah Leander), ferner für Gala Records im Fall von Der arme Jonathan (Millöcker), Zigeunerprimas und Hollandweibchen (Kálmán) sowie für Sepia Records die Ausgabe von White Horse Inn mit dem Original Broadway Cast 1936.

2010 kuratierte er die Ausstellung Glitter and be Gay: Erik Charell und die schwule Operette fürs Schwule Museum Berlin [4]

Clarke lebt in Berlin und in den Niederlanden. Er betreut die Website für Ralph Benatzky für die Familie des Operettenkomponisten.

Seit der Ausgabe im März 2011 ist Kevin Clarke Chefredakteur der Zeitschrift Männer aus dem Bruno Gmünder Verlag.

Literatur

  • Kevin Clarke: „Im Himmel spielt auch schon die Jazzband“. Emmerich Kálmán und die transatlantische Operette 1928–32. von Bockel Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-932696-70-1
  • Kevin Clarke: Glitter and be Gay: Die authentische Operette und ihre schwulen Verehrer. Männerschwarm Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-939542-13-1
  • Kevin Clarke: Im Weißen Rössl – Auf den Spuren eines Welterfolg. Rössl Hotel Verlag, St. Wolfgang 2007, ISBN 978-3-200-01030-7
  • Kevin Clarke: Die Tagebücher des Dr. Ralph Benatzky. Zwischen Berlin und Hollywood: Eine Zeitreise in die 20er Jahre (Hörbuch, Duo-phon Records), ISBN 978-3-937127-11-8
  • Kevin Clarke: Holland in musicals en operettes, Actuele Onderwerpen Nr. 2814, 2004

Aufsätze (Auswahl)

  • Kevin Clarke: Zurück in die Zukunft. Aspekte der Aufführungspraxis des Weißen Rössl, in: Ulrich Tadday (Hrsg.), Im weißen Rössl. Zwischen Kunst und Kommerz, Musik-Konzepte 133/134, München 2006, S. 101-150
  • Kevin Clarke: Gefährliches Gift. Die 'authentische' Operette - und was aus ihr nach 1933 wurde, in: Albrecht Dümling (Hrsg.), Das verdächtige Saxophon: „Entartete Musik“ im NS-Staat, Neuss 2007, S. 53-69
  • Kevin Clarke: Walzerträume. Wien als Setting in Bühnen- und Tonfilmoperetten vor und nach 1933, in: Rainer Rother u. Peter Mänz (Hrsg.), Wenn ich sonntags in mein Kino geh'. Ton - Film - Musik 1929-1933, Berlin-Bönen 2007, S. 106-123
  • Kevin Clarke: Die Pornografie der Operette: Definitionsmerkmale einer individuellen Musiktheaterform, in: Danielle Buschinger (Hrsg.), Erotisme et sexualité (Actes du Colloque international), Amiens 2009, S. 315-325

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Danielle Buschinger, Erotisme et sexualité, Medievales 47, Amiens 2009
  2. br-online
  3. Deutsches Musicalarchiv
  4. Glitzerlust−nicht Altenheim

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