- Keyboard
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Keyboard engl.: electronic keyboard Klassifikation Elektrophon
TasteninstrumentVerwandte Instrumente Klavier, E-Orgel Musiker Kategorie:Keyboarder Keyboard ist im deutschen Sprachgebrauch ein Oberbegriff für Musikinstrumente, die als elektrophone Tasteninstrumente ihre Töne elektronisch erzeugen (wie beispielsweise Synthesizer, E-Pianos oder elektronische Orgeln) oder mechanisch erzeugte Töne elektrisch abnehmen und verstärken (beispielsweise Clavinet). Bezeichnend ist oft das Anspielen mit einer Klaviatur, die elektroakustische Wiedergabe durch bereits eingebaute Lautsprecher und die unproblematische Transportmöglichkeit (Portable Keyboard).
Im oberflächlichen Sinne wird Keyboard auch für Masterkeyboards und allgemein für alle Tasteninstrumente als Anglizismus verwendet, wobei dann damit ein konkretes Instrument nicht gemeint ist, sondern nur die Ausrüstung der Keyboarder.
Eine genaue Abgrenzung des Begriffs Keyboard bezüglich der Tonerzeugung und Ausstattung ist aufgrund der historischen Entwicklung nicht möglich.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau des Keyboards
Hauptkriterium und Vorteil eines Keyboards ist seine einfache Transportierbarkeit und Kompaktheit. Die meisten Keyboards sehen auf den ersten Blick einem Klavier ähnlich, allerdings unterscheiden sich auch sehr hochwertige Keyboards bezüglich Anschlag und Spielgefühl erheblich von Klavieren oder Flügeln: Da die Tasten im Normalfall keine Mechanik betätigen, sondern nur einen elektrischen Kontakt herstellen müssen, ist beim Keyboard erheblich weniger Kraftaufwand erforderlich. Dieses kann beim Wechsel vom oder zum Klavier irritieren. Höherpreisige Keyboards ahmen mit gewichteten Tasten bis hin zu einer komplizierten Hammermechanik das Tastendruckgefühl echter Pianos nach, die somit ein fast schon realistisches Spielgefühl vermitteln.
Die Anzahl der Tasten variiert von Modell zu Modell. Möglich sind bis zu 88 Tasten, also der Tonumfang eines herkömmlichen Klaviers. Im Bereich der portablen Keyboards werden aber meistens 76-, 61- oder 49-Tasten-Klaviaturen verwendet. Die Tastenbreite entspricht normalerweise der genormten Klavier-Tastatur (16,5 cm pro Oktave), bei einfachen Anfänger-Keyboards gibt es auch schmalere Tasten (14 cm pro Oktave).
Im Unterschied zum Klavier findet man auf einem Keyboard verschiedene Bedienelemente, wie Taster, Drehknöpfe oder Schieberegler, um die Funktionen des Keyboards steuern zu können. Die meisten Keyboards besitzen zudem ein Display, auf dem die derzeitigen Einstellungen dargestellt werden. Hierfür werden Segmentanzeigen, erweiterte LC-Displays oder vollgrafische TFT-Bildschirme eingesetzt. Viele Keyboards, vor allem im Homekeyboard-Bereich, besitzen zudem eingebaute Lautsprecher, sodass keine Verstärkung durch zusätzliche Systeme benötigt wird. Diese sind mitunter auch batteriebetrieben. Auf der Rückseite der Keyboards befinden sich meistens Steckbuchsen für einen Stromanschluss, ein oder mehrere Audioanschlüsse, MIDI-Anschlüsse und Anschlüsse für Pedale (etwa Sustain- oder Piano-Pedal). Einige Keyboards besitzen ein Disketten-, CD-, oder Speicherkartenlaufwerk, mit dem es möglich ist, zusätzliche Klangfarben, Stile für die Begleitautomatik oder Songs im MIDI-Format als Presets in den internen Speicher zu laden.
Die eingebauten Lautsprecher in einem Keyboard sind meistens für Zimmerlautstärken konzipiert. Wer sehr laut spielen möchte, muss beim Keyboard-Kauf darauf achten, dass Anschlussbuchsen für einen externen Verstärker vorhanden sind. In der Regel erfüllt auch ein Kopfhörer-Ausgang diese Funktion.
Klangerzeugung bei einem elektronischen Keyboard
Beim Drücken einer Keyboardtaste wird in einem speziellen elektronischen System ein Ton mit der ihm traditionell zugeordneten Tonhöhe erzeugt und mit einer ADSR-Hüllkurve entsprechend der Tastendruckdauer beeinflusst. Die Tonquelle kann unter anderen eine klassische Oszillatorschaltung bis hin zu einem Sample sein. Mit im Keyboard integrierten Effekten kann der Klang zusätzlich beeinflusst werden.
Aufgrund eingeschränkter elektronischer Leistung kann die Anzahl der gleichzeitig erzeugbaren Einzeltöne stark variieren. Einfache Spielzeugkeyboards sind mitunter monophon, wenn eine Begleitautomatik verwendet wird.
Anschluss an einen Computer
So gut wie alle Keyboards werden heutzutage mit einer MIDI-Schnittstelle ausgeliefert. Es gibt zwei technische Ausführungen davon. Entweder verbindet man das Keyboard über ein MIDI-Kabel mit dem MIDI Eingang der Soundkarte oder, was heute üblich ist, direkt mittels USB-Kabel mit einem USB-Eingang des Computer. Diese Verbindung dient jedoch nicht zur Übertragung von Musik, sondern von MIDI-Kommandos (Note-On, Note-Off, Program Change etc.), die auf der PC-Seite durch ein entsprechendes Sequenzer- oder Synthesizer-Programm erst in Klänge umgesetzt werden müssen. Es gibt zwei Gründe, ein Keyboard mit einem PC zu verbinden:
1. Recording: Man kann sein eigenes Spiel als MIDI-Notenfolge aufnehmen, abspeichern und wiederverwerten. Damit lassen sich auch vielspurige MIDI-Files (= elektronische Notenblätter) erzeugen, so dass man ein ganzes Orchester aufbauen kann. Außerdem kann man auch Wave-Files (=Audiodateien) erzeugen, die sich speichern oder auf CD brennen lassen.
2. Man kann mit dem Keyboard einen Software-Synthesizer ansteuern und damit die Klang- und Effektmöglichkeiten gewaltig erweitern. Solche Soft-Synthesizer wie Cubase, Sonar, Music Producer, Synthesizer Workstation oder Ableton erfüllen beide Funktionen.
Geschichte
Die Geschichte der elektronischen Tasteninstrumente begann 1885, als E. Lorenz das erste brauchbare elektromechanische Instrument herstellte. Zwei Jahre darauf präsentierte Thaddeus Cahill das Dynamophon, den ersten Synthesizer, der bisher nur Sinustöne liefert. 1906 wurde die Elektronenröhre erfunden, Grundlage für viele moderne Instrumente. Friedrich Trautwein ertüftelte dann 1924 das Trautonium. 1934 erschuf Laurens Hammond eine Hammond-Orgel. Der erste spannungsgesteuerte Synthesizer wurde von Robert Moog erfunden, worauf dann der Minimoog 1970 folgte. In den 1980er Jahren etablierte sich durch die neuen Möglichkeiten der digitalen Klangerzeugung das heute gebräuchliche Keyboard. Das E-Piano wurden mit dem Aufkommen der Samplingtechnik in den 1990er Jahren populär. Ebenfalls in den 1990er Jahren wurden die ersten Keyboards für Laien im niedrigen Preissegment auf den Markt gebracht. Heute gibt es eine breite Palette von Modellen verschiedener Hersteller, die verschiedene Ansprüche abdecken.
Verwendung in der Musik
Keyboards werden heute zumeist eingesetzt, um traditionelle oder historische elektronische Instrumente zu simulieren bzw. die Klänge mehrerer dieser Instrumente in sich zu vereinigen. Man kann es zum Beispiel in einer Band nutzen oder auch anders.
Solistisch
Das weit verbreitete Homekeyboard wird oft in der Hausmusik und der Musikpädagogik eingesetzt. Höherwertige Keyboards, oft mit komfortabler Programmiermöglichkeit ausgestattet, werden häufig von Alleinunterhaltern verwendet, meistens im Umfeld der Tanz- und Unterhaltungsmusik. Mit den erweiterten MIDI-Funktionen kann automatisiert eine komplette Band simuliert werden. Die dafür nötigen MIDI-Arrangements werden vom Musiker selbst erstellt oder käuflich erworben. Im Tonstudio unterstützen sogenannte „Masterkeyboards“ oder „Arranger Keyboards“ den Musiker bei der Komposition oder Produktion von Musikstücken.
Band
In den verschiedensten Musik-Genres werden Keyboards eingesetzt. Im professionellen Umfeld bedient der Keyboarder meistens mehrere spezialisierte Geräte, etwa Synthesizer, E-Piano, Sampler oder Hammond-Orgel. Das Keyboard bildet in vielen Stilen das harmonische Fundament eines Musikstückes.
Pädagogik
Viele professionelle Keyboarder erhielten ihre Ausbildung auf dem Klavier oder der Orgel. Der Einstieg auf einem akustischen Tasteninstrument wird von vielen Musikpädagogen empfohlen. Dennoch ist inzwischen eine Primärausbildung auf dem Portable Keyboard in vielen Musikschulen möglich.
Funktionen des Elektronischen Keyboards
Keyboards besitzen im Vergleich zum Klavier verschiedene Zusatzfunktionen. Diese stehen je nach Anwendervorgabe und Preislage des Keyboards zur Verfügung und können qualitativ stark variieren. Dazu können gehören:
- synthetische Erzeugung von realen Instrumentenklängen und ausgewählter elektronischer Synthesizer-Klänge
- steuerbare Begleitung durch Schlagzeug- und Instrumentenklänge einer Combo
- interne Speicherung (Aufnahme) und Wiedergabe gespielter Musikdaten („Tonbandfunktion“ für Musikdarbietung)
- Erstellung von Arpeggi aus angespielten Akkorden
- Funktion zum Erlernen von Liedern mit Hilfe vorprogrammierter Leuchttasten
- Abspielen und Weitergabe von Dateien im MIDI-Format
Digitalpianos sind mitunter mit verschiedenen Keybordfunktionen ausgestattet oder direkt als Mischform konzipiert.
Literatur
- Peter Gorges, Alex Merck: Keyboards, MIDI, Homerecording. 5. Auflage. Carstensen, München 2003, ISBN 3-910-09826-6.
- Wolfgang Fiedler: Die AMA-Keyboard-Grifftabelle. Ama, Brühl bei Köln 1994, ISBN 3-927-19030-6.
- Frank Spannaus: Modern Keyboard. Voggenreiter, Bonn 2004, ISBN 3-802-40418-1.
- Christoph Klüh: Mehr Spaß mit Tasten. PPV-Medien, Bergkirchen 2001, ISBN 3-932-27528-4.
- Reinhold Pöhnl: Styles & Patterns. PPV-Medien, Bergkirchen 2003, ISBN 3-932-27560-8.
- E. Gehrer, Synthesizer Workstation Pro, Franzis Verlag, München, ISBN 978-3-645-70094-8.
Siehe auch
Weblinks
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