Khalwatiyya

Khalwatiyya

Die Halveti-Tariqa (arabisch Chalwati bzw. Khalvati) ist ein islamischer Sufi-Orden. Ihr Gründer ist Pir Umar Halveti (Abu Abdallah Siradschuddin Umar Ibn Akmaluddin al-Lahdschi al-Chalwati), gest. 748 H (=Hidschra)/1347 AD. Von Pir Umar Halveti lässt sich die "spirituelle Kette" (arabisch Silsila) über Hadrat Ibrahim Zahid Gaylani, Hadrat Suhrawardi, Hadrat Dschunayd Baghdadi, Hasan al-Basri und Hadrat Imam Ali bis zum Propheten Muhammad zurückverfolgen. Die Gründung des Ordens erfolgte in Herat (im heutigen Afghanistan).

Der Begriff Halvet (arab. Chalwat) wird bei den Sufis im Zusammenhang mit "Rückzug ins Gebet" und "Andacht" verwendet. Die Form Halveti bezeichnet jemanden, der Halvet praktiziert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Die Gründung der Halveti-Tariqa fand in der Stadt Herat in Khorasan statt. Schon während der Zeit Sheichs Sayyid Yahya Schirvani (gest. 862 H/1457-1458 AD in Baku), dem direkten Nachfolger Pir Umar Halvetis, wächst die Zahl der Derwische beträchtlich. Yahya Shirvanis Stellvertreter verbreiten die Tariqa dann über die gesamte muslimische Welt, vor allem in Anatolien und auf dem Balkan erfährt sie einen sehr starken Zulauf.

Mit der Zeit entstehen vier große Zweige:

  • die Dschamalis, gegründet von Dschamal Chalwati (gest. 899 H/1493 AD), auch bekannt unter dem Namen "Chelebi Khalifa".
  • die Ahmadis, gegründet von Ahmad Shamsuddin Marmaravi (gest. 910 H/1504 AD).
  • die Ruschanis, gegründet von Dede Umar Ruschani (gest. 892 H/1486-1487 AD in Tabriz).
  • die Sivasis (oder auch Schamsis), gegründet von Schamsuddin Ahmad Sivasi (gest. 1006 H/1597-1598 AD in Sivas).

Weitere Entwicklung

Innerhalb dieser vier Zweige bilden sich später zahllose Unter-Zweige; am Ende des 19. Jahrhunderts besteht die Halveti-Tariqa aus nicht weniger als 50 verschiedenen Bruderschaften, wobei jede einzelne davon oft für einen eigenständigen Orden gehalten wird. Wenn man aber bedenkt, dass alle diese Zweige dieselben Glaubensgrundlagen und Dhikr-Zeremonien pflegen, scheint es angemessen, sie alle als Teile einer großen Einheit, der Halveti-Tariqa, anzusehen. Der Halveti-Tariqa gehört auch eine Anzahl nennenswerter Osmanen an, darunter 15 Sultane, sowie der Historiker Dschawdat Pascha aus dem 19. Jahrhundert (gest. 1825 AD). Das soll aber nicht bedeuten, dass es sich hierbei um eine Tariqa der gebildeten Elite handelt. Vielmehr stammt eine Menge der damaligen Derwische aus allen erdenklichen gesellschaftlichen Schichten. Bezüglich einer Studie aus dem 19. Jahrhundert gibt es in Istanbul (Türkei) zu jener Zeit 89 Halveti-Tekkes, verglichen mit 22 Naqschbandi-, fünf Mevlevi- und drei Schadhili-Tekkes.

Im europäischen Teil des Osmanischen Reiches waren die Halveti-Derwische in allen Provinzen mit starker muslimischer Bevölkerung vertreten. So unterhielten sie Tekkes in Sarajewo, Skopje und im albanischen Berat.

Situation heute

In der heutigen Türkei sind trotz des offiziellen Verbots durch den Staatsgründer Kemal Atatürk im Jahr 1925, Derwischzentren zu unterhalten, noch immer drei Halveti-Zweige aktiv: die Schabanis, die Dscherrahis und die Uschschakis. die Anzahl der Derwische dieser drei Gruppen ist größer als die jeder anderen Tariqa, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der Türkei aktiv ist. Die Halveti-Tariqa ist auch die größte der noch heute aktiven Tariqas auf dem Balkan (z.B. Hayati-Halveti in Mazedonien).

Siehe auch

Literatur

  • Yaşar Nuri Öztürk: The Eye of the Heart. An Introduction to Sufism and the Tariqats of Anatolia and the Balkans - Chapter Eleven: The Khalwatis; Redhose Press Istanbul 1988; ISBN 975-413-024-8

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