Kinderhospiz

Kinderhospiz

Ein Kinderhospiz umfasst ambulante und stationäre Einrichtungen für unheilbar und lebensverkürzend erkrankte Kinder und deren Eltern und Geschwister.

Durch die häufig intensive Pflege des Kindes kommen im Alltag die Erholung der Eltern und die Zuwendung an die Geschwister zu kurz. In einem stationären Kinderhospiz gibt es die Möglichkeit, dass sich die Eltern für eine begrenzte Zeit aus der Pflege herausnehmen können und von professionellen Pflegern ersetzt werden. Auf Wunsch kann das kranke Kind mit seiner Familie bis zu seinem Tod (und für kurze Zeit darüber hinaus) im Kinderhospiz bleiben, das (wie auch stationäre Erwachsenenhospize) Sterbebegleitung anbietet und über Erfahrung in Palliative Care verfügt. Ambulante Kinderhospizdienste begleiten das schwerkranke Kind und seine Familie im häuslichen Bereich, übernehmen aber keine pflegerischen Tätigkeiten.

In Deutschland gibt es 2011 für Kinder elf stationäre Hospize und knapp 100 ambulante Hospizdienste.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Idee des weltweit ersten Kinderhospizes entstand Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien. Auslöser war ein Mädchen namens Helen, die 1978 an einem Hirntumor erkrankte. Dieser konnte zwar erfolgreich entfernt werden, aber Helens Gehirn war schwerwiegend und irreparabel verletzt. Ihre Kontaktmöglichkeit mit der Umwelt war erheblich eingeschränkt, sie konnte weder sprechen, sitzen noch ihre Körperbewegungen koordinieren.

Schwester Frances Dominica, eine Nonne und Kinderkrankenschwester, lernte Helen und ihre Familie im Krankenhaus kennen. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft. Schwester Frances besuchte Helen immer wieder während ihres langen Krankenhausaufenthaltes. Diese Beziehung setzte sich auch fort, nachdem Helen nach Hause zurückgekehrt war. Um die Eltern immer wieder zu entlasten, nahm Sr. Frances regelmäßig Helen zu sich ins Kloster.

Aus dieser Freundschaft mit Helen und ihrer Familie entwickelte sich „Helen-House“, da ihr klar wurde, dass andere Familien in gleicher Notlagen waren wie Helens Familie. Das „Helen House Hospice“ in Oxford nahm als weltweit erstes Kinderhospiz 1982 seine Arbeit auf. In Olpe entstand 1998 in der Trägerschaft der „Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH“ das erste Kinderhospiz in Deutschland, das Kinderhospiz Balthasar. 1990 gründeten sechs Familien den Deutschen Kinderhospizverein, der seitdem eine Reihe von ambulanten Einrichtungen schaffen konnte.

Der Bundesverband Kinderhospiz wurde 2002 als Dachverband der ambulanten und stationären Kinderhospize in Deutschland gegründet.

Literatur

  • Deutscher Kinderhospizverein e. V. (Hg.): Kinderhospizarbeit - Begleitung auf dem Lebensweg. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2006
  • Uwe Saegner: Papa, wo bist Du? Ein Kinderbuch zu Tod und Trauer für Kinder. [er Hospiz Verlag, Wuppertal 2005. ISBN 3-9810020-4-0
  • J.-C. Student, (Hg.): Im Himmel welken keine Blumen - Kinder begegnen dem Tod. 6. Auflage, Verlag Herder, Freiburg 2005
  • Petra Stuttkewitz: Gelebte Grenzen. Texte aus der Begleitung zweier Kinder in ihrer lebensverkürzenden Erkrankung. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2005. ISBN 3-9810020-3-2
  • Natali Metzger: "Dem Tag viel Leben geben. Das Kinderhospiz Löwenherz". Bethel-Verlag, Bielefeld 2007. ISBN 978-3-935972-15-4
  • Sabine Meinig: Wenn Kinder sterben - Die Arbeit im Kinderhospiz, Marburg 2008. ISBN 978-3-8288-9712-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wegweiser Hospiz- und Palliativmedizin; abgerufen am 24. Mai 2011

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