Palliative Care

Palliative Care

Palliative Care (lat. palliare „mit einem Mantel bedecken“; engl. care „Versorgung, Betreuung, Aufmerksamkeit“) ist der Oberbegriff für alle Bereiche der Versorgung unheilbar Schwerkranker und Sterbender, wie beispielsweise die Palliativmedizin und -pflege sowie die Hospizarbeit.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Palliative Care hat seinen Ursprung in der Hospizbewegung, welche in den 1960er Jahren im Vereinigten Königreich von Cicely Saunders begründet wurde.[1] Für die aus dem Englischen stammende Bezeichnung gibt es im Deutschen keine passende Übersetzung, so dass die entsprechenden Fachkreise den international gültigen Fachausdruck im Sinne der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übernommen haben.

Palliative Care wird als Konzept zur Beratung, Begleitung und Versorgung von verschiedenen Berufsgruppen in enger Vernetzung und in Hinblick auf Wunsch und Willen des Patienten umgesetzt: Neben ärztlichem und Pflegepersonal beteiligen sich auch Psychologen, Physiotherapeuten, Seelsorger, Sozialarbeiter sowie ehrenamtliche Helfer. Auch Angehörige werden als nahestehende Begleiter des Schwerkranken miteinbezogen und erfahren ebenso wie der Patient Unterstützung und Zuwendung.

Eine Grundhaltung der Palliative Care ist die Akzeptanz der Endlichkeit des Lebens. Daher wird das künstliche Verzögern des Sterbens abgelehnt, ebenso die aktive Sterbehilfe.

Definitionen der WHO

1990 veröffentlichte die WHO eine Definition für das Betreuungskonzept:

Palliative Care ist…

„…die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen die erfolgreiche Behandlung der Schmerzen und weiterer Symptome sowie die Hilfe bei psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt.“

2002 wurde diese Definition von einer neuen Version abgelöst. Danach ist Palliative Care

„…ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen: durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“

Palliative Care in Deutschland

Als sich in Deutschland die Hospizbewegung und parallel dazu auch die Palliativmedizin zu formieren begannen, orientierten sich die Initiatoren zunächst an englischen Einrichtungen, die schon Konzepte zur Begleitung der letzten Lebensphase Schwerkranker entwickelt hatten.

1983 wurde am Universitätsklinikum Köln die erste Palliativstation mit angeschlossenem Hausbetreuungsdienst eingerichtet,[2] 1986 wurde mit dem Haus Hörn das erste stationäre Hospiz in Aachen eröffnet. Mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) entstand 1994 die erste medizinische Fachgesellschaft, die ganz im Sinne von Palliative Care auch Angehörige nichtmedizinischer Berufsgruppen als Mitglieder zulässt.

Mit dem von der DGP entwickelten Basiscurriculum Palliative Care erschien 1996 eine Zusammenfassung der Schwerpunkte von Palliative Care. Dazu gehört unter anderem die kreative und individuelle Pflege, Medizin und soziale Arbeit, die die körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse des Schwerkranken und seines Umfeldes wahrnimmt und bei Bedarf mit Hilfe ambulanter und stationärer Einrichtungen angemessen unterstützt. Auf dieser Grundlage entwickelten sich die Fortbildungen im Bereich Palliative Care, die auf die verschiedenen Berufsgruppen zugeschnitten wurden.

2007 trat die gesetzliche Grundlage zur Finanzierung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Kraft. Im Rahmen der SAPV organisieren speziell geschulte Palliative Care Teams die weitere umfassende palliativmedizinische und -pflegerische Behandlung sowie die psychosoziale und seelsorgerliche Begleitung Schwerkranker und Sterbender im häuslichen Bereich. In manchen Regionen haben sich auch schon vor der Einführung der SAPV Versorgungsmodelle dieser Art entwickelt, beispielsweise etablierte sich in Baden-Württemberg unter dem Begriff der Brückenpflege ein Projekt zur verbesserten Begleitung Krebskranker aus dem Krankenhaus in die ambulante Betreuung.

Literatur

  • Claudia Bausewein, Susanne Roller, Raymond Voltz (Hrsg.): Leitfaden Palliativmedizin – Palliative Care. 3. Auflage. Urban & Fischer bei Elsevier, 2007, ISBN 978-3-437-23311-1.
  • G. Bollig, M. Unger, P. Pani: Gibt es einen Unterschied zwischen Palliative Care und Palliativmedizin? In: Zeitschrift für Palliativmedizin. 06/2010, S. 304.
  • Gian Domenico Borasio: Über das Sterben. Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61708-9
  • Martina Kern, Monika Müller, Klaus Aurnhammer: Basiscurriculum Palliative Care. 2. überarb. Auflage. Pallia Med Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-99315-408-0.
  • Cornelia Knipping: Lehrbuch Palliative Care. 2. Auflage. Huber, Bern 2007, ISBN 978-3-456-84460-2.
  • J. C. Student, A. Mühlum, U. Student: Soziale Arbeit in Hospiz und Palliative Care. Ernst Reinhardt UTB, München 2007, ISBN 978-3-497-01950-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cicely Saunders Foundation — About Palliative Care, englisch, abgerufen am 27. Juni 2011
  2. Vortrag v. Th. Montag auf der 1. Pflegeonkologischen Fachtagung am Klinikum Fürth 2008 , abgerufen am 16. Juni 2011

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