- Kinematograph
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Als Cinématographe oder Kinematograph, ursprünglich Kinétoscope de projection, bezeichnet man eine Apparatereihe der Lumière-Gesellschaft, der Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem war (« Réversible »). Im Gegensatz zu Dickson verwendeten sie 35-mm-Film, einfache Perforation und Greifer. Die erste geschlossene Vorführung mit dem Cinématographe fand am 22. März 1895 statt, die erste öffentliche am 28. Dezember 1895.
Vor den Brüdern Lumière ließ sich 1892 bereits Léon Guillaume Bouly einen Cinématographe patentieren.
Inhaltsverzeichnis
Technische Beschreibung
Es handelt sich um den ersten filmtechnischen Apparat mit Greifermechanismus. Nach dem heutigen Stand der Forschung stammt ein erstes Modell vom Chefmechaniker der Filmfabrik, Charles Moisson, der 1894 im Auftrag der Familie, namentlich Auguste Lumière, geheim etwas baute. Der kreisrunde Exzenter auf der zentralen Welle führte zu starker Belastung der Filmperforation, welche aus ebenfalls kreisrunden Löchern besteht. Der Lochabstand und somit der Filmschritt betragen 20 Millimeter, die Perforationslöcher haben die Weite von 2,8 Millimetern. Der Positionierabstand ist +2. Das Bildfenster mißt 20 auf 25 Millimeter.
Datei:Aufriss und Schnitt vom Cinématographe Lumière.jpgIm Verlauf des Jahres 1895 wandte sich dann Louis Lumière an den Maschineningenieuren Jules Carpentier mit der Bitte um Verbesserung der Mechanik. Dieser führte die später nach ihm benannte Kurvenscheibe ein, die « Came Carpentier », das so genannte Gleichdick.
Nun hielten die Greiferspitzen vor dem Eintreten und dem Rückzug aus der Perforation einen Moment inne, wodurch der Film erheblich geschont wird. Auch die Schlagarme für Vorschub und Rückzug des Greifers wurden ersetzt durch eine geschlossene Steuerscheibe. Der Öffnungswinkel im kreisrunden Umlaufverschluß beträgt 170 Grad.
Der Antrieb geschieht von Hand. Die Antriebswelle ist mit einem Getriebe zur Hauptwelle 8 zu 1 übersetzt. Bei zwei Umdrehungen der Handkurbel vollführt der Cinématographe 16 Filmschaltungen.
Der Cinématographe Lumière wird ohne federnde Schleifen im Film benutzt. Den Einfall dazu hatte gleichzeitig ein anderer Franzose, Eugène Augustin Lauste, als er 1895 das Eidoloscope für die Familie Latham schuf.
Datei:Cinématographe Lumière-Carpentier, obt. de proj..jpgNach der Überarbeitung des Apparates bei Carpentier handelte es sich um einen wahren Réversible. Nach Lösen einer Rändelmutter auf der Zentralwelle kann der Aufnahmeverschluß gegen die Wiedergabeblende getauscht werden. Diese hat 240 Grad Öffnungswinkel, wie in der Radierung zu sehen ist. Der Positionierabstand ist jetzt +3. Carpentier baute 200 Exemplare für die Société Lumière.
Wegen des Patentes, das Carpentier auf seinen eigenen Apparat hielt, blieb den Lumière mehrfache Unterbrechung des Lichtstrahls in der Projektion verwehrt. Der in New York City gehörte Ausspruch „Let's got to the flicks“ steht im Zusammenhang mit den Vorstellungen der Lumière, die 1896 dort stattfanden. Lumière-Filme flimmerfrei darzustellen, ist historisch falsch.
Diese Patentzeichnung erzählt einen Teil der Geschichte mit. Carpentier verringert die Dunkelphase mit einem witzigen Getriebe auf 120 Grad, doch ganz verschwindet das Projektionsflimmern auch dadurch nicht.
Das Projekt
Wegen seiner Leichtigkeit fand der Cinématographe schnell weltweite Verbreitung. Anfänglich sandte die Gesellschaft Operateure mit Vertrag in alle Richtungen aus. Das waren die ersten Filmreporter. Wegen der technischen Begrenzung auf etwa eine Minute Filmaufnahme (bei 16 Bildern in der Sekunde) verloren die Filmleute aber mit den Jahren das Interesse an der relativ teuer angebotenen Apparatur. 1905 gaben die Lumière das Projekt Domitor auf und verkauften alles Material und die Patente an die Société Pathé frères. Sie verdienten mit Cinématographe und Filmhandel umgerechnet auf März 2009 etwa 65 Millionen Euro.
Literatur
- Léo Sauvage: L'affaire Lumière. Enquête sur les origines du cinéma. Paris, 1985
- Bernard Chardère, Guy et Marjorie Borgé: Les Lumière. Lausanne-Paris, 1985
- Georges Sadoul: Lumière et Méliès. Paris, 1985
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Siehe auch
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