Klabriaspartie

Klabriaspartie

Die Klabriaspartie ist eine im jüdischen Jargon gehaltenes Theaterstück. Es war die erfolgreichste jüdische Jargonposse im deutschsprachigen Raum vor 1938. Das 1890 erstmals aufgeführte Stück erlebte bis 1925 rund 5.000 Aufführungen.[1]

Verfasser des Stückes war Adolf Bergmann, der dieses am 8. November 1890 in einer Vorstellung des Budapester Orpheums in Wien uraufführte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Stück wurde am 8. November 1890 von der Budapester Orpheumgesellschaft unter dem Titel Eine Partie Klabrias im Café Spitzer aufgeführt. Regie führte Ferdinand Grünecker. Die Musikkomposition, der „Klabriasmarsch“, wurde von M. O. Schlesinger geschrieben. Die Rollen wurden von Ferdinand Grünecker (Simon Dalles), Max Rott (Jonas Reis), Benjamin Blaß (Kibitz Dowidl), Karl Hornau (Prokop Janitschek), Kathi Hornau (Frau Reis) und Anton Rheder (Kellner Moritz) gespielt.

1891 wurde das Stück erstmals in Budapest (damals noch zu einem großen Teil deutschsprachig bewohnt) aufgeführt, wo es wie in Berlin ebenfalls ein großer Erfolg war und von vielen Bühnen immer wieder aufgeführt wurde.

Handlung

Das Stück handelt von den Schicksalen kleiner Hausierer und Schnorrer, deren Leben als „Luftmenschen“ und ihrem Kampf ums tägliche Brot. Sie finden ihren Trost beim Karten-, Domino- und Würfelspiel, darunter auch das Kartenspiel Klabrias, ein Spiel für drei Personen.

Rollen

Die in diesem Stück handelnden Figuren sind:

  • Simon Dalles, jüdischer Kartenspieler
  • Jonas Reis, jüdischer Kartenspieler
  • Prokop Janitschek, böhmischer Kartenspieler
  • Moritz, Kellner
  • Kiebitz Dowidl
  • Frau Reis

Hauptfigur ist Simon Dalles, dessen Name sich vom jiddischen Wort „dáleß“ für „Armut“ oder „Elend“ ableitet. Die jüdischen Charaktere sprechen im jüdischen Jargon, der Böhme „böhmakelt“.

Rezeption

„Jahrhunderte alt ist die Leuchtkraft des jüdischen Witzes. Die eisgraue Klugheit seiner Logik, die wirklichkeitsscheue, aus bitterbösesten Leid geborene Skepsis seiner Weltbetrachtung, die Unerotik seines Inhalts, lassen es eigentlich nicht recht erklärlich erscheinen, warum der jüdische Witz sich so sieghaft selbst den Wirtsvölkern gegenüber durchgesetzt hat. Selbst der Radauantisemitismus muß sich, wenn er ‚satirisch‘ werden will, seine geistige Minderbemitteltheit mit jüdischen Witzanleihen aufputzen. Der jüdische Witz ist, ohne daß man dabei sehr übertreibt, das Salz aller schöngeistigen Suppen, die heute hierzulande zubereitet werden. So erstaunlich es nun klingt, es ist doch wahr: als die Mutter aller jüdischen Witze von Wien bis Neutitschein und von Budapest bis Boskowitz gilt: Die Klabriaspartie. Sie enthält im Urkeim alles, worauf dann fünfzig Jahre jüdische Theaterkomik weitergebaut hat. Was heutzutage an jüdischen Witzen erzählt wird, war irgendwie schon in der ‚Klabriaspartie‘ da, und wenn der Witzblattleser oder der Operettenbesucher die Witzefabrikation von heute mit den Worten charakterisiert: ‚Gott, wie alt!‘, so hat man fast immer recht: fünfzig Jahre alt, aus der Klabriaspartie...“

Jacques Hannak, 1931 [2]

Verfilmung

  • Die Klabriaspartie (1916, Regie: Danny Kaden)

Literatur

  • Georg Wacks: III. Die Klabriaspartie, in: Die Budapester Orpheumgesellschaft – Ein Varieté in Wien 1889–1919. Verlag Holzhausen, Wien 2002, S. 56–61

Einzelnachweise

  1. a b Georg Wacks: Die Budapester Orpheumgesellschaft – Ein Varieté in Wien 1889–1919. Verlag Holzhausen, Wien 2002, S. 36
  2. Jacques Hannak: Fünfzig Jahre Klabriaspartie. Arbeiter-Zeitung, 1. Jänner 1931, S. 13; Zitiert in: Wacks, S. 63

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