Klangmalerei

Klangmalerei

Als Tonmalerei bezeichnet man eine auf Nachahmung oder Synästhesie beruhende musikalische Schilderung natürlicher Erscheinungen, die sowohl akustischer als auch optischer Natur sein können. Häufige Motive der Tonmalerei sind Naturereignisse (Gewitter, Echo, plätscherndes Wasser), Tierstimmen (Vogelstimmen, Hundegebell) und Impressionen des Landlebens (Jagd- oder Alpenhörner, Volkstänze). Schon in der spätmittelalterlichen Musik galt Tonmalerei als ein Mittel der imitatio naturae.

Weil die aristotelische Naturnachahmung (Mimesis) seit der Neuzeit als Leitfaden für alle Künste galt, konnten sich Musik und Dichtung in dieser Absicht begegnen, ohne aufeinander angewiesen zu sein: Antonio Vivaldi fügte seinen Vier Jahreszeiten nachträglich die entsprechenden Sonette bei.

Seitdem die Naturnachahmung jedoch nicht mehr unumstrittene Aufgabe der Musik war, also seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, änderte sich die Einstellung zur Tonmalerei. Der sogenannte Ausdruck bekam einen höheren Stellenwert, wie es etwa Johann Georg Sulzer in seiner Allgemeinen Theorie der schönen Künste (1771) formulierte. Es war zum Beispiel keine Herausforderung mehr, eine Vogelstimme täuschend zu imitieren, sondern vielmehr die eigenen Gefühle beim Anhören des Vogels auszudrücken. Beethoven notierte zu seiner 6. Sinfonie, dass sie „mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“ sei.

So zerfiel die Musik im 19. Jahrhundert in eine populäre, in der die ältere enge Verbindung mit der Tonmalerei bestehen blieb, wie oft in der Oper oder in Salonmusik, und eine „ernste“, in der die Tonmalerei nur noch sehr eingeschränkt Verwendung fand. Der erste universitäre Musikwissenschaftler Eduard Hanslick leugnete mit seiner Definition der Musik als „tönend bewegte Formen“ jeden inneren Zusammenhang mit Tonmalerei.

Beim Stilmittel der Tonmalerei ist ein außermusikalisches Geschehen in die Musik integriert, während bei Programmmusik das Außermusikalische als Erklärung zur Musik mitgeliefert wird.

In der Musique concrète des 20. Jahrhunderts wird der Abstand einer „reinen“ Musik zum Alltagsgeschehen wiederum aufgelöst, indem Geräusche als musikalische Ereignisse betrachtet werden.

siehe auch: Lautmalerei


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