Alpenhorn

Alpenhorn

Das Alphorn ist ein Blasinstrument auf dem Prinzip der Polsterpfeife und gilt als Nationalsymbol der Schweiz.

Alphorn-Konzert in Vals GR

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Geschichte

Es gehört aufgrund seiner Anblastechnik instrumentenkundlich zu den Aerophonen (wie alle Blechblasinstrumente) und wird traditionell überwiegend aus Holz gefertigt. Es besitzt weder Klappen, Züge oder Ventile und ist daher bezüglich der zu spielenden Töne auf die Naturtonreihe beschränkt. Ein Alphorn kann man, je nach Landschaft, 5 bis 10 km weit hören. Lange Holztrompeten gibt es in vielen Kulturen und Ländern, z. B. in Tibet, den Pyrenäen und den Karpaten, oder bei den Kirgisen. In der Schweiz erfreut sich das Alphorn jedoch allgemeiner Beliebtheit.

Die erste bekannte schriftliche Erwähnung eines Alphorns in der Schweiz datiert auf 1527. Von damals stammt ein Eintrag in einem Rechnungsbuch des Klosters von St. Urban über „zwei Batzen an einen Walliser mit Alphorn“.

Es gibt wenige klassische Kompositionen für Alphorn, die bekanntesten davon sind die Sinfonia pastorella für Alphorn und Streicher in G-Dur von Leopold Mozart sowie die Parthia auf Bauerninstrumenten von Jiří Družecký (Georg Druschetzky). Neuere Werke sind das Concertino Rustico des ungarischen Komponisten Ferenc Farkas sowie das Konzert für Alphorn und Orchester und Dialog mit der Natur für Alphorn, Piccolo und Orchester des schweizer Dirigenten und Komponisten Jean Daetwyler. 1996 entstand das Concertino für Alphorn in F und Streicher von Franz Kanefzky.

Vereinzelt wird das Alphorn auch im Jazz verwendet. Die Gruppe „Kerberbrothers Alpenfusion“ setzt das Instrument in den Stücken Alphornblues und Geierwalli, beide 1998 auf CD veröffentlicht, ein.

Die Behauptung, dass Hirten früher ihre Hörner vorwiegend als Signalhörner benutzten, ist falsch. Die Ortung des Horns wäre in einem mit Bergen umgebenen Gebiet beinahe unmöglich, da der Schall von den Wänden reflexiert werden würde. Der Schall wäre somit mehrfach und von verschiedenen Seiten hörbar (Echo).

Alphornbläser, Dießen am Ammersee

Die Technik der Rohrherstellung aus Holz ist uralt, es wurden sogar bis in die jüngste Zeit die Wasserleitungen so oder ähnlich hergestellt.

Heute gibt es einige spezialisierte Instrumentenbauer, die aus geeigneten Holzstämmen ein Alphorn herstellen. Seine seltsame, unten abgebogene Form rührt von der am Hang und somit krumm gewachsenen Fichte her, die geschält und der Länge nach halbiert wird. Das anschliessende Aushöhlen der beiden Hälften auf eine Wanddicke von einem halben Zentimeter ist eine über siebzig Stunden dauernde Handarbeit. Eine anschliessende Umwicklung aus Peddigrohr (früher Rindenblätter, Holzstreifen oder Wurzeln) dient als Wetterschutz und ein hölzernes Kesselmundstück als Erleichterung beim Blasen. Der Preis für ein solches Instrument liegt bei etwa 1.000 bis 2.500 Euro (Stand: 2003). Folgende Stimmungen werden heute gebaut:

Stimmung (Grundton) Länge tiefster Ton
Es 4,05 m Es1
E 3,89 m E1
F 3,68 m F1
Fis/Ges 3,47 m Fis1/Ges1
G 3,27 m G1
Gis/As 3,09 m Gis1/As1
B 2,75 m B1
C 2,45 m C

In der Schweiz ist das Fis/Ges-Alphorn am weitesten verbreitet, in Deutschland das F-Alphorn. In der üblichen Ausführung kann man Alphörner heute in zwei oder drei Teile zerlegen.

Das bisher längste Alphorn mit einer Länge von 46 Metern wurde 1994 von der Fa. Stocker, Kriens gebaut. Das Instrument steht auf dem Grundton B, sein tiefster Ton ist das B5. Daher liegen die drei tiefsten Töne (B5, B4, F3) und für die meisten Menschen auch der vierttiefste Ton (B3) unterhalb der Hörbarkeitsgrenze.

Heute werden vereinzelt Alphörner aus Glasfasern, Carbonfasern oder Acrylglas gefertigt, sie sind nicht mehr als ein knappes Kilogramm schwer und kosten ca. 2.500 Euro. Klanglich ist solch ein modernes Alphorn den Holzhörnern deutlich unterlegen. Versuchsweise wurden auch Instrumente mit Klappen oder einer Ventilmaschine (Wirkung der Ventile wie bei einer Trompete) gebaut, um den Tonumfang auf eine diatonische Tonleiter (Klappen) oder eine chromatische Tonleiter (Ventilmaschine) zu erweitern [1].

Das Alphorn war im 18. Jahrhundert fast schon in Vergessenheit geraten, da die verarmten musizierenden Hirten in den Städten es im 17. Jahrhundert in Verruf gebracht und es als das Bettelhorn verspottet wurde. Doch die Romantik und die Touristen in den Schweizer Alpen (zuerst waren es vor allem die Engländer) brachten im 19. Jahrhundert die Folklore und auch das Alphorn zum Blühen. Heute gilt in der Schweiz das Alphorn und das Schweizer Taschenmesser neben Käse, Schokolade und Edelweiss als das Nationalsymbol. Die ersten Hirtenfeste (Unspunnenfeste) mit Alphorn-Musik fanden 1805 und 1808 statt. Derzeit zählt der Schweizer Jodlerverband allein an die 1800 organisierte Alphornbläser in der Schweiz und in der ganzen Welt zu seinen Mitgliedern – Tendenz steigend.

Orgelregister „Alphorn“

In Orgeln findet man gelegentlich das Register Alphorn. Der spezielle Klang des Alphorns wird bei diesen Orgeln durch eine Orgelpfeife (meist aus Holz) imitiert, zu finden ist zum Beispiel in der Schwalbennestorgel von 1977 im Ulmer Münster als 16′-Register im Pedal.

Film

Der derzeit einzige Film über das Alphorn in Spielfilmlänge stammt von Stefan Schwietert und heisst Musik der Alpen – Das Alphorn. Er hat eine Spielzeit von 76 Minuten und ist auch als DVD erhältlich. Er behandelt die Ursprünge des Instruments und leitet über zu moderner Auffassung über das Alphornmusizieren – sozusagen vom Jodlerverband bis zum Jazz.

Musik

Literatur

  • Brigitte Bachmann-Geiser: Das Alphorn – Vom Lock- zum Rockinstrument, 1999, ISBN 3-258-05640-4
  • Werner Bauregger, Josef Focht, Werner Sepp: Das Alphorn in Oberbayern, München 1998, ISBN 3-931754-11-1
  • Franz Schüssele: Alphorn und Hirtenhorn in Europa, Buch und Begleit-CD mit 63 Tonbeispielen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.gaisophon-academy.de/Presse/Alphorn-Blues/Bericht_Alphorn-Blues__Seite_2/bericht_alphorn-blues__seite_2.html

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