- Klassizistische Antiqua
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Die Klassizistische Antiqua ist eine Schriftklasse nach DIN 16518.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Diese Schrift ist die letzte Druckschrift, deren Name nach der kulturgeschichtlichen Epoche benannt wurde, in der sie entstanden ist. Die Techniken mit den feinen Linien des Kupferstichs und Stahlstichs sind die Merkmale des aufkommenden technischen Zeitalters. Auch was die Druckschriften angeht, besinnt man sich nach dem Barock nun wieder auf die Antike mit ihren klaren Formen. Im englischen Sprachraum ist statt Klassizistische Antiqua die Bezeichnung Didone geläufig, sowie in Frankreich Didones, in Holland Didonen und in Italien Bodoniani.
Geschichte
Die Klassizistische Antiqua verdankt ihre Formen den Einflüssen aus Frankreich und Italien. In Frankreich wurde diese Schrift von Firmin Didot entwickelt, in Italien war der bekannteste Vertreter Giambattista Bodoni, in Deutschland Justus Erich Walbaum. Mit dem Didot-System wurde das noch heute verwendete typographische Maßsystem mit dem typographischen Punkt als Ausgangsbasis geschaffen, das Hermann Berthold 1879 als Normalmaß genau festgelegt hat. Bodoni verdanken wir das „Manuale Typografico“, ein Schriftmusterbuch von 600 Seiten. Dieses zweibändige Buch ist eine Sammlung von allen Schriften, Ornamenten und Zeichen seiner Antiqua- und Kursivschriften wie auch von allen bekannten Schriftzeichen der Welt.
Bekannte Vertreter
- Bodoni (Giambattista Bodoni 1760), trieb die Druckkunst bis zur Perfektion.
- Didot (Firmin Didot 1783), verbesserte das Fournier-System zum Didot-System.
- Bell (Richard Austin 1788)
- Prillwitz (Johann Carl Ludwig Prillwitz, 12. April 1790)
- Unger (Johann Friedrich Unger, um 1790)
- Walbaum (Justus Erich Walbaum, um 1800)
- Tiemann (Walter Tiemann 1923)
- Centennial (Adrian Frutiger 1986)
- Nofret (Gudrun Zapf-von Hesse 1986)
- Kepler (Robert Slimbach 1996)
Merkmale
Die klassizistische Antiqua ist vom Schreiben mit der Spitzfeder, die je nach Druck verschiedene Strichstärken in jede Richtung zulässt, geprägt. Durch ihre hohen Strichstärkenunterschiede, die senkrechte Schattenachse und die daraus resultierende vertikale Orientierung der Zeichenform strahlen die Schriften Eleganz und statische Ruhe aus. Da unter dieser Form aber die Zeilenführung leidet, benötigen diese Schriften einen erhöhten Zeilenabstand, um das Auge zu führen. Durch die hohen Strichstärkenkontraste empfiehlt sich auch das Verwenden von hochweißem Papier nicht, da die dünnen Linien vor allem bei kleinen Schriftgraden überstrahlt werden. Die sehr dünnen Serifen münden meist ohne Übergang in den Grundstrich, was sie technisch problematisch werden lässt: Vor allem im in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Zeitungsdruck brachen die Serifen oft ab, was später zu robusteren Schriften führte.
Siehe auch
Quelle
- Karl Vöhringer: Druckschriften kennenlernen unterscheiden anwenden. Verlag Forum und Technik, Stuttgart 1989, (Fachtechnische Schriftenreihe der Industriegewerkschaft Medien 1, ZDB-ID 1064778-8).
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