- Klaus Traube
-
Klaus Traube (Klaus Robert Traube; * 25. Februar 1928 in Hannover) ist ein ehemaliger Umweltforscher und Manager, der vom Befürworter zum Gegner der Atomenergienutzung wurde.
Im Dritten Reich waren Klaus Traube und seine Familie antisemitischer Verfolgung ausgesetzt; sein Vater nahm sich 1936 das Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Traube in Braunschweig Maschinenbau und romanische Philologie. Er war wissenschaftlicher Assistent am Institut für Thermodynamik der Technischen Universität München, an der er auch promoviert wurde.
Von 1959 bis 1976 arbeitete Traube in der deutschen und amerikanischen Atomindustrie: als Direktor des Fachgebiets Kernreaktoren der AEG, bei General Dynamics in San Diego und zuletzt als geschäftsführender Direktor der Kraftwerk-Union-Tochterfirma Interatom. Dort war er verantwortlich u. a. für Entwicklung und Bau des Brutreaktors in Kalkar.
1972 trat Klaus Traube in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein.
In der "Lauschaffäre Traube" wurde Traube 1975/76 Opfer eines "Lauschangriffs" durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Grundlage war der Vorwurf, die Nähe zu den RAF-Terroristen gesucht zu haben; dieser Vorwurf erwies sich als völlig haltlos. Die am 26. Februar 1977 vom Magazin SPIEGEL aufgedeckte Affäre weitete sich zu einer Regierungskrise aus, in deren Folge der verantwortliche Innenminister Werner Maihofer zurücktrat.
Nach der Abhöraffäre wandelte sich Traube zu einem angesehenen Umweltforscher, der sich in Büchern und Artikeln für die Erschließung und Förderung alternativer Energiequellen stark machte und im Übrigen wissenschaftlich und gutachterlich im Bereich Umwelt und Energie tätig war. Von 1990 bis 1997 war Traube Direktor des Instituts für Kommunale Energiewirtschaft und Politik an der Universität Bremen, danach arbeitete er freiberuflich. Ehrenamtlich war Traube unter anderem als energiepolitischer Sprecher des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und Vizepräsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) tätig.
Für die Generation jener Westdeutschen, die Mitte der 1970er Jahre den Kampf gegen die Kernkraftwerke aufnahmen, ist Klaus Traube eine Symbolfigur. Er wohnt heute in der Nähe von Frankfurt am Main.
Inhaltsverzeichnis
Ehrungen
1984 wurde Klaus Traube mit dem Preis „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung und im März 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet.[1]
Schriften
- Beitrag in: Wolf-Dieter Narr, (Hrsg.), Wir Bürger als Sicherheitsrisiko: Berufsverbot u. Lauschangriff; Beitrag zur Verfassung unserer Republik, rororo aktuell 4181, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1977.
- Müssen wir umschalten? Von den politischen Grenzen der Technik, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1978.
- Beitrag in: Solidarisch leben, überleben: Texte, Berichte, Vorschläge zum neuen Lebensstil vom Evang. Akademikertag in Königstein, Taunus, Hrsg. Evang. Akademikerschaft in Deutschland, Stuttgart: Radius-Verlag, 1979.
- Wachstum oder Askese? Kritik d. Industrialisierung von Bedürfnissen, rororo-aktuell 4532, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1979
- Gegen den Atomstaat (mit Wolf Biermann, Otto Köhler, Günter Wallraff und Günter Zint) Frankfurt am Main: Zweitausendeins Verlag, 1979
- Die Zukunft des Fortschritts. Der Sozialismus und die Krise des Industrialismus, mit Johano Strasser, Verlag Neue Gesellschaft 1981; Berlin und Bonn: Dietz Verlag, 1984
- Billiger Atomstrom?, mit Ullrich Otto, Reinbek: Rowohlt Verlag 1982
- Energiesparen von A bis Z. Eine praktische Anleitung für jedermann, mit Meinrad Ballmer, Verlag C. J. Bucher, 1984
- Autoverkehr 2000: Wege zu einem ökologisch und sozial verträglichen Strassenverkehr. Alternative Konzepte, mit Helmut Holzapfel und Otto Ullrich, Karlsruhe: Müller, 1985.
- Energiepolitik vor Ort. Dezentrale Energiewirtschaft: umweltfreundlich - ressourcenschonend - nutzungsgerecht, mit Jobst Klien, Dorothea Schubert u.a., Köln, Kölner Volksblatt, 2. Aufl. 1986
- Nach dem Super-GAU: Tschernobyl und die Konsequenzen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1986
- Plutonium-Wirtschaft? Das Finanzdebakel von Brutreaktor u. Wiederaufarbeitung, rororo-aktuell 5444, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1986
- Technikkontrolle in der Risikogesellschaft mit Albert Kuhlmann, Carl Böhret, Sylvius Hartwig, Rainer Hohlfeld, Karl Hans Simmrock, Christoph Zöpel, Verlag neue Gesellschaft 1988
- Der Atom-Skandal. Alkem, Nukem und die Konsequenzen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1988.
- Was kann Deutschland hinsichtlich eines forcierten Ausbaus der Kraft-Wärme-Kopplung von anderen Ländern lernen?, mit Lutz Mez und Annette Piening, Hans-Böckler-Stiftung, 1999
- Aktuelle Bewertung der Kraft-Wärme-Kopplung. Ökologische und ökonomische Wirkung eines mittelfristigen Ausbaus der Kraft-Wärme-Kopplung zur Nah-/Fernwärmeversorgung in Deutschland, mit Wolfgang Schulz, Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang, 2000
Einzelnachweise
- ↑ Bekanntgabe der Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 1. April 2009, Website bundespraesident.de. Dazu: Bundesverdienstkreuz für Klaus Traube auf der Website des BUND
Weblinks
Wikimedia Foundation.