Friedrich-Ebert-Stiftung

Friedrich-Ebert-Stiftung
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Die der SPD nahestehende Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist die größte und älteste parteinahe Stiftung in Deutschland. Ihr Sitz ist Bonn; in Berlin unterhält sie eine Außenstelle.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der FES

Die nach dem sozialdemokratischen deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannte und von ihm selbst in seinem Testament angeregte Stiftung wurde wenige Tage nach seinem Tod 1925 gegründet. Der SPD-Vorstand beauftragte den Parteikassierer Konrad Ludwig mit dem Aufbau der Stiftung, deren Startkapital Spenden der Trauergäste bildeten.

Hauptaufgabe der Stiftung sollte es sein, der Diskriminierung der Arbeiter auf dem Gebiet der Bildung entgegenzuwirken: „Die Friedrich-Ebert-Stiftung verfolgt den Zweck, jungen, befähigten Proletariern Beihilfen für einen Studiengang an staatlich anerkannten Instituten zu geben. Es werden grundsätzlich nur solche Personen unterstützt, die eine Empfehlung der Parteiorganisation beibringen“ (SPD-Jahrbuch 1926). Bis Ende 1931 wurden insgesamt 295 Studenten mit rund 52.000 Reichsmark gefördert. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die Mittel der Stiftung durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise völlig erschöpft. 1933 wurde die FES von den Nationalsozialisten ebenso verboten wie sämtliche übrigen Einrichtungen der Partei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die FES auf Initiative des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes wiedergegründet. Bereits der SDS-Gründungskongress im September 1946 hatte einen entsprechenden Appell an die Parteiführung beschlossen. Ab 1948 zahlte man aufgrund einer Absprache zwischen SDS- und SPD-Vorstand die ersten Stipendien an ausgewählte SDS-Funktionäre, darunter auch an Helmut Schmidt.

1954 erfolgte die Umwandlung in einen gemeinnützigen Verein „zur Förderung demokratischer Volkserziehung“. Seit dieser Zeit finanzierte sich die FES zunehmend aus Steuergeldern, die insbesondere in die Studienförderung flossen.

Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn

Seit den 1960er Jahren engagiert sich die FES zudem verstärkt auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe. Dabei unterstützte sie Demokratisierungs- und Befreiungsbewegungen wie den African National Congress (ANC) und spielte eine wichtige Rolle bei der Überwindung der diktatorischen Regime in Griechenland, Spanien und Portugal. So war es kein Zufall, dass die Sozialistische Partei Portugals 1973 in einer Heimvolksschule der FES in Bad Münstereifel gegründet wurde.

FES heute

Heute sieht die Friedrich-Ebert-Stiftung ihre Hauptaufgabe in erster Linie in der Förderung der politischen und gesellschaftlichen Bildung von Menschen aus allen Lebensbereichen im Geiste von Demokratie und Pluralismus, Begabten jungen Menschen durch Stipendien Zugang zu Studium und Forschung zu ermöglichen und zur internationalen Verständigung und Zusammenarbeit beizutragen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung.

Die Stiftung beschäftigte 2009 insgesamt 614 hauptamtliche Mitarbeiter in ihren Niederlassungen in Bonn und Berlin, in 14 Regionalbüros, einer Akademie im Inland und 100 Auslandsvertretungen. Sie finanziert sich überwiegend durch Zuwendungen aus dem Bundes- sowie den Länderhaushalten (2007[1] circa 111,2 Mill. € von 119,5 Mill. € Gesamteinnahmen; 2009[2] circa 128 Mill. €).

Abteilung Studienförderung

Die Abteilung Studienförderung betreute bisher rund 15.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Wichtigstes Kriterium für die Aufnahme ist neben der Qualifikation bzw. überdurchschnittlichen Studienleistungen ein überdurchschnittliches gesellschaftspolitisches Engagement. Über 90 % der Geförderten beenden ihr Studium mit einem Prädikatsexamen. 2010 sind ca. 2500 Studenten in der Förderung. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten neben der materiellen auch eine sogenannte ideelle Förderung (d. h. Teilnahme an gesellschaftspolitischen Seminaren, Konferenzen und anderen Veranstaltungen, die unter anderem der Berufsqualifizierung dienen). Die FES unterhielt bis 2009 ein eigenes Tagungshaus auf dem Bonner Venusberg für diese stipendiatischen Veranstaltungen. Aufgrund der emotionalen Bindung vieler aktueller und ehemaliger Stipendiaten war die Schließung innerhalb der FES nicht unstrittig. Zudem wurde eine Petition gegen die Schließung eingerichtet. Der Venusberg wurde dennoch geschlossen.

Einmal jährlich wählen die Stipendiaten auf der bundesweiten Bundesvertretungskonferenz (BVK) ihre Bundesvertretung (BVS), die sich im darauffolgenden Jahr für die Belange der Geförderten und den Dialog mit der Stiftung einsetzt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten betreiben eine eigene Internet-Plattform (fes-stip.de) zur Vernetzung, die ein umfangreiches Angebot von Mailinglisten, Services und Kommunikationswerkzeugen enthält. Die FES erweitert das Angebot mit der Plattform www.fes-studienfoerderung.de. Unter fes-ehemalige.de kommunizieren die ehemaligen FES-Stipendiatinnen und -Stipendiaten. Alle drei Plattformen werden vom gemeinnützigen Verein FES-Ehemalige e. V. ehrenamtlich betrieben. Für die Dauer ihrer Förderung betreut ein Referent/Referentin die Stipendiaten, darüber hinaus gehören sie am jeweiligen Hochschulort einer Hochschulgruppe (HSG) an.

Seit 1971 unterstützt ein Solidaritätsfonds der FES zusätzlich bedürftige ausländische Studierende, wobei aus politischen, ethnischen oder religiösen Gründen verfolgte Menschen Vorrang haben. Der Fonds finanziert sich ausschließlich aus Spenden von ehemaligen und aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Die Spenden kamen bisher über 1.000 ausländischen Studierenden zugute – aktuell erhalten 31 Studenten ein Stipendium des Solidaritätsfonds. Jedes Jahr wählen die Stipendiaten auf der BVK zwei stipendiatische Vertreter des Fonds in dessen Lenkungsausschuss.

Entwicklungszusammenarbeit

In ihrer internationalen Entwicklungszusammenarbeit setzt sich die FES in über 100 Ländern für die Förderung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit, für starke und freie Gewerkschaften sowie für Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit ein. Zu den Partnern der FES zählen traditionell Parteien und Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche und politische Beratungseinrichtungen aber auch Regierungsinstitutionen (wie Parlamente und Ministerien) oder Organisationen der UNO. Dieses weltweite Netzwerk dient auch als Forum für Erfahrungstransfer und Politikberatung und macht die FES (ähnlich wie andere parteinahe Stiftungen) zu einer „internationalen Organisation“ mit Kontakten in der ganzen Welt und zu den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Sektoren.

Die internationale Arbeit der FES wird von Deutschland aus durch zwei Abteilungen organisiert:

Die Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit ist in 72 Ländern mit 64 Büros in Afrika, Lateinamerika, Asien, dem Nahen Osten und an den UN-Standorten in New York und Genf vertreten. Neben regional- und landesspezifischen Projekten bearbeitet sie auf Konferenzen und in Studien kontinentübergreifende internationale Fragen wie der internationalen Parteiförderung, der globalen Gewerkschaftskooperation, der veränderten geopolitischen Rolle großer Länder in der Globalisierung und der Zukunft der deutschen Außenbeziehungen.

Die Abteilung Internationaler Dialog ist in 36 Ländern mit 41 Büros vertreten, die von den beiden Referaten „Westliche Industrieländer“ und „Mittel- und Osteuropa“ betreut werden. Das Referat Internationale Politikanalyse erforscht zudem grundsätzliche Fragen unter anderem der Globalisierung, der europäischen Integration und der Transformationsprozesse in den Gesellschaften Mittel- und Osteuropas. Die Büros arbeiten länderübergreifend außerdem an den Schwerpunktthemen „Europäisches Wirtschafts- und Sozialmodell“ und „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik“.

Bildungsarbeit

Unter dem Dach ihres Historischen Forschungszentrums verfügt die FES mit dem Archiv der sozialen Demokratie und ihren Bibliotheken in Bonn (Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn) und im Karl-Marx-Haus in Trier über eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen von Dokumenten zur Sozialgeschichte und zur Geschichte der Arbeiterbewegung.

1973 erwarb die FES den traditionsreichen ehemaligen Parteiverlag der SPD „J. H. W. Dietz Nachf.“, in dessen Programm zahlreiche Buchreihen und Zeitschriften der Stiftung erscheinen.

Die politische Bildungsarbeit in Deutschland ist in einem bundesweiten Netz von Landesbüros, Akademien, zentralen Projekten sowie den Tagungszentren Berlin und Bonn organisiert. Mit dem Leitziel, die soziale Demokratie zu fördern und zu stärken sowie die politische Kultur der Demokratie weiter zu entwickeln, sollen die politischen Bildungsveranstaltungen die Urteils- und Handlungskompetenz der Bürger erweitern. Darüber hinaus motivieren und befähigen sie zum Engagement im politischen Ehrenamt und leisten Politikberatung für Personen in politischen Führungspositionen und Mandaten. Zudem will die FES in öffentlichen Foren den Dialog zwischen Politik und Gesellschaft fördern. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 2.500 Veranstaltungen angeboten, bei denen nach FES-Angaben fast 150.000 Teilnehmer erreicht werden. Ferner veröffentlichen die Abteilungen der Politischen Bildung, des Historischen Forschungszentrums und andere Fachabteilungen (Wirtschafts- und Sozialpolitik usw.) etwa 500 Publikationen pro Jahr, von knappen Länderstudien bis zu umfangreichen Gutachten zu wirtschafts- oder gesellschaftspolitischen Fragen. Historische und didaktische Ausstellungen (zum Beispiel Wanderausstellungen für Schulen über Rechtsradikalismus) ergänzen das Angebot.

JournalistenAkademie

Workshops und weitere Bildungsangebote zu journalistischen Themen und zu journalistischem Handwerkszeug bündelt die FES unter der Bezeichnung FES-JournalistenAkademie. Die Angebote stehen den Stipendiatinnen und Stipendiaten des Bildungswerk einerseits, Journalistinnen und Journalisten andererseits offen. Es gibt Seminare zu den journalistischen Darstellungsformen wie Interview und Reportage, andererseits Praktikumsangebote im Bundestag. Öffentliche Veranstaltungen zu Medienthemen in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Recherche sollen die Diskussion um den Qualitätsjournalismus in die Gesellschaft tragen.

Vorsitzende

Publikationen

  • Archiv für Sozialgeschichte, seit 1961 erscheinende geschichtswissenschaftliche Fachzeitschrift des Historischen Forschungszentrums. Das AfS erscheint jährlich im Herbst mit einem Rahmenthema zur neueren Gesellschaftsgeschichte Deutschlands, Europas oder Nordamerikas. (im Verlag J.H.W. Dietz Nachf.)
  • FES info, quartalsweise erscheinende Zeitschrift der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
  • FORUM, halbjährlich erscheinende Zeitschrift der Stipendiaten der FES
  • Internationale Politik und Gesellschaft/International Politics and Society (IPG), quartalsweise erscheinende bilinguale Zeitschrift der FES im Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn.
  • Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, herausgegeben von Anke Fuchs, Sigmar Gabriel, Klaus Harpprecht, Jürgen Kocka und Thomas Meyer, monatlich erscheinende Zeitschrift zu Theorie und Praxis der sozialen Demokratie. Die NG erscheint seit 1954 als Nachfolgeprojekt der Zeitschrift Die Neue Zeit. 1985 schloss sie sich mit den linkskatholischen FH zusammen und erscheint seitdem unter dem Namen NG/FH im Verlag J. H. W. Dietz Nachf. Bonn

Preise

  • Seit 1982 verleiht die Stiftung jährlich den mit 10.000 Euro dotierten Preis „Das politische Buch“ zur Förderung wichtiger politischer Bücher. Die Preisverleihung findet in mahnender Erinnerung an die nationalsozialistische Bücherverbrennung 1933 rund um den 10. Mai statt. 2007: für Einfach abgehängt. Ein wahrer Bericht über die neue Armut in Deutschland (zwölf Reportagen über Langzeitarbeitslose in Deutschland von Nadja Klinger und Jens König).
  • Seit 1994 wird (inzwischen jährlich) der Menschenrechtspreis der FES verliehen. Preisträger waren unter anderem der Strafgerichtshof für Uganda (2003), die peruanische Wahrheitskommission und die chilenische Kommission zu politischer Gefangenschaft und Folter, oder der thailändische Gewerkschafter Somsak Kosaisook (2006).

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. FES: Einnahmen und Ausgaben 2007
  2. FES: Etat

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