Knaster

Knaster

Als Knaster wird umgangssprachlich ein Tabak bezeichnet. Heute wird in der Jugend- und Szenesprache als Knaster auch jede Art von rauchbaren Pflanzenteilen (außer Tabak) betrachtet. Ebenfalls als Knaster wurde im 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein verdrießlicher Mann betitelt. Regional ist ein Knaster auch ein (ehemaliger) Strafgefangener.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Tabak

Das Wort bezeichnete zur Zeit der Erstbezeugungen am Anfang des 17. Jahrhunderts einen würzigen, milden Tabak von hoher Qualität, der in Rohrkörben (Spanisch canastros, zu Griechisch kánastron) transportiert wurde. Man sprach von Canastertobac, was zu Canaster/Kanaster und dann durch Vokalausfall zu Knaster verkürzt wurde und vermutlich in dieser Form über das Niederländische in die deutsche Sprache entlehnt wurde (Kluge 2002). Das Wort Knaster erhielt danach erst in der Studentensprache einen abwertenden Beiklang, der sich verallgemeinert hat.

Rauschmittel

Im 18., 19. und dem frühen 20. Jahrhundert wurde als Knaster auch die Blüten des zur Herstellung von Fasern (Hanfseilen) gebräuchlichen Hanfs bezeichnet. Diese Blüten wurden in der Pfeife geraucht. Der THC-Gehalt war deutlich geringer als bei heutigen Rauschhanfsorten. Eine Volksetymologie leitet das Wort Knaster lautmalerisch vom Geräusch des Platzens der Samen bei diesem Rauchvorgang ab.

Kräutermischung

Knaster ist seit 1996 eine europaweit geschützte Marke und bezeichnet eine Produktserie von Kräutermischungen zur Raumluftverbesserung. Sie werden – wie die Kräuterette – nicht als Tabakwaren verkauft, unterliegen aber seit dem 20. Juni 2007 der Tabaksteuer und dem Lebensmittelgesetz. Diese Mischungen sind jedoch tabak- und nikotinfrei und werden in der Praxis oft geraucht.

Entgegen der Wahrnehmung vieler Verbraucher ist der Rauch dieser Produkte nicht unschädlicher als der von regulärem Tabak. Viele Konsumenten nutzen nikotinfreie Zigaretten, um sich von ihrer Tabakabhängigkeit zu lösen. Die Entwöhnungswirkung nikotinfreier Zigaretten wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen.

Verdrießlicher Mensch

Ebenfalls als Knaster wurde seit dem 18. Jahrhundert ein verdrießlicher, brummiger alter Mann bezeichnet. Zuvor im 17. Jahrhundert noch als Knasterer oder Knasterbart benannt, beschrieb dieser Begriff lautmalerisch (vergleiche auch knistern) dunkle Klangeindrücke wie brummen, murren oder knurren und so wurde das Verb knastern schließlich im Sinne von verdrießlich sein gebraucht und zum Knaster substantiviert.

Zitate

Im Max und Moritz nach Jott Wolfs Max und Moritz im Kohlenpott (De Rotzigen vonne Ruhr) heißt es bei der Lehrer-Lämpel-Episode:

„...dat er nach all sonner Plage
Sich an Knaster richtich labe.“

Wilhelm Buschs Gedanke belegt die Verwendung des Begriffs für einen alten Mann:

„Doch schmerzlich denkt manch alter Knaster,
der von vergang'nen Zeiten träumt,
an die Gelegenheit zum Laster,
die er versäumt.“

Erbauliche Gedanken eines Tobackrauchers aus Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach (1725):

„So oft ich meine Tobacks-Pfeife,
mit gutem Knaster angefüllt,
zur Lust und Zeitvertreib ergreife,
so gibt sie mir ein Trauerbild –
und füget diese Lehre bei,
daß ich derselben ähnlich sei.“

Zur Wirkung, aus Lob des Knastertobaks von Johann Christian Günther:

„Nahrung edler Geister,
Aller Sorgen Meister,
Du mein Element,
Was man jetzt Knaster nennt,
Komm und laß die müden Sinnen
Wieder Ruh gewinnen.
(...)
Deine Kraft und Stärke
Macht durch Wunderwerke
Allen Kummer zahm;
Mißgunst, Furcht, Verdruß und Gram
Fliehn, sobald ich dich empfinde
Schneller als die Winde.
(...)
Deine Tugend heilet,
Deine Macht erteilet
Und gebiert die Ruh;
Will der Schlaf nicht bald herzu,
Kann ich ihn mit deinen Waffen
Bald ins Zimmer schaffen.
(...)“

Zum Unterschied von Tabak und Knaster, aus Dr. Faustus von Thomas Mann:

„(Der Vater der Hauptperson in Thüringen um 1890) „Er liebte die Pfeife, eine halblange, porzellanene Deckelpfeife, deren eigentümliches Knaster-Aroma, weit angenehmer als Zigarren- und Zigarettendunst, die Atmosphäre der unteren Räume bestimmte.“
(Dann die neue Behausung der Hauptperson in Oberbayern um 1920) „... die Knasterwürze der Pfeife des Hauswirts schwängerte auch hier die Atmosphäre ...““


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