Kohorten

Kohorten

Die Kohorte (lateinisch: cohors = umfriedeter Raum) war im Römischen Reich eine militärische Einheit, insbesondere eine Untereinheit der römischen Legion.

Römische Republik

Kohorten erscheinen in der Frühzeit der römischen Republik als Untergliederung der Infanterieeinheiten der römischen Bundesgenossen. Erst in der Zeit der punischen Kriege wurden auch die römischen Legionstruppen bei Bedarf in Kohorten gegliedert, indem jeweils drei Manipel zeitweise zu einer Kohorte zusammengefasst wurden. Durch die Heeresreform des Gaius Marius wurde die Kohorte zur wichtigsten taktischen Einheit der römischen Legionstruppen. Die Legion wurde jetzt regulär in zehn Kohorten zu je drei Manipel gegliedert, wobei jedes Manipel aus zwei Centurien bestand. Die Sollstärke einer Legion war 6.000, die Kohorte ein Zehntel davon, also 600 Mann, das Manipel wieder ein Drittel, also 200 Mann. Dies waren Soll- oder Planzahlen, die im Gefecht meist nicht erreicht wurden und in der Fachliteratur immer noch diskutiert werden. Der Ranghöchste unter den sechs Centurionen kommandierte die Kohorte. Während die Legion eher ein administrativer Oberbegriff war, agierten die einzelnen Truppenteile als Kohorte in mehreren Treffen auf dem Schlachtfeld. Voraussetzung für diese Kohortentaktik war die Umwandlung des römischen Heeres unter Marius zum Berufsheer.

Keine militärische Einheit im eigentlichen Sinn war die cohors amicorum, die römische Feldherren begleitete und aus Personen bestand, die mit ihm persönlich verbunden waren.

Römische Kaiserzeit

Signum einer Kohorte

Die Legionen der Kaiserzeit entsprachen im Aufbau den Legionen der späten Republik seit Marius. Eine Ausnahme bildete dabei die 1. Kohorte. Diese bestand aus einer Centurie mit doppelter Mannstärke (ca. 162 Mann) und zwei Manipeln. Sie war für das Signum (Legionsfeldzeichen), getragen vom Aquilifer, verantwortlich. Der Centurio der 1. Centurie der 1. Kohorte war der ranghöchste Centurio einer Legion (Centurio primus pilus). Die Kohorte hatte im Normalfall keinen eigenen Kommandeur, sondern wurde im Gefecht vom ranghöchsten Centurio geführt, also dem Triarier-Centurio des ersten Manipels. Sie konnte aber z. B. bei selbständigen Einsätzen auch unter das Kommando eines Stabsoffiziers, meistens eines Tribuns, gestellt werden.

Auch die in Rom zur Kaiserzeit stationierten Militäreinheiten, die Prätorianergarde (cohortes praetoriae), die Cohortes urbanae und die Vigiles, waren in Kohorten gegliedert, die jeweils unter dem Kommando eines Tribuns standen.

Die Auxiliartruppen, die neben den Legionen den zweiten großen Bestandteil des römischen Heeres in der Kaiserzeit bildeten, waren überwiegend in Kohorten gegliedert; nur reine Reitereinheiten wurden als Ala bezeichnet (daneben gab es noch weitere Einheiten wie die Numeri). Das Kommando über eine Auxiliarkohorte führte in der Regel ein Präfekt, bei einigen Kohorten, insbesondere denen, die aus römischen Bürgern bestanden, ein Tribun.

Literatur

  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Teil 1 Das Altertum - Von den Perserkriegen bis Caesar, Teil 2 Die Germanen - Vom Kampf der Römer und Germanen bis zum Übergang ins Mittelalter, nikol-Verlag, 2000.
  • Alfred Richard Neumann: Cohors. In: Der Kleine Pauly, Bd. 1 (1964), Sp. 1242–1243.

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