Konrad (Montferrat)

Konrad (Montferrat)
Phantasieporträt des Konrad von Montferrat von François-Édouard Picot, 1843, Salles des Croisades, Versailles

Konrad von Montferrat (* um 1146; † 28. April 1192 in Tyrus) war Markgraf von Montferrat, als Herr von Tyrus eine wichtige Persönlichkeit zur Zeit des Dritten Kreuzzugs und 1192 kurz König von Jerusalem.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Konrads Eltern waren Markgraf Wilhelm V. von Montferrat (Aleramiden) und Judith von Österreich (Babenberger). Er war ein Cousin des römisch-deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossas. Konrads Bruder Bonifatius war Anführer des Vierten Kreuzzugs. Beider Bruder Rainer war der Schwiegersohn des byzantinischen Kaisers Manuel I., ein vierter Bruder, Wilhelm, der erste Ehemann der Königin Sibylle und Vater des Königs Balduin V..

Leben

Wohl im Spätjahr 1186 zog Konrad an den Hof des byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos in Konstantinopel. Er übernahm dort im Frühjahr 1187 das Kommando über die kaiserlichen Truppen und schlug den Aufstand des Alexios Branas nieder, wobei er schwer verwundet wurde. Durch diese Tat avancierte er unter den Griechen als einer der wenigen „Lateiner“ zu einem echten Volkshelden und wurde deswegen unter anderem von dem Historiker Niketas Choniates gerühmt. Für seine Verdienste wurde Konrad zum caesar erhoben und mit der Schwester des Kaisers, Theodora, verlobt.

Es hielt Konrad allerdings nicht in Konstantinopel, nachdem er von der Gefangennahme seines Vaters nach der Schlacht von Hattin durch Saladin erfahren hatte. Er reiste umgehend mit genuesischen Schiffen in die Levante ab, erreichte am 14. Juli 1187 Tyrus und übernahm die Verantwortung für die Verteidigung der Stadt, die gerade von Saladin belagert wurde. Er schlug die Ayyubiden in einer Seeschlacht und überstand auch Saladins Landangriff erfolgreich.

Nach diesem Sieg erkannte er Guido von Lusignan nicht mehr als König von Jerusalem an und verweigerte ihm den Zugang nach Tyrus. Guido begann daraufhin, mit seinen verbliebenen Getreuen die Stadt Akkon zu belagern, die kurz zuvor von Saladin erobert worden war. Als Guidos Frau Sibylle während der Belagerung Akkons starb, hatte Guido keinen Anspruch mehr auf den Thron. Konrad heiratete 1190 Sibylles Schwester Isabella I., obwohl er zu dieser Zeit noch mit Theodora verheiratet war; diese Ehe wurde wohl als kirchenrechtlich zu Unrecht geschlossen angesehen. Inzwischen kamen Truppen des Dritten Kreuzzugs den Belagerern in Akkon zu Hilfe. Da Guido ein Vasall des englischen Königs Richard Löwenherz war, unterstützte dieser ihn in seinem politischen Anspruch, während Konrad auf die Hilfe des französischen Königs Philipp II. und des deutschen Herzogs Leopold V. von Österreich bauen konnte.

Nach der Eroberung Akkons wurde Guido als König bestätigt, Konrad als sein Erbe. Dennoch wurde Guido im April 1192 auf Druck der Barone von Outremer das Königreich Zypern gegeben – oder besser: er wurde gezwungen, es anzunehmen –, während Konrad die Titel in Jerusalem erhielt. Konrads Herrschaft dauerte nicht lange. Am 28. April ging er in Tyrus zum Abendessen in das Haus des Bischofs von Beauvais, weil sich die Zubereitung des Essens bei ihm zuhause verzögert hatte; da der Bischof aber bereits gegessen hatte, kehrte Konrad um. Auf dem Nachhauseweg wurde er von zwei Assassinen erstochen. Viele verdächtigten Richard, den Mord veranlasst zu haben, andere Humfried IV. von Toron, Isabellas ersten Ehemann, wieder andere Saladin.

Nachkommen

Aus seiner Ehe mit Isabella I. hinterließ er eine Tochter, Maria von Montferrat (* um 1192; † 1212), die 1205 Königin von Jerusalem wurde.

Literatur

  • Werner Goez: Markgraf Konrad von Montferrat. In: Ders.: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2. Auflage 1998, S. 331–341, 518–519.
  • David Jacoby: Conrad of Montferrat. In: Alan V. Murray (Hrsg.): The Crusades. An Encyclopedia. 4 Bde. (durchgehend paginiert), ABC-CLIO, Santa Barbara/Calif. u. a. 2006, S. 273f.
  • Jonathan Riley-SmithCorrado, marchese di Monferrato. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI), Band 29 (Cordier - Corvo), Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1983, S. 381–387 (italienisch).

Weblinks

 Commons: Konrad von Montferrat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Wilhelm V. Markgraf von Montferrat
Argent a chief gules.svg

1191–1192
Bonifatius I.
Guido
(de iure uxoris, mit Sibylle)
König von Jerusalem
(de iure uxoris, mit Isabella I.)
Armoiries de Jérusalem.svg

1192
Heinrich I.
(de iure uxoris, mit Isabella I.)

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