Leopold V. (Österreich)

Leopold V. (Österreich)
Herzog Leopold V. (der Tugendhafte), links kniend, erhält das rot-weiß-rote Banner von Kaiser Heinrich VI. (Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg)
Herzogin Helena, Gemahlin Leopolds V., Tochter König Geisas II. von Ungarn. (Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg)

Leopold V., der Tugendhafte (* 1157; † 31. Dezember 1194 in Graz) war Herzog von Österreich (1177–1194) und der Steiermark (1192–1194) aus dem Geschlecht der Babenberger.

Leopold war der Sohn von Heinrich II. Jasomirgott und Theodora Komnena, einer Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel I. Er heiratete 1177 Ilona (Helene) (* 1158, † 1199), die Tochter des ungarischen Königs Géza II. und hatte mit ihr zwei Söhne, Friedrich I. und Leopold VI.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schon im Sommer 1174 wurde Leopold auf Wunsch seines Vaters mit dem Herzogtum Österreich belehnt. Als sein Vater 1177 starb führte Leopold dessen Kampf gegen den Herzog von Böhmen weiter, mit dem im Sommer 1179 Frieden geschlossen und der Grenzverlauf zwischen Böhmen und Österreich geregelt wurde.

1182 unternahm Leopold eine Pilgerreise nach Jerusalem und besuchte unterwegs den byzantinischen Kaiser Alexios II. Komnenos in Konstantinopel.

Leopold pflegte engen Kontakt zu Kaiser Friedrich I. Barbarossa und beteiligte sich beispielsweise 1185 an dessen sechstem Italienzug.

Am 17. August 1186 wurde die Georgenberger Handfeste ausgehandelt, durch die nach dem Erbfall 1192 die Steiermark und zentrale Teile Oberösterreichs mit Österreich verbunden wurden. Dies war der erste Schritt zur Schaffung des Länderkomplexes Österreich.

Die Affäre Richard Löwenherz

In die Geschichte ging er ein, indem er den englischen König Richard Löwenherz auf dessen Rückweg vom Dritten Kreuzzug gefangen nehmen ließ.

Leopold selbst war im August 1190 als Kreuzfahrer mit einem kleinen Kontingent auf dem Seeweg von Venedig ins Heilige Land aufgebrochen und hatte sich im Januar 1191 der Belagerung von Akkon angeschlossen. Dort übernahm er das Kommando über die dortigen deutschen Kreuzfahrer. Zwischen April und Juli 1191 wurden die christlichen Belagerer um die Heere des Dritten Kreuzzugs unter dem französischen König Philipp II. August und dem englischen König Richard Löwenherz verstärkt. Diese übernahmen das Kommando und eroberten Akkon am 12. Juli 1191. Bei der folgenden Besetzung der Stadt zerstritt Leopold sich mit dem englischen König Richard Löwenherz. Leopold und sein deutsches Kontingent hatte bei der schließlichen Eroberung der Stadt nur eine geringe Rolle gespielt. Dennoch war Leopold so selbstbewusst, ebenso wie die beiden Könige, seine Babenberger Fahne an einem Burgturm anzubringen – eine Geste mit der er sich, obwohl nur im Range eines Herzogs, auf die gleiche Stufe wie die beiden Könige stellte und den gleichen Beuteanteil wie diese beanspruchte. Richard Löwenherz reagierte darauf wenig diplomatisch, wies die Ansprüche Leopolds rüde zurück und ließ die Fahne Leopolds vom Burgturm hinabwerfen. Dieser reiste nach diesem Affront heim,[1] wo er im November oder Dezember 1191 eintraf.[2]

Auf der Heimreise nach England 1192 musste Richard Löwenherz aufgrund widriger Umstände mit kleinem Gefolge, als Pilger getarnt, den Landweg über Österreich einschlagen. Als er in Wien Station machte, wurde er im Vorort Erdberg (heute zu Wien-Landstraße) verhaftet. Die Gefangennahme hatte Kaiser Heinrich VI. zuvor in Mailand mit dem französischen König Philipp August verabredet.[3] Leopold hielt Richard in der Burg Dürnstein gefangen, dann lieferte er ihn an Kaiser Heinrich VI. aus. Seinen Anteil am immensen Lösegeld von sechstausend Eimern Silber, das entspricht 100.000 Mark oder 23,3 Tonnen Silber, verwendete Leopold zur Gründung der Münze in Wien, für den Bau einer neuen und stark erweiterten Wiener Stadtmauer und der Gründung der Städte Wiener Neustadt und Friedberg.

Die Gefangennahme des Königs brachte Leopold aber auch unter enormen politischen Druck, denn dieser stand als Kreuzfahrer unter dem besonderen Schutz der Kirche. So sprach Papst Coelestin III. ihm die Exkommunikation und das Interdikt seiner Länder aus. Diese wurden anscheinend aber nicht veröffentlicht. Der Papst ließ durch den Bischof von Verona Bedingungen stellen, unter denen die Exkommunikation wieder aufgehoben werden sollte. Zu diesen gehörte die Freilassung von englischen Geiseln und die Rückgabe des Lösegeldes. Außerdem sollte der Herzog mit seinen Leuten alsbald in das Heilige Land ziehen und dort so lange im Dienst der Kirche kämpfen, wie König Richard in Gefangenschaft war.

Die Bedingungen zur Aufhebung der Exkommunikation waren noch nicht erfüllt, weder Geiseln noch das Lösegeld waren übergeben, mit den Vorbereitungen zur Kreuzfahrt war aber schon begonnen worden, als Herzog Leopold während eines Turniers vom Pferd stürzte und einen offenen Beinbruch erlitt. Gleich darauf versprach er dem Pfarrer von Hartberg, dass er im Falle seiner Genesung die vorgegebenen Bedingungen zur Aufhebung der Exkommunikation erfüllen wolle. Kurz darauf erklärte er auch Erzbischof Adalbert III. von Salzburg seine Unterwerfung unter die Bedingungen des Papstes. So wurde die Exkommunikation durch Erzbischof Adalbert III. wieder aufgehoben. Bald darauf, am 31. Dezember 1194, starb Herzog Leopold in Graz an den Folgen seines offenen Beinbruchs. Er wurde im Kapitelhaus des Stifts Heiligenkreuz kirchlich beigesetzt.

Leopold und Österreichs rot-weiß-rote Flagge

Sein weißer Waffenrock soll in den Kämpfen bei der Belagerung von Akkon 1191 rot von Blut gewesen sein. Als er seinen breiten Gürtel abnahm, war ein weißer Streifen zu erkennen. Da sein Banner (vermutlich schwarzer Panther auf silbernem Grund) während der Schlacht verloren ging, soll ihm Kaiser Heinrich VI. das Recht erteilt haben, die rot-weiß-roten Farben als neues Banner zu tragen. So soll die Flagge Österreichs entstanden sein.

Einzelnachweise

  1. Michael Fembek und Beate Hammond: Keine Angst vor Österreichern. Ueberreuter. ISBN 3-8000-3655-X, 1997, S. 34
  2. Robert Lee Wolff und Harry W. Hazard (Hrsg.): The later Crusades, 1189–1311 (A History of the Crusades 2). University of Wisconsin Press, Madison 1969, S. 116; hier online.
  3. Odilo Engels: Die Staufer, S. 132

Literatur

Weblinks

 Commons: Leopold V. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Heinrich II. Herzog von Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

1177–1194
Friedrich I.
Ottokar IV. Herzog der Steiermark
Blason Ducs de Styrie.svg

1192–1194
Leopold VI.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leopold III. (Österreich) — Leopold III. der Heilige vor Klosterneuburg. (Babenberger Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg) …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold IV. (Österreich) — Leopold IV. bei der Belagerung Regensburgs. (Babenberger Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg) Leopold, der Freigiebige, (* um 1108; † 18. Oktober 1141 in Niederaltaich) war seit 1136 Markgraf von Österreich (als Leopold IV. von Österreich)… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold VI. (Österreich) — Herzog Leopold VI. (der Glorreiche). Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold II. Österreich — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold I. (Österreich) — Markgraf Leopold I. (der Erlauchte). (Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum, Stift Klosterneuburg) Leopold I., der Erlauchte (* um 940; † 10. Juli 994 in Würzburg) auch Luitpold oder Liutpold genannt, aus dem Geschlecht der Babenberger, war… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold II. (Österreich) — Markgraf Leopold II. in der Schlacht bei Mailberg. (Babenberger Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg) Leopold II., der Schöne, auch Liutpold (* 1050; † 12. Oktober 1095 vermutlich in Gars am Kamp) war Markgraf von Österreich aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold von Österreich (1823–1898) — Erzherzog Leopold von Österreich Leopold Ludwig Maria Franz Julius Eustorgius Gerhard von Österreich (* 6. Juni 1823 in Mailand; † 24. Mai 1898 im Hernstein) aus dem Haus Habsburg Lothringen war ein Erzherzog von Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold V. (Österreich-Tirol) — Erzherzog Leopold V. von Österreich Tirol, um 1630 …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Leopold von Österreich — (* 14. August 1772 in Florenz; † 22. Juli 1795 in Laxenburg) war österreichischer Erzherzog und Palatin von Ungarn. Alexander Leopold von Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold II — Leopold hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Leopold I. 2 Leopold II. 3 Leopold III. 4 Leopold IV./... 5 Leopold... 6 Nichtreg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”