- Koronarangiographie
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Die Koronarangiographie ist eine Angiografie der Herzkranzgefäße und damit eine spezielle Form der Röntgenuntersuchung, bei der die Koronararterien abgebildet werden. Sie wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Röntgenstrahlen machen ein Röntgenkontrastmittel, das in die Lumina der Herzkranzgefäße über einen Herzkatheter injiziert wird, sichtbar. Die Aufnahmen wurden früher auf Film- oder Videomaterial, heutzutage auf digitalen Speichermedien dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
Indikation
Sie dient zur Diagnostik der morphologischen Verhältnisse der Herzkranzgefäße (Koronararterien) und zur Lokalisierung von Stenosen sowie deren Art und Ausmaß. Koronarstenosen können in gleicher Sitzung mit einem Ballonkatheter aufgedehnt werden (Perkutane transluminale coronare Angioplastie, PTCA) und mit Hilfe eines Stents dauerhaft offen gehalten werden. Über eine Füllung des linken Herzens mit Kontrastmittel lassen sich Störungen des Kontraktionsablaufs des Herzens unter Durchleuchtung sichtbar machen (Lävokardiographie).
Die diagnostische Koronarangiographie ist bei Patienten angezeigt,
- die ein akutes Koronarsyndrom entwickelt haben
- die unter medikamentöser Therapie eine anhaltende höhergradige Angina pectoris (CCS Klasse III und IV) aufweisen
- mit krankhaftem Ergebnis der nichtinvasiven Untersuchungen, unabhängig von der Schwere der Angina pectoris
- die einen plötzlichen Herzstillstand oder lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Arrhythmie) überlebt haben
- mit Symptomen einer chronischen Herzinsuffizienz.
Beurteilung
Zur Beschreibung einer Engstelle wird die Einengung des Gefäßquerschnittes (Stenosegrad), die Morphologie der Enge sowie der noch bestehende Fluss verwendet.
Stenosegrad
Das Ausmaß einer Stenose wird in Prozent des nicht mehr durchströmten Lumens angegeben. Hierbei wird der Längsdurchmesser, nicht der Querschnitt angegeben. Eine Einengung des Durchmessers von 75 % entspricht der Einengung der Fläche des Querschnitts auf 90 %, d. h. lediglich 10 % des Restlumens sind durchströmt. Entsprechend Empfehlung der American Heart Association werden üblicherweise folgende Einteilungen verwendet.[1]
Grad[2] Stenose Beschreibung Längsdurchmesser Querschnitt 0 < 25 % < 44 % Konturunregelmäßigkeiten, diffuse Koronarsklerose I 25 - 50 % 45 - 75 % geringradige oder unterkritische Stenose II 50 - 75 % 75 - 94 % mittelgradige Stenose III 75 - 90 % und > 90 % 94 - 99 % und > 99 % hochgradige oder kritische Stenose IV 100 % kompletter Verschluss Stenosemorphologie
Entsprechend Empfehlung der ACC/AHA wird folgende Klassifikation zur Beschreibung von Engstellen verwendet[3] [1]:
Stenose-Typ Beschreibung A konzentrisch, kurzstreckig (≤ 1cm), gut erreichbar, gerades Gefäßsegment, regelmäßige Kontur, wenig kalzifiziert B exzentrische, längerstreckig oder tubulär (1-2 cm), mittelgradig anguliert (45-90°), im Bereich eines Ostiums, eines Seitenastes oder einer Gefäßaufzweigung (Bifurkation), mittel- bis schwer kalzifiziert, Thrombus.
B1 = 1 Kriterium erfüllt; B2 = 2 oder mehr Kriterien erfülltC diffuse Läsion, langstreckig (> 2 cm) ausgeprägt geschlängeltes Gefäß, extrem anguliertes Seqment (>90°), ohne Schutzmöglichkeit eines bedeutsamen Seitenastes, degenerierter Venenbypass
C1 = 1 Kriterium erfüllt; C2 = 2 oder mehr Kriterien erfülltKoronarfluss (TIMI-Klassifikation)
Nach der Thrombolysis in myocardial Infarction-Klassifikation (TIMI) wird semiquantitativ der Koronarfluss im Umfeld eines Gefäßverschlusses bzw. einer Enge (Stenose) beschrieben.[3]
TIMI-Fluss Beschreibung 0 kein antegrader Fluss distal des Verschlusses 1 Kontrastmittel lässt sich distal darstellen, füllt jedoch nicht das gesamte Gefäßbett 2 Kontrastmittel füllt distal das gesamte Gefäß aus, An- und Abstrom sind jedoch verzögert 3 normaler Fluss Risiken und Komplikationen
Hauptartikel: Risiken und Komplikationen der Herzkatheteruntersuchung
Die Risiken einer Koronarangiographie sind insgesamt als mäßig zu bezeichnen. Eine Risikozunahme entsteht durch Fettleibigkeit, eingeschränkte Nierenfunktion, generalisierte Arteriosklerose u. a. Die häufigste, aber in den meisten Fällen gut beherrschbare Komplikation ist eine Einblutung in die Punktionsstelle der Leiste. Im Weiteren können Probleme durch das verwendete iodhaltige Kontrastmittel (Nierenschaden, allergische Reaktion, Entgleisung einer Schilddrüsenüberfunktion, vorübergehende neurologische Probleme) auftreten. In seltenen Fällen kann es auch zu Einrissen der Herzkranzgefäße mit lebensbedrohlichen Einblutungen in den Herzbeutel (Perikardtamponade) und zu Infarkten kommen. Auch Schlaganfälle kommen in sehr seltenen Fällen vor.
Von 270 Frauen, die im Alter von 40 Jahren eine CT-Angiographie erhielten, droht einer dadurch künftig ein Tumorleiden. Bei Männer beträgt die Rate 1:600.[4]
Literatur
- Bekanntmachungen: Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK (Klinisch relevante Auszüge aus der Leitlinie). Dtsch Arztebl 2006; 103(44): A-2968 / B-2584 / C-2484
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Krakau, I. / Lapp, H. (Hrsg.): Das Herzkatheterbuch - Diagnostische und interventionelle Kathetertechnik. 2 Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2005, ISBN 3-13-112412-1, S. 171-173.
- ↑ Harrison (Hrsg.): Innere Medizin. 16 Auflage. 2005.
- ↑ a b Mewis, Riessen, Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact - Alles für Station und Facharztprüfung. 2 Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2006, ISBN 3-13-130742-0, S. 116-117.
- ↑ Medical Tribune, 5. März 2010, S. 12 nach Rebecca Smith-Bindman et al., Arch Intern Med 2009; 169: 2078-86
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