Kruppsche Konsumanstalt

Kruppsche Konsumanstalt
Ehem. Kruppsche Konsumanstalt in Bergeborbeck, erbaut 1930
Gebäude einer Filiale der ehemaligen Kruppschen Konsumanstalt auf der Margarethenhöhe, erbaut 1911/1912 von Georg Metzendorf

Die Kruppsche Konsumanstalt war seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Teil eines Wohlfahrtsprogramms des Industriellen Alfred Krupp in Essen für seine Belegschaft. Damit bot er seinen Werksangehörigen einerseits ein vergünstigtes Angebot an Waren des täglichen Bedarfs, band sie aber gleichzeitig mithilfe der Filialen in den fabriknahen Arbeiterkolonien und damit verbundener Forderungen nach hoher Loyalität noch stärker an das Unternehmen.

Geschichte

Der rasante Anstieg der Zuwanderungen von Arbeitern, angeregt durch eine enorme Ausweitung der Massenproduktion, löste eine nicht unerhebliche Preissteigerung der Lebenshaltungskosten in Essen aus. Das brachte soziale Probleme mit sich, die Alfred Krupp mithilfe innerbetrieblicher Sozialleistungen abzufedern versuchte. Diese Leistungen umfassten neben einer Kranken- und Sterbekasse mit Beitrittspflicht (seit 1853) und einer Pensionskasse (seit 1855) auch eine 1858 eingerichtete werkseigene Bäckerei, aus der später die Konsumanstalt hervorging.[1]

1865 gründeten Essener Bürger aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten den Essener Konsumverein[2], einen genossenschaftlichen Zusammenschluss ehrenamtlich Tätiger, um mithilfe einer Bündelung nachgefragter Konsumprodukte günstigere Einkaufspreise zu erzielen. Doch letztendlich scheiterte der Konsumverein, so dass es am 1. Mai 1868[3] zu einer Übernahme dieser Genossenschaft durch das Familienunternehmen Krupp kam, das sie als Kruppsche Konsumanstalt neu organisierte und damit den bisherigen Kundenkreis um die Werksangehörigen erweiterte. 1863 errichtete Krupp die erste Arbeiterkolonie, die Kolonie Westend. In dieser Zeit begann der Kruppsche Wohnungsbau, der einerseits zum Wohlfahrtsprogramm gegenüber der Belegschaft zählte, der aber andererseits die Arbeiter noch enger an ihren Arbeitsplatz band. Dazu leistete die später angeschlossene Konsumanstalt einen entscheidenden Beitrag, die mit weiteren Filialen auch in die darauf folgenden Arbeiterkolonien Nordhof, Schederhof, Baumhof und Kronenberg integriert wurde. Hier konnten Werksangehörige Dinge des täglichen Bedarfs vergünstigt einkaufen. Alfred Krupp erwartete im Gegenzug von seinen Arbeitern eine starke Loyalität und verhängte dazu ein Verbot zum Engagement in der Arbeiterbewegung. 1874 verfügte die Kruppsche Konsumanstalt nicht nur über Verkaufsstellen, sondern auch über eine eigene Bäckerei, eine Schneiderei und eine Mineralwasserabfüllung. Später kamen eine Schlächterei und eine Mühle hinzu. Angeboten wurden neben Lebensmitteln auch Kolonialwaren, Kleidung, Eisenwaren und Möbel. Ab etwa 1890 waren die Geschäfte der Kruppschen Konsumanstalt nur noch Werksangehörigen zugänglich.

1882 übernahm die Konsumanstalt die Verwaltung der Gaststätte Hügel, dem heutigen Parkhaus Hügel nahe dem Hügelpark am Nordufer des heutigen Baldeneysees. In den Jahren 1911/1912 erbaute Georg Metzendorf ein markantes Gebäude für eine Filiale der Kruppschen Konsumanstalt auf der Margarethenhöhe, in dem sich auch heute wieder ein Lebensmittelgeschäft befindet. Weitere noch existierende Gebäude stehen in der Theodorstraße im Essener Nordviertel sowie ein unter Denkmalschutz stehendes von 1930 in Bergeborbeck[4]. 1913 waren bei der Konsumanstalt rund 1.400 Menschen beschäftigt, die etwa 40 Millionen Mark Jahresumsatz machten.[5] 1958 eröffnete die Kruppsche Konsumanstalt an der Rüttenscheider Straße ihren ersten Selbstbedienungssupermarkt nach amerikanischem Vorbild, wo abgepackte Waren selbst aus den Regalen genommen werden konnten. Im gleichen Jahr, zum hundertjährigen Bestehen, wird ein Jahresumsatz von über 100 Millionen DM in über einhundert Filialen angegeben.[6]

1973 wurde die Konsumanstalt aus dem Krupp-Konzern ausgegliedert und ging in der coop Schleswig-Holstein eG, der heutigen coop eG, auf.[7]

Literatur

  • K. H. Feuerstein: Die Konsum-Anstalt Fried. Krupp. Konsum-Anstalt Fried. Krupp, Essen 1953.
  • Eugen Mündler: 100 Jahre Fried. Krupp Konsum-Anstalt. 1858–1958. Krupp, Essen 1958.
  • Ernst Schröder: Die Entwicklung der Kruppschen Konsumanstalt. Ein Beitrag zur Essener Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 2. durchgesehene und ergänzte Auflage. Schmidt, Neustadt/Aisch 1989, ISBN 3-87707-083-3.

Einzelnachweise

  1. Das „Generalregulativ“ zur Unternehemensorganisation. ThyssenKrupp AG, abgerufen am 19. November 2011.
  2. 200 Jahre Krupp, Sonderveröffentlichung der ThyssenKrupp AG S. 14, Essen, 2011
  3. Daniel Stemmrich; Johann Georg Olms Verlag (Hrsg.): Die Siedlung als Programm. 1981, ISBN 978-3-487-07064-3.
  4. Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen; zuletzt gesichtet am 19. November 2011
  5. Uwe Spiekermann; Verlag C.H. Beck (Hrsg.): Basis der Konsumgesellschaft: Entstehung und Entwicklung des modernen Kleinhandels in Deutschland 1850-1914. 1999, ISBN 3-406-44874-7.
  6. Hamburger Abendblatt: 100 Jahre Krupp-Konsumanstalt - erschienen am 6. Mai 1958
  7. Verkauf an Genossen. In: Die Zeit, Nr. 51/1973; zuletzt gesichtet am 19. November 2011

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