Krupp (Familie)

Krupp (Familie)
Villa Hügel, Wohn- und Repräsentationshaus der Familie Krupp über dem Baldeneysee

Krupp ist der Name einer deutschen Familiendynastie von Industriellen des 19. und 20. Jahrhunderts, die mit dem Krupp-Konzern das zeitweise größte Unternehmen Europas aufbauten. Seit der Fusion (1999) mit der Thyssen AG heißt das Unternehmen heute ThyssenKrupp AG.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Familie stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Arndt Krupp wird 1587 als niederländischer Zuwanderer im Verzeichnis der Kaufmannsgilde der kleinen, noch ländlichen Stadt Essen, dem damaligen reichsunmittelbaren Stift, genannt.[1]

Der Erfolg der von Friedrich Krupp am 20. November 1811 gegründeten und unter der Leitung seines Sohnes Alfred zu wirtschaftlicher Blüte geführten Unternehmungen sowie die schiere Größe des Krupp'schen Werksgeländes prägten maßgeblich das Bild der Stadt Essen von der Hochindustrialisierung bis weit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

1852/1853 wurde von Alfred Krupp ein nahtloser Radreifen als sicheres, bruchgeschütztes Eisenbahnrad patentiert. Krupp verkaufte für Jahrzehnte seine Radreifen an die meisten nordamerikanischen Eisenbahnen und begründete so den Erfolg seines Unternehmens. Die drei Ringe des 1875 eingeführten Firmensymbols[2] erinnern daran bis heute als Element im Firmenzeichen der Thyssen Krupp AG.

Am 17. Oktober 1912 meldete Krupp das Patent zur „Herstellung von Gegenständen, die hohe Widerstandskraft gegen Korrosion erfordern …“ an. 1922 erfolgte der Schutz des Warenzeichens „Nirosta“ (Nichtrostender Stahl). Der Nirosta-Bereich erlebte in den folgenden Jahrzehnten stetiges Wachstum.

Die Krupps suchten – mit Ausnahme der Zeit der Weimarer Republik – die Nähe jeder deutschen Regierung. Die von ihnen hergestellten Waffen waren auf den Schlachtfeldern Europas von 1866 bis 1945 präsent. Das bekannteste Geschütz war der im Ersten Weltkrieg eingesetzte Mörser „Dicke Bertha“.

Im Ersten Weltkrieg steigerte Krupp dank staatlicher Aufträge seine Rüstungsproduktion, nach Kriegsende untersagte der Vertrag von Versailles die Waffenherstellung. Krupp versuchte sich daher in neuen Geschäftsbereichen. Lastwagen, Lokomotiven, Bagger, sogar ein „Motorläufer“ (heute: Motorroller) sollen Verluste durch weggebrochene Rüstungsaufträge ausgleichen.

In der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Fertigung von Waffen wieder aufgenommen.

Die Firma Krupp setzte während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter ein, wie alle deutschen Montankonzerne auf Aufforderung und Anweisung der Politik und als Ersatz für eingezogene Stammarbeiter. 1947/48 musste sich Krupp beim Nürnberger Prozess strafrechtlich verantworten.

Nach Kriegsende verlor Krupp durch Reparationen und die zwischenzeitliche Enteignung einen Großteil der Substanz. Berg- und Stahlwerke mussten auf Anweisung der Alliierten verkauft werden. Krupp ernannte Berthold Beitz zum Generalbevollmächtigten, der in den folgenden Jahren den Konzern neu gliederte und stark erweiterte.

Nach dem Tod von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach am 30. Juli 1967 ging sein gesamtes Vermögen in die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung über.

Seit den 1980er Jahren wurden Fusionsverhandlungen zwischen Krupp und Thyssen aufgenommen. 1983 scheiterte eine geplante Vereinigung, ab 1997 begann dann der Integrationsprozess, der formal am 17. März 1999 mit Eintragung der neuen Firma Thyssen Krupp AG in das Handelsregister abschloss.

Familienangehörige

Arndt Krupp († 1624) amtierte als „Stadtdirektor“.

Johann Krupp (* um 1640) war Gewehrhändler.[3]

Arnold Krupp (~ 1662 – 4. April 1734), Dr. jur., war von 1703-1734 Bürgermeister von Essen, ∞ Anna Gertrud Burckhardt,[4] ihr Sohn

  1. Friedrich Jodocus Krupp (1706–1757) ∞ Witwe Amalie Krupp geb. Ascherfeld (1732–1810), Geschäftsfrau
    1. Peter Friedrich Wilhelm Krupp (1753–1795) ∞ Petronella Forsthoff
      1. Friedrich Krupp (1787–1826), Firmengründer, ∞ Therese (1790–1850)
        1. Alfred Krupp (1812–1887), der „Kanonenkönig“
          1. Friedrich Alfred Krupp (1854–1902) ∞ Margarethe Krupp geb. Freiin von Ende (1854–1931)
            1. Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (1886–1957) ∞ Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870–1950)
              1. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (1907–1967), der „letzte Krupp“ ∞ 1. Ehe (1937): Anneliese Lampert, geb. Bahr (1909–1998) 2. Ehe (1952): Vera Knauer geb. Hossenfeld (1909–1967)
                1. Arndt von Bohlen und Halbach (1938–1986); 1966 Erbverzicht zugunsten der Stiftung
              2. Arnold Gustav Hans von Bohlen und Halbach (1908–1909)
              3. Claus Arthur Arnold von Bohlen und Halbach (1910–1940) ∞ Sita von Medinger (1912-1997)
                1. Arnold von Bohlen und Halbach (* 1939)
              4. Irmgard Sophie Margarethe von Bohlen und Halbach (1912–1998) ∞ Johann (Hanno) Freiherr Raitz von Frentz
              5. Berthold Ernst August von Bohlen und Halbach (1913–1987) ∞ Edith von Maltzan (1919–2009)
                1. Eckbert von Bohlen und Halbach (* 1956)
              6. Harald Georg Wilhelm von Bohlen und Halbach (1916–1984) ∞ Doerte von Hillringhaus
                1. Friedrich von Bohlen und Halbach (* 1962)
                2. Georg von Bohlen und Halbach (* 1963)
                3. Sophie von Bohlen und Halbach (* 1966)
              7. Waldtraut Elisabeth Mechthild von Bohlen und Halbach (1920–2005) ∞ 1.Ehe (1942) Henry Thomas 2. Ehe (1961) Walter Burckhardt
                1. Diana Maria (* 1944)
                2. Regina (* 1945)
              8. Eckbert Wolfgang Eberhard von Bohlen und Halbach (1922–1945)
            2. Barbara Krupp (1887–1972) ∞ Tilo von Wilmowsky (1878–1966)
        2. Hermann Krupp (1814–1879), Bruder von Alfred Krupp, Gründer Berndorfer Metallwarenfabrik in Berndorf in Niederösterreich
          1. Arthur Krupp (1856–1938) Unternehmer und wesentlicher Gestalter der Stadt Berndorf

Nicht mit der Familie Krupp verwandt, doch ehedem in engem Kontakt zu Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stehend und maßgeblich an den Geschicken des Unternehmens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beteiligt ist Berthold Beitz, früherer Generalbevollmächtigter von Alfried Krupp, bis heute (2009) Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, dem größten Anteilseigner des ThyssenKrupp-Konzerns.

Darstellungen der Familie

Nachdem der Porträtfotograf Nicola Perscheid 1928 Gruppenaufnahmen von der damals neunköpfigen Familie angefertigt hatte, dienten diese 1931 als Vorlage für das monumentale Familienporträt (Ölgemälde von George Harcourt), welches heute noch im Besitz der Krupp-Stiftung ist und in der Eingangshalle der Villa Hügel ausgestellt wird.[5]

Film

Literatur

  • "Krupp 1812-1912 Zum 100jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gussstahlfabrik zu Essen Herausgegeben auf den hundertsten Geburtstag Alfred Krupps", Verlag von Gustav Fischer, Jena 1912
  • Delia Bösch: Krupp entdecken. Auf den Spuren der drei Ringe. Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0520-7.
  • Lothar Gall: Krupp im 20. Jahrhundert. Berlin 2002. ISBN 3-88680-742-8 (Aktueller Forschungsstand)
  • Lothar Gall: Krupp. Berlin 2000. ISBN 3-88680-583-2 (Aktueller Forschungsstand)
  • Diana M. Friz: Die Stahlgiganten. Frankfurt/Main 1990. ISBN 3-548-34691-X (Doppelbiografie von Alfried Krupp und Berthold Beitz)
  • William Manchester: Krupp. München 1968. ISBN B0000BSHGF (Oft zitiert, trotz zahlreicher inhaltlicher Fehler)
  • Frank Stenglein: Krupp - Höhen und Tiefen eines Industrieunternehmens. München 1998. ISBN 3-430-18762-1 (erweiterte und komplett überarbeitete Neuauflage: Essen 2011. ISBN 978-3-8375-0518-4)
  • Peter Märthesheimer: Krupp oder Die Erfindung des bürgerlichen Zeitalters. (Hörspiel WDR). 2002. (fiktiv)
  • Thomas Rother: Die Krupps: durch fünf Generationen Stahl. Bergisch-Gladbach 2003. ISBN 3-404-61516-6.
  • Dietmar Lautscham: Arthur, der österreichische Krupp. ISBN 3-902447-12-5.

Einzelnachweise

  1. Sonderveröffentlichung der Thyssen Krupp AG vom 20. November 2011 zum 200-jährigen Bestehen der Firma Krupp
  2. "Krupp 1812-1912 Zum 100jährigen Bestehen der Firma Krupp und der Gussstahlfabrik zu Essen Herausgegeben auf den hundertsten Geburtstag Alfred Krupps", Verlag von Gustav Fischer, Jena 1912, S.4 (Signatur WDL 123 Krupp in der Stadtbücherei Bochum)
  3. Peter Kracht: Die Krupps in Essen
  4. http://heidermanns.net/pers/Familie/d0026/g0000055.html#I25525, Stand: 4. August 2011
  5. Alfried Krupp vor dem Familienportrait in der Villa Hügel in Essen, aufgenommen am 17. Juli 1945 von der Fotoreporterin Margaret Bourke-White

Weblinks

 Commons: Krupp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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