Krämerseele

Krämerseele
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Charaktereigenschaft Geiz; für den botanischen Begriff siehe Geiztrieb.
Marja Fjodorowna:
Der Geizhals (1890)
Pieter Bruegel der Ältere, Die sieben Todsünden - Geiz

Der Ausdruck Geiz (von mittelhochdeutsch gīt[e]: ‚Gier', ‚Habgier') bezeichnet eine zwanghafte oder übertriebene Sparsamkeit, damit verbunden auch den Unwillen, Güter zu teilen.

Nach mancher Ansicht scheint der Terminus Geiz sowohl als Charaktereigenschaft und psychisches Phänomen in der modernen westlichen Gesellschaft als auch als Begriff in der Fachliteratur eher zu verschwinden. Eine Wiederbelebung erfährt der Begriff jedoch mit Slogans wie „Geiz ist geil!“ in Werbekampagnen von Elektronikdiscountern.

Im (katholischen) Christentum gehört die Avaritia, der Geiz, die Habsucht, als zweite zu den sieben Hauptlastern oder -sünden, die als die Wurzeln von Todsünden betrachtet werden.

Inhaltsverzeichnis

Meyers Konversationslexikon (1888) über den Geiz

Geiz kommt mit dem Erwerbstrieb darin überein, daß er auf die Vermehrung, mit der Sparsamkeit darin, daß er auf die Erhaltung des Besitzes bedacht ist, unterscheidet sich aber von beiden dadurch, daß jenes Streben nicht wie bei diesen Mittel, sondern, wie bei der Habsucht die Vermehrung und wie bei der Sparsucht die Erhaltung des Besitzes, Selbstzweck ist, daher er wie jene auch unerlaubte Erwerbsmittel nicht scheut, und wie diese auf die Befriedigung auch notwendiger Bedürfnisse Verzicht leistet. Geringerer Grad von Geiz ist die Kargheit, die sich auf das unentbehrliche Maß von Genüssen beschränkt und zur Knickerei wird, wenn sie auch wirkliche Bedürfnisse übersieht, zur Knauserei aber, wenn sie darauf ausgeht, andre auf kleinliche Weise in dem ihnen Gebührenden zu beeinträchtigen oder zu beschädigen. Der höchste Grad des Geizes, wo derselbe das Ehrgefühl des Menschen völlig ertötet und eine niedrige und verächtliche Gesinnungs- und Handlungsweise zuwege gebracht hat, heißt schmutziger Geiz oder Filzigkeit und der ihm Verfallene Geizhals. Eine Musterschilderung des Geizes (als Knauserei) hat Molière in seinem berühmten Lustspiel "L'Avare" gegeben.
David Selinitziotis: Dämonen foltern eine Prostituierte und einen Geizigen in der Hölle, orthodoxes Kirchengemälde in Griechenland

Der geizige Mensch

Geizhals nennt man eine Person, die sich mit dem Ausgeben von Geld zurückhält, zuweilen auf Kosten des eigenen Lebensstandards.

Stereotype

Die Stereotype des Geizkragens sind: reich, habgierig, selbst in armseligen Verhältnissen lebend um seine Schätze zu hüten und zu vermehren. International sind die „geizigen“ Schotten und die „sparsamenHolländer als Geizhälse verschrien. Innerhalb Deutschlands spricht man gern den protestantischen Schwaben bzw. Preußen dieses Laster zu.

Der Geizhals dient häufig als Propagandaklischee des Kapitalisten, wie es Karikaturen des Ostblocks im Kalten Krieg belegen. Entweder Finanzhaie oder Ausbeuter, auf jeden Fall Geschäftsleute, die einen großen Reichtum aufgehäuft haben und am Schicksal der Armen nicht interessiert sind. (Im Unterschied zum Geizhals wird der Kapitalist hier aber auch noch als Prasser und dekadenter Verschwender hingestellt.) Antisemitische Karikaturen haben Juden als Geizhälse und/oder Kapitalisten porträtiert.

Bekannte Geizige in der Literatur

Trade Union Unity Magazine (1925): Der subventionierte Zechenbesitzer

Bezeichnungen für geizige Menschen

Für Menschen, die durch starken Geiz hervorstechen, haben sich verschiedene Benennungen gebildet:

  • Entenklemmer
  • Furzklemmer (schwäbisch)
  • Geizhals, eine Bezeichnung, die sich bereits im 16. Jahrhundert eingebürgert hat
  • Geizkragen (19. Jahrhundert)
  • Geizknüppel
  • Geizknochen
  • Geldjüd (Jeldjüdd) (Kölner Mundart)
  • Knauser (17. Jahrhundert)
  • Knauserer
  • Knauserich
  • Knicker (17./18. Jahrhundert)
  • Krämerseele
  • Raffke
  • Raffzahn
  • Pfennigfuchser, Pfennigsfuchser (auch Fennischfuchser) (18. Jahrhundert)

siehe auch


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