Kul-Oba

Kul-Oba
Mythologische skythische Krieger, Zeichnung nach den Figuren auf einem Becher aus Elektrum aus dem Kul-Oba-Kurgan. (Eremitage, St. Petersburg).

Kul-Oba (ukrainisch/russisch: Куль-Оба, krimtatarisch: Kül Oba) bedeutet übersetzt etwa „Aschehügel“. Der Begriff bezeichnet eine archäologische Fundstelle eines skythischen Tumulus in der Nähe von Kertsch auf der östlichen Krim in der Ukraine.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckung

Entdeckt wurde Kul-Oba 1830 und war somit der erste modern ausgegrabene skythische Grabhügel. Im steinernen Grab fanden sich eine Fülle wertvoller Artefakte, die auch das allgemeine Interesse auf die skythische Welt lenkte. Die Kostbarkeiten deuten auf einen königlichen Grabhügel hin. Von besonderem Interesse war ein fein granulierter Ohrring mit zwei Nike-Figuren, die heute, neben anderen Funden, in der Eremitage besichtigt werden können[1]. Viele der Funde zeigen, das hier, nördlich des Bosporus, eine Kultur durch hellenistische und skythische Einflüsse geformt wurde.

Funde

Das Hügelgrab wurde etwa zwischen 400 und 350 v. Chr. erbaut, wahrscheinlich durch Fachleute aus Pantikapaion, einer griechischen Kolonie auf der Krim. Der Grundriss ist viereckig und misst 4,20 mal 4,60 Meter. Das abgestufte Grabgewölbe war 5,30 Meter hoch. Die hölzerne Decke sollte wohl einen skythischen Zelthimmel darstellen.

Der Körper des Königs oder Fürsten lag auf einer kostbaren hölzernen Liege nahe dem östlichen Wall. Ein Diadem, überragt von einer Filzkappe mit goldenem Gehänge krönte sein Haut und zeigt seine herausgehobene soziale Position. Um den Hals trug er eine Goldscheibe von 461 Gramm Gewicht. Seine Handgelenke schmückten bis zu drei Armreife. Neben dem Körper fanden sich auf der Liege noch eine Ampulle, eine Peitsche, ein Messer und ein Köcher, alle reich verziert mit Gold und Edelsteinen.

Links neben der Liege stand ein Sarkophag aus Zypressenholz und Elfenbein. Darin fand sich der Körper einer Frau, wahrscheinlich die Frau oder Konkubine des Königs. Sie trug Kleidung aus Brokat und war mit einem Diadem aus Elektrum mit goldenen Schmuckanhängern gekrönt. Weiterhin trug sie zwei durchbrochene Ohrringe, eine Goldscheibe, eine goldene Halskette und zwei ebenfalls goldene Armreife. Ein bronzener Spiegel mit vergoldetem Griff war neben ihr platziert. Ein Becher aus Elektrum, zwischen ihren Füßen abgelegt, zeigte Illustrationen der skythischen Mythologie[2].

Die sterblichen Überreste eines Sklaven – eventuell eines Wagenlenkers – wurden bei der südlichen Wand gefunden. Eine kleine Nische in der Wand enthielt Pferdeknochen, einen Helm, eine bronzene Scheide und zwei Speerspitzen. Einige silberne Behälter und Bronzekessel mit Lammknochen wurden entlang der Wände deponiert. In Amphoren wurden Reste von eingetrocknetem Wein gefunden. Bronzene Pfeilspitzen lagen verstreut über den Boden.

Die verantwortlichen Archäologen vermuten keine versteckten Kammern. Einige der durch Raubgräber geplünderten Fundgegenstände konnten nachträglich durch die russische Regierung wieder aufgefunden werden.

Bildergalerie

Anmerkungen

  1. Beschreibung in englisch mit Bildern aus der Eremitage
  2. Prehistoric Art, Virtual Museum, Abbildung des Bechers

Literatur

  • N. L. Grach: Kul-Oba Studies. Part II.: The Kul-Oba „King“. In: Ancient Civilizations from Scythia to Siberia 7, 1-2, 2001, ISSN 0929-077X, S. 19–28.
  • N. L. Grach: Kul-Oba Studies. Part IV.: The Semantics of the Name Kul-Oba. In: Ancient Civilizations from Scythia to Siberia 7, 1-2, 2001, ISSN 0929-077X, S. 39–43.
  • Michael Rostovtzeff: Skifija i Bospor. Kritičeskoe obosrenie pamjatnikov literaturnych archeologičeskich. Rossijskaja Akademija Ist. Materialʹnoj Kulʹ'tury, Leningrad 1925.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kul-Oba — ( uk. Куль Оба, cr. Kül Oba; meaning hill of ash in Crimean Tatar) is an ancient archaeological site, a Scythian burial tumulus (kurgan), located near Kerch in eastern Crimea, Ukraine, on the right side of the M25 road to Feodosiya. Kul Oba was… …   Wikipedia

  • Kul Oba — Sp Kùl Obà õs Ap Куль Оба/Kul’ Oba L ist. vt. P Ukrainoje …   Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė

  • Kul’-Oba — Sp Kùl Obà õs Ap Куль Оба/Kul’ Oba L ist. vt. P Ukrainoje …   Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė

  • Kul-Oba — Kụl Obạ,   skythisches Kurgan westlich von Kertsch, eines der reichhaltigsten Fürstengräber des 4. Jahrhunderts v. Chr.; 1830 entdeckt. Geborgen wurden in einer steinernen Grabkammer zwei reiche Bestattungen (neben einer weiteren), darunter ein …   Universal-Lexikon

  • KUL — bzw. KUL bezeichnet: als Kul: Kara Kul, See in Tadschikistan Kul Oba, eine archäologische Fundstelle eines skythischen Tumulus in der Nähe von Kertsch auf der östlichen Krim in der Ukraine Kul Scharif Moschee, russische Moschee in Kasan als… …   Deutsch Wikipedia

  • Kul — steht für: Kul Oba, eine archäologische Fundstelle eines skythischen Tumulus in der Nähe von Kertsch auf der östlichen Krim in der Ukraine Kul Scharif Moschee, russische Moschee in Kasan KUL ist die Abkürzung für: Kosten und Leistungsrechnung… …   Deutsch Wikipedia

  • Scythes — Tailles comparées de la Scythie et du territoire des Parthes en 100 avant JC. Les Scythes (/sit/, en grec ancien Σκὐθαι, Skúthai) sont un ensemble de peuples nomades, d origine indo européenne, ayant vécu entre le VIIe siècle et le …   Wikipédia en Français

  • Куль-Оба — село, ныне не существует Куль Оба † укр. Куль Оба крымскотат. Kül Oba Страна …   Википедия

  • Невское (Крым) — У этого термина существуют и другие значения, см. Невское. У этого термина существуют и другие значения, см. Гофнунгсталь. Село Невское укр. Невське крымскотат. Kül Oba …   Википедия

  • Skythen und Maioten: Der eurasische Tierstil —   Als 1922 der russische Gelehrte Michael Rostovtzeff den Begriff »Tierstil« prägte, fasste er darunter künstlerisch gestaltete Erzeugnisse aus Sibirien und Südrussland zusammen, die ein Tierbild zum Hauptgegenstand ihrer Darstellung hatten. Als… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”