- Filz
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Filz ist ein textiles Flächengebilde aus einem ungeordneten, nur schwer zu trennendem Fasergut. Es handelt sich bei Filz also um eine nicht gewebte Textilie. Werden fertige Gewebe (z. B. Loden) verfilzt, spricht man von Walkstoffen. Aus Chemiefasern und theoretisch auch aus Pflanzenfasern entsteht Filz durch trockene Vernadelung (Nadelfilz)[1] oder durch Verfestigung mit unter hohem Druck aus einem Düsenbalken austretenden Wasserstrahlen.
Filz aus Wolle ist ein Walk- oder Pressfilz. Die gereinigte, gekämmte und bis zum Vlies aufbereitete und eventuell gefärbte Rohwolle oder Fasern werden durch eine meist mechanische Bearbeitung (Filzen und Walken) in einen festen Zusammenhalt gebracht. Die einzelnen Fasern sind dabei miteinander ungeordnet verschlungen. Tierische Haare haben eine schuppenförmige Oberfläche, deren mikroskopisch kleine Plättchen sich beim Filzen dauerhaft ineinander verhaken.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Archäologische Funde, die den Filzgebrauch belegen, datieren in die Jungsteinzeit. Bei den Funden handelt es sich um Reste, die als gepresste Tierhaare identifizierbar waren. Dass gefilzte Gegenstände noch älteren Datums kaum auffindbar sein werden, liegt an der guten Kompostierbarkeit des Materials. Es gibt jedoch Ausgrabungsstätten im asiatischen Raum, die gut erhaltenen Filz zu Tage förderten. Obwohl etwas jünger, lässt sich anhand dieser Funde das Wissen über das Material ableiten. Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass die Kenntnis über die Herstellung von Filz mindestens auf ca. 8000 v. Chr. (mittlere Steinzeit „Mesolithikum“) anzusetzen ist.
Herstellungsmethoden
Nassfilzen (laut DIN 61210 unter dem Begriff Walkfilze zusammengefasst) des ungebundenen Vlieses mit warmem Wasser (Dampf) und Seife (alkalische Filzhilfe) ist die traditionelle, handwerkliche Verarbeitung der Wolle oder von Tierhaaren. In Kombination mit warmem Wasser und Seife stellen sich die Schuppen in der obersten Schuppenschicht der Haare (Cuticula) auf. Gleichzeitig durchgeführtes Walken bewirkt ein gegenseitiges Durchdringen der einzelnen Fasern. Die aufgestellten Schuppen verkeilen sich so stark ineinander, dass sie nicht mehr zu lösen sind. Das Werkstück schrumpft dabei stark und es ergibt sich ein festes textiles Flächengebilde. Die endgültige Form kann dabei nahtlos aus einem Stück herausgearbeitet werden. Da Walkfilze aus tierischen Fasern, zum Teil unter Beimischung von Zellwolle, besteht, handelt es sich dabei um ein Naturprodukt, das biologisch abbaubar ist.
Beim Trockenfilzen wird die trockene Wolle mit Hilfe spezieller Filznadeln in eine Form gebracht. Diese Methode ist der Vorläufer des Vernadelns mit einem Nadelbalken. Nadelfilz wird mechanisch mit zahlreichen Nadeln mit Widerhaken hergestellt. Hierbei sind die Widerhaken umgekehrt wie bei einer Harpune angeordnet, so dass die Fasern in den Filz gedrückt werden und die Nadel leicht wieder herausgeht. Durch wiederholtes Einstechen werden die Fasern miteinander verschlungen und eventuell anschließend chemisch oder mit Wasserdampf nachbehandelt. Solche Nadelvliesstoffe lassen sich nicht nur aus Wolle, sondern aus praktisch allen anderen Fasern herstellen. Nadelfilz ist der heute übliche industriell hergestellte Filz. Außerdem ist noch das Verhaken mit einem gepulsten Wasserstrahl oder mit einem Bindemittel möglich. Hier können auch Fasern ohne Schuppenstruktur eingesetzt werden, etwa Polyamid und Polyester.
Die kunsthandwerkliche Tradition des Filzens wird in jüngerer Zeit von vielen Menschen und Kleinbetrieben wiederentdeckt. Dabei entsteht eine Gebrauchskunst, die vor allem robuste und wärmende Kleidungsstücke umfasst, zum Beispiel Schals, Jacken, Westen, Hüte, Hausschuhe und Pantoffel, aber auch figürliche Arbeiten einschließt.
Eigenschaften von Filz
- temperaturbeständig
- nicht brennbar (materialabhängig)
- schallhemmend
- kältehemmend
- wärmend
- feuchtigkeitsabweisend
Anwendungsgebiete
- Kleidungsstücke
- Filzhut, Qeleshe
- Pantoffel
- Filzstiefel
- Janker (österreichische Tracht, ähnlich einem Sakko)
- Technik
- Dichtungen (z. B.: Wälzlager, Filzringe und Filzstreifen laut DIN5419)
- Abreinigbare Filtermedien zur Gasfiltration (meist oberflächenbehandelte Nadelfilze)
- Öler
- Abstreifer beim Stahl- und Aluminium-Kaltwalzen
- Klaviere und Musikinstrumente
- Geräuschdämmung
- Polierfilz für Glas, Keramik, Metall
- Trockenfilze bei der Papierherstellung
- Gleitschicht
- Stuhlbeingleiter
- Zeitgenössische Kunst, etwa Joseph Beuys und Robert Morris
- Dreadlocks
- Wohnaccessoires
- Tischsets, Tischläufer, Vorhänge, Sitzauflagen, Teppiche
- Naturfaserverstärkte Kunststoffe (Nadelfilz aus Natur- und Polypropylenfasern für Formpressverfahren)
Übertragene Bedeutung
Die kaum trennbaren Filzfasern liefern das Sprachbild für die Bedeutung Filz im übertragenen Sinne. Darunter wird verstanden, dass eine Gruppe von Personen durch – vor allem finanzielle – Abhängigkeiten in einer undurchschaubaren und vielfältigen Weise verknüpft ist (siehe auch: Klüngel, Korruption, Seilschaft). In ähnlicher Weise verwendet man das Sprachbild als Adjektiv und bezeichnet etwa ein System als „verfilzt“.
DIN-Normen
DIN 61200; DIN 61205 und DIN 61206 Nr. 2.1
Weblinks
Commons: Felt – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Filzen im Unterricht – Informationen und Ideen im ZUM-Wiki
- Das Filzlexikon
- verFilzt Und zugeNäht – Fachzeitschrift über das Filzen
Einzelnachweise
- ↑ Alfons Hofer: Textil- und Modelexikon, Deutscher Fachverlag, Frankfurt/Main, 7. Auflage, Band 2, 1997, Filz, Seite 264
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