Kulturbund e.V.

Kulturbund e.V.
Friedenskundgebung des Kulturbundes in der Deutschen Staatsoper (Admiralspalast) in Berlin (1948).

Der Kulturbund der DDR war eine kulturelle Massenorganisation in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Bund wurde im Juni 1945 als Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) gegründet. Offizielles Ziel war es, die Bürger an einer demokratischen, antifaschistischen Kulturentwicklung teilhaben zu lassen. Zahlreiche Schriftsteller gehörten dem Kulturbund an, darunter Willi Bredel, Fritz Erpenbeck, Bernhard Kellermann, Victor Klemperer, Anna Seghers, Bodo Uhse, Christa Wolf, Arnold Zweig. Präsident wurde Johannes R. Becher, der dieses Amt bis 1958 wahrnahm.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kulturbund war als überparteiliche und interzonale Organisation gedacht, um Intellektuelle anzuziehen, schreibt Gerd Dietrich in einem Handbuch zu den Parteien und Massenorganisationen der DDR. Schon ab 1947 wurde der Kurs härter und der Kulturbund eine Massenorganisation zur Pflege von Interessen und Hobbys. Auf allen Ebenen gab es Nomenklaturkader der SED, die Auswahl bedurfte der Zustimmung der jeweiligen Parteigremien. Doch gemessen an den anderen Parteien und Massenorganisationen der DDR seien die Mitglieder des Kulturbundes nur schwach an ihre Organisation gebunden gewesen, urteilt Dietrich. Die Ämter im Kulturbund waren keine Karriere-, sondern „Abstellungs- und Versorgungsposten“. Die Masse der (1985) über 260.000 Mitglieder bestand aus Heimatfreunden und Sammlern, die sich nur innerhalb des Kulturbundes organisieren konnten; nur ein Drittel sei als „Intelligenz“ im weitesten Sinne anzusehen. Die „Dachorganisation für kleinbürgerliche Massenkultur“ war in sich widersprüchlich, lautet das Fazit Dietrichs: Die Gremien unterstützten die hohe Politik, die AGs waren unpolitische Nischen.

1954 wird die Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in Berlin auf Initiative des Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet. 1966 wird diese Gesellschaft in URANIA - Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse umbenannt.

1958 wurde der Kulturbund in „Deutscher Kulturbund“ umbenannt, 1974 (um die Selbstständigkeit der DDR zu betonen) in "Kulturbund der DDR".

Der Kulturbund war der Nationalen Front angegliedert und war in den Parlamenten vertreten, in der Volkskammer mit 22 von insgesamt 500 Abgeordneten.

Anfang der 1980er Jahre gingen aus verschiedenen Zentralen Arbeitskreisen der Esperanto-Verband im Kulturbund der DDR, die Gesellschaft für Denkmalpflege, die Gesellschaft für Natur und Umwelt (einschließlich des Zentralen Fachausschusses für Touristik und Wandern), die Gesellschaft für Heimatgeschichte und die Gesellschaft für Fotografie hervor. Weitere landesweit agierende Gesellschaften im Kulturbund waren die Klubs der Intelligenz, die Pirckheimer-Gesellschaft (Bücher- und Grafiksammler mit der Zeitschrift Marginalien), Arbeitskreis Friedrich Schiller und der Philatelistenverband der DDR im Deutschen Kulturbund.

Die Archive des Kulturbundes befinden sich großteils im Bundesarchiv (dort: SAPMO).

Kulturbund e.V.

Die Arbeit des Kulturbundes wird nach der Auflösung der DDR von einem Verein (Kulturbund e.V.) weitergeführt.

Siehe auch

  • Bekannte Funktionäre des Kulturbundes

Literatur

  • Dietrich, Gerd: Kulturbund. In: Gerd-Rüdiger Stephan u.a. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch, Dietz, Berlin 2002, S. 530-559, ISBN 3320019880.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kulturbund — war die Bezeichnung für folgende Organisationen: Kulturbund Deutscher Juden (1933–1941) Freier Deutscher Kulturbund (1938–1945), ein Zusammenschluss von emigrierten Künstlern Kulturbund der DDR (1945–1990; ab 1945 Kulturbund zur demokratischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kulturbund — (izg. kultȗrbund) m DEFINICIJA pov. pol. kulturno prosvjetno udruženje pripadnika njemačke nacionalne manjine u Kraljevini SHS osnovano 1920. koje je poslije 1936. i osobito u razdoblju 1941 1945. preraslo u političku ekspozituru Hitlerove… …   Hrvatski jezični portal

  • Kulturbund — Kul|tur|bund 〈m. 1u; unz.; DDR; Abk.: KB; kurz für〉 kulturpolitische Massenorganisation * * * Kulturbund,   Abkürzung KB, kulturpolitische Organisation; gegründet auf Initiative der SMAD im Juli 1945 in Berlin als Kulturbund zur demokratischen… …   Universal-Lexikon

  • Kulturbund der DDR — Friedenskundgebung des Kulturbundes in der Deutschen Staatsoper (Admiralspalast) in Berlin (1948) Der Kulturbund war eine kulturelle Massenorganisation in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Deutschen Demokratischen Republik (DDR) …   Deutsch Wikipedia

  • Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands — Friedenskundgebung des Kulturbundes in der Deutschen Staatsoper (Admiralspalast) in Berlin (1948). Der Kulturbund der DDR war eine kulturelle Massenorganisation in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Bund wurde im Juni 1945 als Kulturbund… …   Deutsch Wikipedia

  • Kulturbund Deutscher Juden — Berliner Gedenktafel: Kurt Singer und der Kulturbund Deutscher Juden Der Kulturbund Deutscher Juden war im nationalsozialistischen Deutschland eine von jüdischen Initiatoren ins Leben gerufene Selbsthilfeorganisation für vom Berufsverbot… …   Deutsch Wikipedia

  • kultúrbúnd — a m (ȗ ȗ) med obema vojnama organizacija nemške narodne manjšine v predvojni Jugoslaviji, v kateri so leta 1939 prevzeli vodstvo nacisti …   Slovar slovenskega knjižnega jezika

  • Jüdischer Kulturbund — Jüdischer Kulturbund, or (with the definite article) Der Jüdische Kulturbund, was a Cultural Federation of German Jews, established in 1933. It hired over 1300 men and 700 women artists, musicians, and actors fired from German institutions, and… …   Wikipedia

  • Deutscher Kulturbund — Friedenskundgebung des Kulturbundes in der Deutschen Staatsoper (Admiralspalast) in Berlin (1948). Der Kulturbund der DDR war eine kulturelle Massenorganisation in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Bund wurde im Juni 1945 als Kulturbund… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Kulturbund — Der Kulturbund Deutscher Juden war im nationalsozialistischen Deutschland eine von jüdischen Initiatoren ins Leben gerufene Selbsthilfeorganisation für vom Berufsverbot betroffene jüdische Künstler. Von den Behörden wurde der bis 1941 geduldete… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”