Kunsthalle Bielefeld

Kunsthalle Bielefeld
Kunsthalle Bielefeld

Die Kunsthalle Bielefeld ist ein Museum für zeitgenössische Kunst in der ostwestfälischen Stadt Bielefeld. Der 1968 von Philip Johnson entworfene Museumsbau wurde von Rudolf-August Oetker gestiftet.

Inhaltsverzeichnis

Sammlung

Die ständige Sammlung umfasst verschiedene Werke der Kunst des 20. Jahrhunderts. Dazu gehören Gemälde von Pablo Picasso, Max Beckmann sowie Werke des Blauen Reiter und Strömungen um László Moholy-Nagy oder Oskar Schlemmer. Auch jüngere Kunst der 1970er- und 1980er-Jahre findet zunehmend Beachtung in der Sammlung. In dem der Kunsthalle umliegenden Park sind u.a. Skulpturen von Auguste Rodin, Henry Moore, Richard Serra, Ólafur Elíasson und anderen modernen Bildhauern zu besichtigen. Vor dem Eingang des Gebäudes sind permanent ein Bronzeguss von Rodins "Denker" sowie, seit 1989, Serras Vertikalskulptur "Axis" installiert.

Ergänzt wird die ständige Sammlung durch zeitlich begrenzte Ausstellungen von dem Profil der Kunsthalle entsprechenden zeitgenössischen Künstlern. Die besucherstärksten Wechselausstellungen waren „Emil Nolde - Begegnung mit dem Nordischen“ im Jahr 2008 mit 74.000 Besuchern, gefolgt von der Ausstellung „Picassos Surrealismus - Werke 1925-1937“ im Jahr 1991 mit fast 68.000 Besuchern. Bei der Schau mit dem Titel „1937 - Perfektion und Zerstörung“, in der Gemälde verschiedenster Stilrichtungen aus eben jenem Jahr gezeigt wurden, zählte man 2007/2008 etwa 47.000 Besucher; zu einer Ausstellung von Gemälden des in der Nähe von Bielefeld geborenen Peter August Böckstiegel sowie von Conrad Felixmüller unter dem Titel „Arbeitswelten“ kamen 2007 rund 45.000 Besucher.[1]

Die Ausstellungen können neben der individuellen Erkundung auch durch Führungen erschlossen werden. Daneben gibt es ein museumspädagogisches Angebot für Kinder und Jugendliche. Dem Museum ist ein Shop, ein Café und eine Bibliothek angegliedert.

Die Kunsthalle bei Tag
Die ehemalige Parkanlage an der Kunsthalle mit Wasserbecken (Mai 1985)
Skulpturengarten (2011)

Architektur

Das am südwestlichen Rand der Bielefelder Altstadt gelegene Gebäude wurde 1968 nach Plänen des amerikanischen Architekten Philip Johnson im Internationalen Stil von Cäsar Pinnau erbaut.[2] Es ist Johnsons einziger Museumsbau in Europa. Das Gebäude gilt als ein Wahrzeichen Bielefelds und wurde 2002 saniert.

Der kubische, auf quadratischer Grundfläche stehende Bau umfasst drei oberirdische und zwei unterirdische Etagen, insgesamt stehen 1200 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die Fassade besteht aus markantem roten Sandstein.

Der Entwurf von Johnson sah einen Skulpturengarten als städtebauliche Abgrenzung vor. Dieser wurde zunächst nicht verwirklicht. Erst zum 27. September 2008 - dem 40. Geburtstag der Kunsthalle - entstand nach den Originalplänen von 1968 eine solche Anlage als Ersatz für die bisherige Parkanlage mit Wasserbecken.

Namensstreit

Rudolf-August Oetker hatte zum Zeitpunkt der Stiftung den Wunsch geäußert, die Kunsthalle nach seinem Stiefvater Richard-Kaselowsky-Haus zu nennen. Kaselowsky war in Bielefeld wegen seiner NS-Vergangenheit umstritten (frühe Mitgliedschaft in der Partei und im Freundeskreis Himmler, Auszeichnung der von ihm geführten Firma Oetker als Nationalsozialistischer Musterbetrieb u.a.). Dies führte zu einer Debatte, die in Bielefeld zu einem Hauptthema der gesellschaftlichen Bewegungen im Jahr 1968 wurde. Der Komponist Hans Werner Henze zog sein für die Einweihung geschriebenes Klavierkonzert zurück, NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn und zwei Bundesminister ließen sich entschuldigen. Die Veranstaltung mit 1.200 geladenen Gästen wurde in der Folge komplett abgesagt, doch der Rat der Stadt hielt an seinem Namensbeschluss fest. Die „stille“ Eröffnung am 27. September 1968 wurde von Protestdemonstrationen begleitet.[3] Bis heute erinnert im Eingangsbereich der Kunsthalle eine Gedenktafel an den Namensgeber und bezeichnet ihn als Opfer des schweren Luftangriffs vom 30. September 1944, ohne seine Rolle im Unternehmen oder die Kontroverse um ihn zu thematisieren.

In den folgenden Jahren führte die Kunsthalle den kontroversen Teil ihres Namens nicht mehr in der Öffentlichkeit. Im Jahr 1998 entstand eine erneute Diskussion, als der damalige Kunsthallenleiter Thomas Kellein eine Annäherung an das Haus Oetker suchte und den Namen wieder hervorhob. Nachdem die Suche nach einer unverfänglichen Namensversion gescheitert war, beschloss der damalige rot-grüne Stadtrat die Umbenennung in den ausschließlichen Namen Kunsthalle Bielefeld. Daraufhin beendete Rudolf August Oetker seine Unterstützung und zog seine persönlichen Leihgaben aus der Sammlung der Kunsthalle zurück.[4]

Weblinks

 Commons: Kunsthalle Bielefeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neue Westfälische vom 13. Mai 2008 „Kunsthalle mit Rekord“
  2. Rüdiger Jungblut: Die Oetkers, Geschäfte und Geheimnisse der bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands 1. Auflage. Bastei Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 978-3-422-02112-9, Seite 340
  3. Hans-Jörg Kühne: Bielefeld ’66 bis ’77. Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte, 21. ISBN 3-936359-15-6
  4. WSWS.org zur Umbenennung der Kunsthalle
52.0181805555568.5261111111111

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