- Kusama Yayoi
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Yayoi Kusama (jap. 草間 彌生, Kusama Yayoi; * 29. März 1929 in Matsumoto, Japan) ist eine der bedeutendsten japanischen Künstlerinnen der Nachkriegszeit. Sie lebte zwischen 1958 und 1972 vorwiegend in New York. Ihre bekanntesten Kunstwerke, Aktionen und Happenings entstanden in dieser Zeit.Ihr Markenzeichen sind Polka Dots, farbige Punkte, die sie auf Leinwände, Skulpturen und Menschen malt.
Inhaltsverzeichnis
Kindheit in Japan
Ihre Kindheit und Jugend im Elternhaus war von Strenge und Autorität geprägt. Japan war zu dieser Zeit ein faschistoider Militärstaat. Kusama musste im 2. Weltkrieg ab 1941, im Alter von nur 12 Jahren, in einer Fallschirmfabrik arbeiten. Ihre Mutter wünschte, dass ihre Tochter traditionell aufwächst. Ständiger Druck, Ablehnung und Entfremdung von ihrer Mutter könnten zu Kusamas schon in der Kindheit beginnenden Krankheit geführt haben, die sich in Halluzinationen zeigte. Kusama sah Punkt- und Netzmuster und fürchtete, sich darin aufzulösen.
„Ich sah auf das rote Muster der Tischdecke, als ich aufblickte, bedeckte dasselbe rote Muster die Decke, die Fenster und die Wände, und schließlich den ganzen Raum, meinen Körper und das Universum. Ich begann mich selbst aufzulösen, und fand mich in der Unbegrenztheit von nicht endender Zeit und in der Absolutheit der Fläche wieder. Ich reduzierte mich auf ein absolutes Nichts.“
– Yayoi Kusama
Die Halluzinationen wurden zum Bestandteil ihrer Kunst. Schon 1939 fertigte sie Zeichnungen an, in denen sie die Muster verarbeitete. Kusama litt außerdem an ausgeprägter Angst vor phallischen Objekten.
Erste Erfolge
1948 ging Kusama an die Kyoto School of Arts and Crafts. Ihre Mutter ließ sie unter der Bedingung gewähren, dass sie bei Verwandten in Kyoto japanische Etikette erlernt. Zu dieser Zeit war es für eine Frau schwer, in der Welt der Kunst in Japan Fuß zu fassen; und wenn auch nur in den traditionellen Künsten.
Trotzdem hatte Kusama in den nächsten Jahren 9 Ausstellungen (6 Einzelausstellungen), die erste Einzelausstellung 1952 in der Matsumoto Civic Hall, der Bürgerhalle ihrer Heimatstadt. Viele Bilder aus dieser Schaffensperiode wurden von der Künstlerin vernichtet bevor sie nach New York ging. Zur gleichen Zeit begann sie mit einer psychiatrischen Behandlung. Sie schämte sich nie wegen ihrer Krankheit und ging offen damit um.
Sie wurde landesweit bekannt, von der japanischen Kunstwelt jedoch weitgehend abgelehnt. Als 1955 ihre Werke auf der 18th Biennial at the Brooklyn Museum ausgestellt werden sollten, beschloss sie, nach New York zu ziehen. Ihre Eltern gaben ihr Geld für den Flug unter der Bedingung, dass sie nie wieder zurückkehrt. Nach einem Aufenthalt in Seattle lebte sie ab 1957 in New York.
Beginn in New York
Da Kusama keine finanzielle Unterstützung hatte, war sie auf den Verkauf ihrer Bilder angewiesen. Sie wurde in der New Yorker Kunstszene zunächst dadurch bekannt, dass sie von Galerie zu Galerie ging um Ausstellungsfläche zu bekommen. Der finanzielle Erfolg blieb aus. Großformatige (bis 2 x 4 Meter) Versionen ihrer Infinity Nets mit gleichförmigem Netzmuster über die gesamte Leinwand, kosteten zu dieser Zeit nur 350$. Kusama fühlte sich in New York nicht wohl und ihre Krankheit verschlechterte sich. 1961 war sie erneut in psychiatrischer Behandlung.
Phallische Skulpturen
1961 erschloss sich Kusama Stoffskulpturen als künstlerisches Mittel. Sie begann, Möbel und andere Haushaltsgegenstände lückenlos mit phallusartigen Stoffwülsten zu überziehen. Eines der bekanntesten Werke ist die Couch Accumulation #1, die zusammen mit Werken von Andy Warhol 1962 in der Green Gallery ausgestellt wurde. Die Auseinandersetzung mit phallischen Formen wird von manchen Betrachtern als Aufarbeitung sexueller Ängste interpretiert. Kusama war zu diesem Zeitpunkt in einer psychotherapeutischen Behandlung.
Psychoanalytisch interpretierbar ist die Skulptur Traveling Life von 1964. Sie besteht aus einer von phallischen Formen überwucherten Leiter, als Sinnbild für Kusamas beschwerlichen Werdegang in der von Männern dominierten Kunstszene. Diese Interpretation scheint naheliegend, da auf den Stufen der Leiter Frauenschuhe stehen.
Fotografie und Selbstdarstellung
Ab Mitte der 1960er setzte Kusama Fotografien ein, um ihre Arbeiten bekannt zu machen. Diese Fotos waren von Kusama genau geplant, oft von bekannten Fotografen aufgenommen. Kusama posierte dafür oft theatralisch, ähnlich einem Model. In manchen Aufnahmen war sie nackt mit Punkten bemalt. Das kann als Schritt hin zu Happenings, Events und Performances gesehen werden, in denen sie Grenzen zwischen, Kunst, Mensch und Umwelt auflösen wollte. Sonst gab sich Kusama in der Öffentlichkeit medienwirksam in anspruchsvolle traditionelle Kimonos gehüllt.
Happening und Performance
1966 erlangte Kusama mit dem Happening Narcissus Garden internationale Bekanntheit. Nachdem Kusamas Arbeiten nicht für die Biennale in Venedig ausgewählt wurden, beschloss sie, ihre Installation Narcissus Garden, 1500 spiegelnde Kugeln, vor der Ausstellungshalle aufzubauen. Passanten konnten eine Kugel für 1200 Lire (heute ungefähr 210 Euro) erwerben. Ein Schild mit der Aufschrift „Your Narcisium For Sale” verwies auf den Narzissmus, der Kunsterwerb und Besitz innewohnt. Bis die Veranstalter der Biennale Kusamas Aktion polizeilich beendeten, war sie bereits zur bekanntesten Künstlerin dieser Biennale geworden.
Es folgten Happenings in New York, wie das 14th Street Happening: Kusama lag auf dem Bürgersteig inmitten weißer, rotgepunkteter phallusartiger Kissen. In Walking Piece ging sie in einem pinkfarbenen Kimono und einem mit Plastikblumen dekoriertem Regenschirm durch New York.
Kurz darauf begann Kusama mit Bodypainting Events, in denen sie, teils in der Öffentlichkeit, nackte Personen mit Punkten bemalte. Ebenso wie in ihren Halluzinationen sollen die Punkte Grenzen aufheben. Grenzen zwischen ihrer Kunst, den Menschen und ihrer Umgebung und Grenzen der Menschen untereinander. Das Self Obliteration Event, das 1967 an der Brooklyn Bridge stattfand, zählt zu ihren bekanntesten. Viele dieser Veranstaltungen werden von der Polizei aufgelöst. In den Fotosessions, Happenings und Events sind Elemente erkennbar, die im Nachhinein als Vorläufer der Kunstrichtung Performance gesehen werden können.
Ende der 60er übernimmt Kusama Ideen der Hippiebewegung: Anarchismus, Pazifismus, Nudismus und freie Liebe. Anfang der 70er gründet sie mehrere Firmen, wie Kusama Fashions oder das nicht jugendfreie Magazin Kusamas Orgy. Der Erfolg blieb aus und sie kehrte 1973 nach Japan zurück.
Wieder in Japan
Zurück in Japan ging Kusama freiwillig in eine Nervenheilanstalt, in der sie bis heute lebt und arbeitet. In den späten 1980ern hatte Kusama in Japan mehrere Einzelausstellungen, mit denen sie ebenso in Europa wieder bekannt wird. 1993 werden ihre Arbeiten auf der 44. Biennale in Venedig gezeigt.
Kusama arbeitet noch an ihrem Gesamtwerk mit Variationen der Polka Dots und Infinity Nets. Mehrere Rauminstallationen, wie Dots Obsession von 1999 und 2007, verfolgten das Thema weiter.
2006 wurde sie mit dem Praemium Imperiale („Nobelpreis der Künste“) in der Sparte Malerei ausgezeichnet.
Bilder
Rauminstallation – Odense 2001
dots obsession – München 2007
Pumpkin – Naoshima (Präfektur Kagawa) 2007
Literatur
- Midori Yoshimoto: Into Performance, Japanese Women Artists in New York New Brunswick, New Jersey and London 2005 ISBN 0-8135-3521-2
- Kunstverein Braunschweig, Karola Grässlin, Jan Verwoert: Yayoi Kusama, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2004 ISBN 3-88375-829-9
Weblinks
Offizielle Yayoi Kusama Seite (englisch, japanisch)
Personendaten NAME Kusama, Yayoi ALTERNATIVNAMEN 草間 彌生 (japanisch) KURZBESCHREIBUNG japanische Künstlerin GEBURTSDATUM 29. März 1929 GEBURTSORT Matsumoto, Japan
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