- La Rotonda
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La Rotonda ist eine Villa bei Vicenza, Nord-Italien. Der eigentliche Name ist Villa Capra oder Villa Almerico, aber bekannt ist sie unter dem Namen La Rotonda oder Villa Rotonda. Entworfen von dem italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio. Die Villa wurde etwa 1567–1571 geplant und erbaut. Bauherr war Paolo Almerico, ein hoher Beamter des päpstlichen Hofstaates.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Umgebung
Die Villa liegt auf einer Anhöhe am Stadtrand von Vicenza. Von hier aus hat man in alle vier Richtungen einen wunderbaren Blick über die venetische Landschaft.
„Die Lage gehört zu den anmutigsten und erfreulichsten, die man finden kann. Das Haus liegt auf einem leicht zu besteigenden Hügel, der auf der einen Seite vom Bacchiglione, einem schiffbaren Fluß, begrenzt wird, und auf der anderen Seite von weiteren lieblichen Hügeln umgeben ist, die wie ein großes Theater wirken [...]“
– Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur [1]
Funktion
In der Renaissance entdeckte man die Schönheit der Landschaft wieder und das „einfache Leben“ auf dem Land als Ergänzung zum Stadtleben. Die Villa war nicht als landwirtschaftliches Nutzgebäude oder reines Wohngebäude gedacht. Sie war ein Ort der Zerstreuung, der Erholung und der Erbauung, besonders in den Sommermonaten. Die Wirtschaftsräume (Weinkeller, Küche, etc.) befanden sich alle im Untergeschoss, der Piano nobile blieb frei für die Nutzung als „Freizeithaus“. Man kann davon ausgehen, dass hier Feste und kulturelle Veranstaltungen aller Art abgehalten wurden. Viel wichtiger als der praktische Nutzen des Hauses war aber wohl die Schaffung eines idealen Gebäudes, dessen Ästhetik den antiken Vorbildern gleichzukommen suchte.
Architektur
Palladio hatte sich eingehend mit der antiken römischen Architektur beschäftigt. Seine Skizzen des Romulus- und Vestatempels, aber auch das Pantheon waren sicherlich starke Leitbilder bei seinem Entwurf. Die Rotunde mit aufgesetzter Kuppel als Zentralraum weist auf die Orientierung an römischen Rundtempeln hin. Der Grundriss baut auf den Grundformen Quadrat und Kreis auf und hat die Form eines Griechischen Kreuzes. Vor den Gebäudekubus ist auf allen vier Seiten die gleiche, offene Fassade gestellt: ein klassischer Portikus aus sechs ionischen Säulen, von einem Dreiecksgiebel gekrönt. Breite Freitreppen führen vom Park hinauf in den Piano Nobile. Von dort aus gelangt man in die Sala centrale, den zentralen Kuppelsaal.
Die Villa gliedert sich in drei Geschosse: das Untergeschoss mit den Wirtschaftsräumen, der Piano nobile mit den repräsentativen Räumen und darüber ein Halbgeschoss, in dem die alltäglichen Wohnräume lagen.
„Da man von jeder Seite wunderschöne Ausblicke genießt, worunter einige die nahe Umgebung erfassen, andere wiederum weiter reichen und wieder andere erst am Horizont enden, so hat man an allen vier Seiten Loggien errichtet, unter denen, wie auch unter dem Hauptsaal, die Räume für den Gebrauch und die Bequemlichkeit des Gesindes liegen. Der Hauptsaal liegt in der Mitte, ist rund und erhält sein Licht von oben. Die Kammern sind Halbgeschosse. Über den großen Räumen, deren Gewölbe so hoch wie nach der ersten Art der Einwölbungen sind und die um den Hauptsaal herumliegen, findet sich ein Umgang von fünfzehneinhalb Fuß Breite. An den äußeren Enden der Postamente, die die Treppen der Loggien stützen, sind Marmorstatuen von der Hand des Bildhauers Lorenzo Vicento aufgestellt.“
– Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur [1]
Bezüge in der Architekturgeschichte
- Rocca Pisana (it:Villa Pisani (Lonigo) von Scamozzi in Italien (1576)
- Mereworth Castle (en:Mereworth Castle) von Colen Campbell in England (1720er-Jahre)
- Chiswick House (ab 1725)
- Monticello von Jefferson in den USA (ab 1768)
- Villa Rosa von Gottfried Semper in Dresden (1839)
Einzelnachweise
- ↑ a b Übertragung von Andreas Beyer und Ulrich Schütte aus Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur. 3. überarbeitete Auflage, Zürich und München 1988, S. 132
Literatur
- James S. Ackerman: The villa. Form and Ideology of Country Houses. Thames and Hudson, London 1995, ISBN 0-500-27744-3.
- Reinhard Bentmann, Michael Müller: Die Villa als Herrschaftsarchitektur. Eine kunst- und sozialgeschichtliche Analyse. Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1992, ISBN 3-434-50009-X.
- Kornelia Imesch: Magnificenza als architektonische Kategorie. Individuelle Selbstdarstellung versus ästhetische Verwirklichung von Gemeinschaft in den Villen Palladios und Scamozzis. Athena, Oberhausen 2003, ISBN 3-89896-153-2 (Zugleich: Zürich, Univ., Habil.-Schr., 2002).
- Kurt Jauslin: Ein Haus für Canonicus Almerigo. Palladios Villa Rotonda als Rekonstruktion des Ästhetischen. Projekt-Verlag, Dortmund 1995, ISBN 3-928861-30-1.
- Wolfram Prinz: Schloss Chambord und die Villa Rotonda in Vicenza. Studien zur Ikonologie. Mann, Berlin 1980, ISBN 3-7861-1219-3 (Frankfurter Forschungen zur Kunst 7).
Weblinks
Commons: Villa Capra – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- villa-rotonda-projekt.de – Fundierte bauhistorische/kunsthistorische Informationen zur Rotonda
- andrea-palladio.de – Biographie, umfangreiches Werkverzeichnis, etc.
- Eintrag bei greatbuildings.com
- Fotos vom Innenraum
45.53146388888911.559961111111Koordinaten: 45° 31′ 53,3″ N, 11° 33′ 35,9″ OKategorien:- Renaissancebauwerk in Venetien
- Villa in Venetien
- Erbaut in den 1560er Jahren
- Vicenza
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