Vicenza

Vicenza
Vicenza
Wappen
Vicenza (Italien)
Vicenza
Staat: Italien
Region: Venetien
Provinz: Vicenza (VI)
Lokale Bezeichnung: Vicensa
Koordinaten: 45° 33′ N, 11° 33′ O45.5511.5539Koordinaten: 45° 33′ 0″ N, 11° 33′ 0″ O
Höhe: 39 m s.l.m.
Fläche: 80 km²
Einwohner: 115.927 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.449 Einw./km²
Postleitzahl: 36100
Vorwahl: 0444
ISTAT-Nummer: 024116
Demonym: Vicentini
Schutzpatron: Vinzenz von Valencia (8. September)
Website: www.comune.vicenza.it
Luftbild von Vicenza mit Flughafen

Vicenza (deutsch veraltet Wiesenthein oder Cimbria) ist eine Kunst- und Industriestadt im nördlichen Italien mit 115.927 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010). Sie liegt in der Region Venetien etwa 60 km nordwestlich von Venedig und 200 Kilometer östlich von Mailand. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Vicenza. Bekannt ist die Stadt für ihre Schmuckwaren- und Bekleidungsindustrie und für die Bauwerke des Renaissancearchitekten Andrea Palladio, die ihr den Rang eines UNESCO-Welterbes eintrugen. Vicenza gehört zu den reichsten Städten Italiens. Die deutsche Partnerstadt ist Pforzheim.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Euganeer, Veneter, Römer

Vicentia wurde vom italischen Volk der Euganeer und dann im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus von den Venetern besiedelt. Die Römer verbündeten sich mit den Venetern in ihrem Kampf gegen die keltischen Stämme, die Nordost-Italien besiedelten. Im Laufe der Zeit wuchs die römische Präsenz in der Region immer mehr an und die Veneter (deren Kultur viel eher etruskische und griechische Werte als keltische spiegelte) wurden allmählich assimiliert. 157 v. Chr. war die Stadt de facto ein römisches Zentrum und erhielt den Namen Vicetia oder Vincentia.

49 v. Chr. erhielt die Bevölkerung von Vicentia das römische Bürgerrecht. Die Stadt hatte eine gewisse Bedeutung als Station auf der wichtigen Straße von Mediolanum (Mailand) nach Aquileia, in der Nähe von Tergeste (Triest), stand aber im Schatten ihrer Nachbarin Patavium (Padua). Sehr wenig ist von der römischen Stadt erhalten, doch drei der Brücken über die Flüsse Bacchiglione und Retrone sind römischen Ursprungs und es existieren isolierte Bögen eines römischen Aquädukts außerhalb der Porta Santa Croce.

Während des Niedergangs des Weströmischen Reiches verwüsteten Heruler, Vandalen, Alarich I. und seine Westgoten sowie die Hunnen die Gegend, aber die Stadt erholte sich nach der Eroberung durch die Ostgoten im Jahr 489, bevor sie bald danach unter byzantinische Herrschaft kam.

Langobarden und Franken

568 besetzten die Langobarden die Stadt. Ab Anfang des sechsten Jahrhunderts wurden in der Provinz Vicenza zahlreiche Benediktinerklöster gebaut.

Mit der Eroberung des Langobardenreichs durch die Franken unter Karl dem Großen kam das Gebiet an fränkische Vasallen, wie etwa 809 an die Söhne des Grafen Haio, an Alboin und Ingobert. Dies wurde 816 von Ludwig dem Frommen bestätigt, obwohl ihr Vater vor den Franken zu den Awaren geflohen war. 899 wurde Vicenza von magyarischen Plünderern zerstört.

Grafschaft, Bistum und Kommune

Der Dom

Vicenza erscheint in mehreren Urkunden als „Nachbar“ Venedigs; mit ihnen bestanden enge vertragliche Bindungen, die etwa 967 von Ottos I. bestätigt wurden. Im 9. Jahrhundert erwarb das Veroneser Kloster San Zeno Güter um Vicenza. Die bischöfliche Kirche von Vicenza trat ebenfalls als Grundherrin auf, die etwa von Berengar um 916/24 Land erhielt. Zudem sprach der Missus Ottos III., Graf Oci, dort im Jahr 994 Recht. Kam der König selbst mit seinem Hofstaat nach Verona, so erhielt die Grafschaft einen Ausgleich, so etwa im Jahr 1000; 1008 wurde dem Bistum das Fodrum erlassen. Heinrich II. ließ Bischof Hieronymus von Vicenza allerdings absetzen, da er sich mit Arduin gegen ihn verbündet hatte.

1001 überantwortete, so behauptete das Bistum ab dem 12. Jahrhundert, Otto III. Bischof Hieronymus von Vicenza die gesamte Grafschaft Vicenza und damit auch die Stadt, und ließ dazu eine Fälschung anfertigen. In Wirklichkeit saß Graf Lanfrancus im selben Jahr 1001 einer Gerichtssitzung bei. Konrad II. bestätigte 1026 alle Schenkungen seiner Vorgänger, dazu Königsschutz und Immunität.

Es entstand eine städtische Organisation, die sich bald aus der bischöflichen Herrschaft löste. Vicenza spielte eine aktive Rolle im Veroneser Bund und vor allem im Lombardenbund (1164–1167) gegen Kaiser Friedrich I. Barbarossa, dem auch Padua und Treviso beitreten mussten; Vicenzas Podestà Ezzelino II. il Balbo war Kapitän der Liga. Als der Frieden wieder hergestellt war, lebte jedoch die alte Rivalität mit Padua, Bassano wieder auf, und außerdem gab es, wie fast überall in Italien, die Fraktionen der Ghibellinen und Guelfen, erstere von den Vivaresi vertreten, letztere vor allem von den Maltraversi. Ende des 12. Jahrhunderts übertrug Heinrich VI. dem Markgrafen Azzo d'Este die Entscheidungsbefugnis in allen Appellationssachen in der Mark Verona, darunter in Vicenza. In dieser Zeit waren die Konsuln von Vicenza bereits berechtigt, mit den umgebenden Landstädten Verträge abzuschließen, was Otto IV. 1210 bestätigte.

1226 verbündeten sich die Städte Mailand, Bologna, Brescia, Mantua, Padua, Vicenza und Treviso. Ezzelino III. da Romano vertrieb die Guelfen aus Vicenza und ließ seinen Bruder Alberico 1230 zum Podestà wählen. Die unabhängige Kommune trat dem Zweiten Lombardenbund gegen Kaiser Friedrich II. bei und wurde 1237 vom Monarchen geplündert, wonach es zu Ezzelinos Herrschaften annektiert wurde. Nach der endgültigen Niederlage der Brüder da Romano bei Cassano d' Adda gegen die vereinigten Truppen von Venedig, Treviso, Vicenza, Verona, Mantua und von Truppen Papst Alexanders IV. wurde Vicenza wieder unabhängig.

Nach Ezzelinos Tod wurde die politische Struktur der alten oligarchischen Republik – ein Consiglio Maggiore („Große Ratsversammlung“) von vierhundert Mitgliedern und ein Consiglio Minore („Kleiner Rat“) mit vierzig Mitgliedern – wieder hergestellt. Die Stadt ging ein Bündnis mit Padua, Treviso und Verona ein. Drei Jahre später vertrauten die Vicentiner den Schutz der Stadt Padua an, um ihre republikanische Freiheit zu sichern, aber das Protektorat (Custodia) wurde schnell zur Herrschaft, und aus diesem Grund unterwarf sich Vicenza im Jahre 1311 den Scaliger, den Herren von Verona, die die Stadt gegen die Visconti von Mailand befestigten. 1392 eroberte dessen Herzog Gian Galeazzo Visconti dennoch die Stadt.

Im Jahr 1404 kam Vicenza unter die Herrschaft der Republik Venedig.

Venezianische Herrschaft (1404 bis 1797)

Vicenza, das zum Besitz Venedigs geworden war, wurde in die Kämpfe der Serenissima mit dem Reich verstrickt. So wurde es von Kaiser Sigismund belagert und Maximilian I. brachte es in den Jahren 1509 und 1516 in seinem Besitz.

Vicenza versuchte dennoch mit den bedeutendsten Städten Oberitaliens Schritt zu halten; es war immerhin ein Kandidat für das 1545 bis 1563 in Trient abgehaltene Konzil.

La Rotonda, Andrea Palladio, 1571, nahe Vicenza

Das 16. Jahrhundert war zugleich die Zeit des Andrea Palladio, der herausragende Beispiele seiner Kunst in Form von Palästen und Villen auf dem Gebiet der Stadt hinterließ, von der es hieß, dass sie vor Palladios Zeit die heruntergekommenste und unansehnlichste in Venetien gewesen sei.

Franzosen, Österreicher (1797 bis 1866)

Nach 1797, unter napoleonischer Herrschaft, wurde Vicenza ein Titular-Herzogtum innerhalb des Königreichs Italien für General Armand de Caulaincourt.

Nach dem Wiener Kongress fiel Vicenza 1815 an das habsburgische Königreich Lombardo-Venetien, dessen König in Personalunion der Kaiser von Österreich war. Im Jahr 1848 erhob sich hier die Bevölkerung wesentlich heftiger als in jedem anderem italienischen Zentrum abgesehen von Mailand und Brescia gegen Österreich (für den Mut der Revolutionäre in dieser Zeit wurde der Stadt später die höchste Auszeichnung für militärische Tapferkeit verliehen). Nach dem Dritten italienischen Unabhängigkeitskrieg kam Venetien und damit auch Vicenza im Frieden von Wien (1866) zum Königreich Italien.

Königreich Italien, Weltkriege, Zerstörungen und Nachkriegszeit

Mit dem Anschluss an Italien kam es zunächst zu einem massiven wirtschaftlichen Niedergang der Region, der sich in einer Massenauswanderung niederschlug, die bis in die 1890er Jahre anhielt. Bereits 1866 kam es wegen der Erhöhung der Mahlgebühren und der Brotpreise zu Unruhen.

Das Gebiet um Vicenza war Schauplatz schwerer Kampfhandlungen sowohl im Ersten Weltkrieg (auf der Hochebene von Asiago) als auch im Zweiten Weltkrieg (als Brennpunkt des italienischen Widerstandes). Sie war die durch alliierte Bombenangriffe am meisten zerstörte Stadt Venetiens. Darunter befanden sich auch viele seiner Denkmäler, und es waren über 2.000 zivile Opfer zu beklagen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgte eine Zeit der Depression infolge der durch die zwei Weltkriege verursachten Zerstörungen.

Wirtschaftliche Erholung, US-Stützpunkt

Erst in den 1960er Jahren erlebte der gesamte zentrale Teil Venetiens einen starken wirtschaftlichen Aufschwung durch die Entstehung von kleinen und mittleren Familienbetrieben, die mit einer breiten Palette von Produkten den Weg für das Miracolo del Nordest (Wunder des Nordostens) bereiteten. In den folgenden Jahren wuchs die Wirtschaft rapide. Riesige Industriegebiete entstanden rund um die Stadt, eine massive und unorganisierte Urbanisierung begann und die Beschäftigung von ausländischen Einwanderern nahm zu.

Vicenza beheimatet den US-amerikanischen Armeestützpunkt Caserma Ederle. Im Jahr 1965 wurde Caserma Ederle das Hauptquartier der Southern European Task Force, zu der unter anderem die 173. US-Luftlandebrigade gehört.

Im Januar 2006 wurde in Vicenza die Europäische Gendarmerietruppe ins Leben gerufen.

Demographie

2007 lebten 114.268 Menschen in Vicenza, davon 47,6 % Männer und 52,4 % Frauen. Minderjährig (d.h. Kinder bis zum 18. Lebensjahr) waren 17,7 %, während die Rentner 21,60 % ausmachten. Dem gegenüber betrug der gesamtitalienische Durchschnitt 18,06 % an Minderjährigen und 19,94 % an Rentnern. Das Durchschnittsalter der Vicentiner beträgt 43 Jahre gegenüber dem italienischen Durchschnitt von 42 Jahren.

Von 2002 bis 2007 nahm die Bevölkerung Vicenzas um 3,72 % zu, während Italien insgesamt um 3,85 % wuchs. Die Geburtenrate beträgt in Vicenza 9,16 Geburten auf 1.000 Einwohner (im Vergleich dazu Italien gesamt: 9,45 Geburten).

Im Jahr 2006 waren 87,53 % der Bevölkerung Italiener. Es wird geschätzt, dass von 1876 bis 1976 über eine Million Menschen aus der Provinz Vicenza auswanderte, sodass mehr als drei Millionen Menschen von Vicentiner Abstammung über die Welt verteilt leben. Die wichtigsten Auswanderungsziele waren Brasilien, die USA, Kanada, Australien, Deutschland, Frankreich, Belgien und die Schweiz. Mehr als 100.000 Bürger Vicenzas leben und arbeiten heute im Ausland.

Heute hat sich die Stadt von einem Gebiet der Auswanderung zu einem Einwanderungsziel gewandelt. Die größte Gruppe von Immigranten (6,28 %) kommt aus anderen Staaten Europas, die größten Gruppen aus Serbien, Albanien und Bosnien. Aus Südasien stammen 1,85 %, aus Afrika südlich der Sahara 1,44 und aus Nordafrika 1,36 %. Derzeit hat ein Viertel der in Vicenza geborenen Babys zumindest einen ausländischen Elternteil.

Die Einwohner der Stadt sind hauptsächlich römisch-katholisch, doch gibt es infolge der Einwanderung auch orthodoxe Christen, Muslime und Sikhs.

Wirtschaft

Das Umland Vicenzas ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Wichtige Produkte sind Wein, Weizen, Mais, Olivenöl (um Barbarano Vicentino). Kirschen und Spargel sind eine Spezialität von Bassano del Grappa. Es gibt auch Marmorsteinbrüche, Schwefel-, Kupfer- und Silberminen sowie Abbau von Braunkohle und Kaolin. Ebenso sind Mineralquellen vorhanden, die bekanntesten sind jene von Recoaro Terme.

Dagegen ist die Stadt selbst von ausgedehnten Industriegebieten mit zahlreichen Metall verarbeitenden und Textilfabriken umgeben, die sich in unorganisierter und extensiver Verbauung weit in die Gebiete von Montecchio Maggiore, Chiampo und Sovizzo im Westen und Camisano Vicentino und Torri di Quartesolo im Osten erstrecken. Spitzensektoren sind die Schmuck- und Bekleidungsindustrie. Zu den wichtigen Bekleidungsunternehmen gehören Diesel, Pal Zileri, Marzotto, Bottega Veneta, Marlboro Classics etc. Weltberühmt ist die Gold-Ausstellung, die dreimal pro Jahr (Januar, Mai, September) in Vicenza stattfindet. An weiteren Industrien erwähnenswert sind Wolle und Seide, Keramik und Musikinstrumente. Die Hauptsitze des Fahrradherstellers Campagnolo und des Sportbekleidungsunternehmens Dainese sind hier angesiedelt.

Sehenswürdigkeiten

Statue von Andrea Palladio in Vicenza

Die Stadt weist eine große Zahl von Palazzi aus dem 15. bis 18. Jahrhundert auf, von denen die bekanntesten von Andrea Palladio stammen. Die wohl herausragenden Sehenswürdigkeiten sind die Villa La Rotonda und die Basilica, zwei Hauptwerke Palladios. Auch das Teatro Olimpico, das erste nachantike freistehende Theatergebäude Europas, ist sein Werk. 1994 trug die UNESCO Vicenza als „die Stadt des Palladio“ in die Liste des UNESCO-Welterbes ein. 1996 wurde die Stätte erweitert, um die Palladianischen Villen außerhalb des Stadtkerns einzubeziehen, und heißt dem entsprechend nun „Stadt des Palladio und der Palladianischen Villen Venetiens“.

Das Zentrum wird vom Hauptplatz, der Piazza dei Signori beherrscht. Die Basilica mit ihrem markanten Tonnengewölbe ist eigentlich keine Basilika im klassischen Sinne, sondern vom Erbauer so nach antikem Vorbild benannt. Überragt wird der Platz von einem beeindruckenden Turm, dem Torre di Piazza, der fast 80 m Höhe erreicht und aus dem 12. Jahrhundert stammt.

Persönlichkeiten

s. Liste der Persönlichkeiten aus Vicenza

Literatur

  • Carlo Cipolla: Le opere di Ferreto de' Ferreti vicentino, 2 Bde (Fonti per la storia d'Italia 42-43), Rom 1908-1914 (Bd. 3, Rom 1920, behandelt sein poetisches Werk).
  • James S. Grubb: Firstborn of Venice: Vicenza in the Early Renaissance State (Johns Hopkins University Studies in Historical and Political Science), Baltimore 1988.
  • Alberto Broglio, Lellia Cracco Ruggin: Storia di Vicenza, 4 Bde: Il territorio, la preistoria, L'età romana, L'età medievale, L'età della repubblica Veneta, 1404-1797 und L'età contemporanea, Vicenza 1993.

Weblinks

 Commons: Vicenza – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.

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