Lambertuskirche (Pfaffenhofen)

Lambertuskirche (Pfaffenhofen)
Lambertuskirche in Pfaffenhofen, Ansicht von Südwesten
Ansicht von Nordwesten

Die Lambertuskirche ist eine evangelische Pfarrkirche in Pfaffenhofen im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg, die ihre heutige Gestalt mit dem markanten Westgiebel seit einem Umbau 1610 hat. Die im Kirchturm hängende Glocke von 1299 ist eine der ältesten Glocken in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge der Kirche in Pfaffenhofen hängen vermutlich mit der Gründung des Ortes durch die namengebenden „Pfaffen“ (eventuell vom Kloster Weißenburg im Elsass) zusammen. Die Kirche bestand bereits bei der ersten Erwähnung Pfaffenhofens im Jahr 1279. Der frühgotische Turmchor sowie eine Glocke von 1299 sind als Relikte aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Die Kirche hatte ursprünglich ein kleineres Langhaus und wurde mehrfach erweitert. 1515 erbaute Hans Wunderer an die Nordseite des Turms eine Seitenkapelle, die heutige Sakristei. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche evangelisch, 1558 wurden die bis dahin im Reliquienaltar im Chor aufbewahrten Reliquien entfernt.

1610/12 wurde das Langhaus durch Heinrich Schickhardt nach Norden und nach Westen erweitert, wobei der prächtige geschwungene Renaissancegiebel im Westen entstand und auch das bei der Kirche gelegene Pfarrhaus neu errichtet wurde. Am Abend der Kirchweihe, am 16. Mai 1612, traf ein Blitzschlag den Kirchturm und hat einen Eckstein des Turmhelms herausgeschlagen.

1960 wurde die heute verwendete Orgel gebraucht gekauft. 1966 wurde die Kirche innen umfassend renoviert. Bei einem erneuten Blitzschlag in der Nacht zum 14. Dezember 1973 wurde der Turm schwer beschädigt und musste teilweise erneuert werden. 1988/89 wurde während der Erneuerung des benachbarten Kelterplatzes die Kirche außen renoviert, nachdem ein zuvor den Westgiebel verdeckendes Nachbargebäude abgerissen worden war.

Beschreibung

Südwand mit Portal und Aufstieg zur Empore

Die Kirche ist eine einschiffige Kirche mit nach Osten ausgerichtetem Chor im Sockelgeschoss des am Ostgiebel stehenden, 38 Meter hohen Turmes. Nördlich an den Turm ist die Sakristei angebaut, an der Südfassade befindet sich eine Außentreppe zur Empore.

Die einstöckige, auf hölzernen Säulen ruhende, bemalte Empore läuft auf von der Südseite über die Westseite bis zur Nordseite um. Im Süden und Norden reichte die Empore einstmals bis zur östlichen Giebelseite, wurde 1966 dann jedoch um eine Fensterbreite verkürzt. Auf der Westempore befindet sich die Kirchenorgel. Das Langhaus ist von einem hölzernen Tonnengewölbe überspannt. Ein Triumphbogen bildet den Durchgang vom Langhaus zum Chor, wobei sich der Triumphbogen aufgrund der 1610/12 erfolgten Erweiterung der Kirche nach Norden nicht auf einer Mittelachse mit dem Langhaus befindet. Als Gegengewicht fungiert die Kanzel aus Sandstein links des Triumphbogens, die wie der Taufstein vermutlich von Hans Hermann aus Güglingen gefertigt wurde. Das hölzerne Kruzifix von 1603, geschaffen von Samuel Pretzig aus Schwaigern, befand sich ursprünglich an der Ostwand über dem Chorbogen und wurde 1966 über dem schlichten modernen Zelebrationsaltar aufgehängt.

Blick von der Empore zum Turmchor

Der Turmchor hat ein Gewölbe aus der Zeit der frühen Gotik und weist mehrere historische Wandmalereien auf. Im Gewölbe sind noch Fragmente der Evangelistensymbole (Adler, Stier, Löwe und Engel) zu erkennen. An der Nordwand befindet sich ein großes Fresko mit der Darstellung des Todes Mariens. Die Entschlafene ist von Aposteln umringt dargestellt, über ihr bietet Christus ihr im Himmel einen Platz an. Die weiteren Wandmalereien zeigen Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons Lambertus, dessen Name als Inschrift zu erkennen ist.

Südportal, datiert 1453

In einer Nische im Turmchor wird eine alte Steinarbeit verwahrt, mit der einst der frühere Reliquienaltar verschlossen wurde: Engel halten das Schweißtuch mit dem Antlitz Christi. Im Turmchor befindet sich außerdem das Mauerstück, das beim Blitzschlag 1612 aus dem Turm geschlagen wurde. Nach Norden hin schließt an den Turmchor die Sakristei (ehemalige Seitenkapelle) an, die ein feines Netzgewölbe aufweist und 1515 von Hans Wunderer errichtet wurde, den eine Inschrift an der Außenwand nennt.

Das an Südwand befindliche Hauptportal ist mit 1453 datiert. Das Portal befand sich einst im Westgiebel der Kirche und wurde (möglicherweise beim Umbau 1610/12) an seine heutige Stelle versetzt. Im Westgiebel wurde vor kurzem in eine Nische eine metallene Plastik mit einer Heiligendarstellung eingelassen.

Im Glockenturm der Kirche befinden sich vier Glocken. Neben zwei Glocken von 1962 sind zwei sehr alte Glocken erhalten, von denen die größere mit einer lateinischen Inschrift auf das Jahr 1299 datiert ist. Auch wenn das genaue Alter der kleineren alten Glocke unbekannt ist, werden beide zu den ältesten Glocken Württembergs gezählt.

Literatur

  • Friedrich Schwandt: Lambertus-Kirche Pfaffenhofen. Evangelische Kirchengemeinde Pfaffenhofen, Pfaffenhofen 1990

Weblinks

 Commons: St. Lambertus Pfaffenhofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
49.0642777777788.9758333333333

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lambertuskirche — Der hl. Lambert von Lüttich, Bischof von Maastricht, ist Namensgeber folgender Kirchen: in Belgien: Alte St. Lambertuskirche in Ekeren Eglise Saint Lambert in Omal und Boëlhe (Teilgemeinden von Geer) Ehemalige St. Lambertuskathedrale in Lüttich… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfaffenhofen (Württemberg) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Pfaffenhofen, Baden-Württemberg — Infobox Ort in Deutschland Name = Pfaffenhofen Wappen = Wappen Pfaffenhofen.png lat deg = 49 | lat min = 4 lon deg = 8 | lon min = 58 Lageplan = Pfaffenhofen in HN.png Bundesland = Baden Württemberg Regierungsbezirk = Stuttgart Landkreis =… …   Wikipedia

  • Kirchenbezirk Brackenheim — Basisdaten Landeskirche: Evangelische Landeskirche in Württemberg Prälatur: Heilbronn Fläche: 195 km² Gliederung: 24 Kirchen …   Deutsch Wikipedia

  • Lambertikirche — Der hl. Lambert von Lüttich, Bischof von Maastricht ist Namensgeber folgender Kirchen in Belgien: Alte St. Lambertuskirche in Ekeren Eglise Saint Lambert in Omal und Boëlhe (Teilgemeinden von Geer) Ehemalige St. Lambertuskathedrale in Lüttich in… …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Lamberti-Kirche — Der hl. Lambert von Lüttich, Bischof von Maastricht ist Namensgeber folgender Kirchen in Belgien: Alte St. Lambertuskirche in Ekeren Eglise Saint Lambert in Omal und Boëlhe (Teilgemeinden von Geer) Ehemalige St. Lambertuskathedrale in Lüttich in… …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Lambertus-Kirche — Der hl. Lambert von Lüttich, Bischof von Maastricht ist Namensgeber folgender Kirchen in Belgien: Alte St. Lambertuskirche in Ekeren Eglise Saint Lambert in Omal und Boëlhe (Teilgemeinden von Geer) Ehemalige St. Lambertuskathedrale in Lüttich in… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Schickard — Portrait von Heinrich Schickhardt Heinrich Schickhardt (oder Schickard; * 5. Februar 1558 in Herrenberg; † 14. Januar 1635 in Stuttgart) war einer der ersten deutschen Baumeister der Renaissance. Die Familie von Heinrich Schickhardt stammt aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Schickardt — Portrait von Heinrich Schickhardt Heinrich Schickhardt (oder Schickard; * 5. Februar 1558 in Herrenberg; † 14. Januar 1635 in Stuttgart) war einer der ersten deutschen Baumeister der Renaissance. Die Familie von Heinrich Schickhardt stammt aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Wunderer — Inschrift an der Sakristei der Kirche in Pfaffenhofen, die Wunderer als Baumeister ausweist Hans Wunderer war ein Baumeister aus Pfaffenhofen in der Zeit um 1500. Wunderer war am 1463 begonnenen und nach 1493 abgeschlossenen Bau der Petruskirche… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”