Heinrich Schickardt

Heinrich Schickardt
Portrait von Heinrich Schickhardt

Heinrich Schickhardt (oder Schickard; * 5. Februar 1558 in Herrenberg; † 14. Januar 1635 in Stuttgart) war einer der ersten deutschen Baumeister der Renaissance.

Die Familie von Heinrich Schickhardt stammt aus der Grafschaft Nassau. Sein Großvater war Heinrich der Schnitzer. Nach seiner Gesellenzeit wurde Heinrich Gehilfe des württembergischen Hofbaumeisters Georg Beer und arbeitete am Stuttgarter Lusthaus mit. Von Herzog Friedrich I., mit dem ihn eine persönliche Freundschaft verband, bekam er Aufträge unter anderem zum Ausbau der Residenzstadt Mömpelgard (Montbéliard); dort ist der Schwabenhof, an dem er 1599/1602 baute, erhalten geblieben. 1599 begann er den Bau von Freudenstadt im Schwarzwald. In Köngen baute er von 1600 bis 1602 die Ulrichsbrücke über den Neckar, die bis heute erhalten blieb. Nach mehreren Stadtbränden erhielt er 1590 die Aufgabe, die Stadt Schiltach im Schwarzwald nach seinen Plänen wieder aufzubauen. Sein Hauptwerk ist der Neue Bau in Stuttgart (1600/1609). Dieser Prachtbau der deutschen Renaissance brannte 1757 ab und wurde deshalb 1778 abgebrochen. 1608 wurde Heinrich Schickhardt zum herzoglich-württembergischen Landbaumeister ernannt. Er war der wichtigste Baumeister der Renaissance in Südwestdeutschland.

Immer wieder arbeitete Heinrich Schickhardt auch für Esslingen am Neckar. Dort war er am Umbau des Alten Rathauses und am Neckarwehr an der Pliensaubrücke beteiligt. Wegen der statischen Schwierigkeiten wollten die Esslinger die Aufhängung der Großen Glocke im Nordturm der Kirche St. Dionys keinem anderen anvertrauen. Die Glocke hing zuvor bereits 150 Jahre lang in einem provisorischen Gerüst. Er erwähnte diese Arbeit folgendermaßen: Hab ich in den vier Ecken mit starken eichenen Stilen von unten an hingebaut und Glock von oben auf solchen Bau gehängt, also, dass der alte Turm nichts zu tragen hat, wird auch ohne einigen Schaden des Turms geläutet, dessen sich die Gemeinde erfreut.

Es gibt mehrere Versionen seines Todes: Am 14. Januar 1635, im Dreißigjährigen Krieg, soll er in seinem Haus in Stuttgart von einem Soldaten, der seiner Base Gewalt antun wollte, mit dem Degen schwer verletzt worden sein und verstarb an seinen Verletzungen. Eine andere Quelle (siehe 'Weblinks' > Claus Bernet) spricht davon, daß Schickhardt durch kaiserliche Soldaten nach der Schlacht bei Nördlingen eine Stichwunde durch einen Dolch erhalten hatte, an deren Folgen er am 14. Januar 1635 in Stuttgart verstarb.

Bauten (chronologisch)

Das Lusthaus in Stuttgart, 1589
Die Ulrichsbrücke in Köngen von 1602 über den Neckar
Die Neugründung Freudenstadt im „Fünfzeilenplan“ nach Schickhardt
1579–81 Schloss in Stammheim
1586–89 Erweiterung des Esslinger Rathauses
1590 Wiederaufbau der Stadtanlage Schiltach nach Stadtbrand
1592 Pfarrkirche in Freudenstadt-Grüntal
1593 Umbau des Schlosses in Hochberg
1596 Umbau des Stiftsfruchtkastens in Stuttgart
1596–97 Badhaus in Bad Boll
1598–1605 Planung der Erweiterung des Schlosses Hellenstein in Heidenheim, ausgef. durch Elias Gunzenhäuser
1599 Gründung von Freudenstadt als Planstadt nach Schickhardts „Dreizeilenplan“
1600 Kelter in Hedelfingen
1600 Umbau des Schlosses Wildberg
1600 Direktoriumsgebäude des Wilhelmsstiftes in Tübingen
1600 Schloss Nippenburg bei Schwieberdingen.
1600–02 Steinbrücke über den Neckar in Köngen
1601–08 Ev. Stadtkirche in Freudenstadt
1602–03 Pfarrkirche in Hornberg
1604–30 Stiftsgebäude des Ehem. Augustinerchorherrenstift Backnang (Entwurf)
1605 Prinzenbau des Schlosses in Stuttgart
1605 Verlängerung des Baues des Schlosses in Waldenbuch
1606 Pfarrhaus in Hildrizhausen
1606–07 Unteres Schloßportal in Tübingen
1606–09 Schickhardtbau in Freudenstadt
1608 Erneuerung der Obergeschosse des Schlosses in Poltringen
1609–10 Gut Seehaus in Leonberg
1609–14 Ausbau und Erweiterung des Schlosses in Leonberg
1610 Umbau der Allerheiligenkapelle in Esslingen
1610–11 Georgskirche in Horkheim
1610–12 Erweiterung des Langhauses der Lambertuskirche und Neubau des Pfarrhauses in Pfaffenhofen
1612 Pfarrhaus in Benningen am Neckar
1612 Umbau des Schlosses in Hochdorf am Neckar
1612–13 Umgestaltung der Stadtkirche in Cannstatt
1613 Turmerhöhung der Stadtpfarrkirche in Metzingen
1613 Wiederaufbau des Konigsbronner Pfleghofs in Pfullendorf
1614 Achteckgeschosse des Turms der Pfarrkirche St. Michael in Backnang
1614 Pfarrhaus in Tailfingen
1615 Gesamtplanung des Wiederaufbaus der Stadt Oppenau nach dem Stadtbrand
1615–17 Schloss in Mauren
1617 Langhaus der Ev. Stadtkirche in Gochsheim
1617 Entwurf des Neptunsbrunnens in Tübingen, ausgef. von Georg Miller
1617–18 Erhöhung des Badehauses des Christophsbades in Göppingen
1617–19 Turmaufsatz der Pfarrkirche Horrheim
1617–20 467 m Wasserstollen durch Kalktuffbarre. Fischteich-Nutzung des „Bodenlosen Sees“ bei Seeburg/Urach
1618 Fruchtkasten der Herrenalber Pflege in Vaihingen an der Enz
1618–19 Ev. Stadtkirche in Göppingen
1618–21 Ev. Pfarrkirche Adolzfurt
1619 Südportal der Pfarrkirche in Vaihingen an der Enz
1621 Erweiterung der Michaelskirche in Heidenheim
1621 Ev. Pfarrkirche in Sternenfels-Diefenbach
1625 Fruchtkasten in Dornstetten
1625 Turmhelm der Pfarrkirche in Ebersbach an der Fils
1625 Backnanger Stadthaus
1631–31 Turmaufsatz der Pfarrkirche in Laichingen

Literatur

  • Ursula Kümmel(Hrsg.): Heinrich Schickhardt und Esslingen am Neckar. Ausgewählte Beiträge anlässlich der Erneuerung des Alten Rathauses 1995 bis 2002. Esslingen am Neckar 2003.
  • Robert Kretzschmar (Hrsg.): Neue Forschungen zu Heinrich Schickhardt. Beiträge einer Tagung des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins und des Hauptstaatsarchivs Stuttgart am Samstag, dem 15. Januar 2000 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Stuttgart 2002.
  • Sönke Lorenz; Wilfried Setzler (Hrsg.): Heinrich Schickhardt. Baumeister der Renaissance / Heinrich Schickhardt. Maître d'oeuvre de la Renaissance. Leinfelden-Echterdingen 1999.
  • Ehrenfried Kluckert: Heinrich Schickhardt. Architekt und Ingenieur. Eine Monographie. Herrenberg 1992.
  • Wintterlin: Schickhardt, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 170–174.

Weblinks


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