Landteilung

Landteilung

Im Zusammenhang mit den beiden Schweizer (Halb-)Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden ist mit Landteilung die Aufteilung des früheren Kantons Appenzell ("Land Appenzell") in einen reformierten und einen katholischen Halbkanton um 1597 gemeint.

Im frühen 16. Jahrhundert fand die Reformation im damaligen Kanton Appenzell erste Anhänger, vor allem in den westlichen und nördlichen Gebieten des Kantons ("äussere Rhoden"). Auf eine kantonsweite Einführung des neuen Glaubens konnte man sich jedoch nicht einigen. Nach einem Landsgemeindebeschluss von 1525 wurde in jeder Kirchhöri (Kirchgemeinde) über ihre künftige Konfession abgestimmt. Die unterlegene Minderheit musste auf Verlangen der Mehrheit die Kirchhöri verlassen, hatte jedoch das Recht, sich in einer Kirchhöri ihrer Konfession niederzulassen. In einigen Kirchhören wurden aber auch weiterhin beide Konfessionen geduldet (darunter im Hauptort Appenzell ).

Der so entstandene paritätische Kanton hatte Bestand, bis im Zuge der Gegenreformation die beim alten Glauben verbliebene Minderheit im Südosten des Kantons ("innere Rhoden") ihre Rekatholisierungsversuche forcierten (Militärbündnis mit Spanien, Kapuziner in Appenzell). Indem die Katholiken im Hauptort Appenzell die Reformierten aufforderten, entweder ihren Glauben aufzugeben oder wegzuziehen, versuchten sie, die Reformierten von der Regierungsgewalt auszuschliessen - nach Gesetz waren sie dazu berechtigt.

Die äusseren Rhoden stimmten an einer ausserordentlichen Landgemeinde von 1597 einer Landteilung zu, die Kirchhöri Appenzell ein paar Wochen später. Unter Vermittlung von Schiedsrichtern aus anderen Kantonen kam schliesslich im Herbst 1597 der Landteilungsbrief zustande, der die Aufteilung des Kantons in zwei Halbkantone besiegelte: das reformierte Appenzell Ausserrhoden ("Land Appenzell der Usseren Rhoden") und das katholische Appenzell Innerrhoden.

Damit war der konfessionelle Friede nachhaltig gesichert.

Das Übergewicht der katholischen Orte nach ihrem Sieg bei Kappel wirkte sich auch auf die Landteilung aus. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass die Schiedsrichter z.B. bestimmten, dass das kleinere Innerrhoden Siegel und Wappen des ungeteilten Kantons übernehmen durfte, während Ausserrhoden ein neues Wappen zu schaffen hatte.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf der Grenze

Der Grenzverlauf wurde nach konfessionellen Kriterien bestimmt. Mehrheitlich fiel die neu entstandene Kantonsgrenze mit der Grenze einer Rhode zusammen (die meisten Rhoden wurden später zu gleichnamigen Gemeinden). In einigen Fällen wurden die Höfe nach der Konfession ihrer Besitzerfamilien zugeordnet (Trogen, Oberegg). In Oberegg wurde die Teilung nicht geografisch festgelegt. Je nach Konfession ihrer gegenwärtigen Besitzers wurden die Höfe zu Ausserrhoden bzw. zu Innerrhoden gerechnet (ein Besitzerwechsel konnte also einen Kantonswechsel bedeuten). Dieses kuriose System wurde schrittweise vereinfacht. Aber erst als der junge Schweizerische Bundesstaat 1870 eine Klärung forderte, wurde die heutige Lösung durchgesetzt. Seither gehört ganz Oberegg zu Innerrhoden und bildet eine Exklave in Ausserrhoder Gebiet.

Die Grundstücke der Klöster auf eigentlich ausserrhodischem Boden, wie etwa des Klosters Wonnenstein, wurden ebenfalls Innerrhoden zugeteilt.

Wiedervereinigung?

Bereits im Landteilungsbrief von 1597 wurde eine spätere Wiedervereinigung angesprochen ("so lang es inen zu beiden theilen gefellig ist"). Die Frage der Wiedervereinigung wird immer wieder aufgeworfen - mit Vorliebe anlässlich gemeinsamer Feiern. Man ist sich in Ausser- und Innerrhoden jedoch grösstenteils einig, dass eine Wiedervereinigung kurz- und mittelfristig nicht sinnvoll ist. Ein Grund ist, dass die Mentalitäten als sehr unterschiedlich empfunden werden. Hingegen wird in vielen Bereichen eine engere Zusammenarbeit angestrebt.

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Maeder: Das Land Appenzell. Walter-Verlag, Olten 1977, ISBN 3-530-54402-7.

Weblinks


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