Langnauer Keramik

Langnauer Keramik

Langnauer Keramik heissen die seit dem 17. Jahrhundert in Langnau im Emmental, Schweiz hergestellten Töpferwaren. Langnau ist neben Heimberg BE, Bäriswil, Albligen und Blankenburg der wichtigste Töpfereistandort im Kanton Bern.

Tellerboden im Langnauer Stil

Die ältesten Langnauer Töpferwaren (berndeutsch: Chacheli) sind aus der Mitte des 17. Jahrhunderts erhalten geblieben. In der Nähe einer Lehmgrube im Hinterdorf, die 1649 der Berner Patrizier Samuel Frisching erworben hatte, entstand damals die erste Töpferei. Der erste Hafner war wohl David Herrmann, der anscheinend aus dem badischen Schwarzwald eingewandert war. Er wurde der Stammvater einer ganzen Hafnerdynastie.

Die schönsten Arbeiten der Langnauer Töpfer stammen aus der Zeit von 1725 bis ca. 1840. Auf einer weissen Grundengobe wurden Pflanzenornamente eingeritzt (Sgraffito-Technik) und in kraftvollen Farben ausgemalt. Man bemühte sich, die Farben beim Brennprozess leicht im Hintergrund verfliessen zu lassen. Um 1750 traten zu den Blumenmotiven Darstellungen von Tieren, Menschen, Schlössern, Kirchen und Szenen aus dem bäuerlichen und handwerklichen Alltag und auch Sprüche wie «Wihr läben so dahin und nämens nicht in acht, das ein Jeder Augenblick das Läben kürzer macht» oder «Lieber will ich Ledig Läben, als der Frau die Hosen Gäben».

Das Töpfergut wurde von sogenannten «Kachelträgern» in einem weiten Umkreis von Haus zu Haus verkauft. Hauptabsatzgebiet war das Emmental, doch gibt es auch archäologische Bodenfunde z.B. aus Bern, die belegen, dass auch die städtische Bevölkerung Langnauer Geschirr im 18. und 19. Jh. zu schätzen wusste. Noch heute gibt es in Langnau und Umgebung einige Töpfereien, die Keramik im traditionellen Langnauer Stil herstellen. Eine umfangreiche Sammlung von Alt-Langnauer Geschirr findet sich im Langnauer Heimatmuseum «Chüechlihuus» sowie im «Museum im Kornhaus» in Wiedlisbach.

Literatur

  • Emil Aeschlimann: Alt-Langnau-Töpferei – ein Beitrag zur Volkskunde. Bern 1928.
  • Rudolf Zbinden, Max Pfister: Langnau i.E. – Herz des Oberemmentals. Bern 1977, S. 17-20. (= Berner Heimatbücher 89)
  • Adriano Boschetti-Maradi: Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern. Bern 2006, bes. S. 214-224. (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Langnauer Geschirr — Langnauer Keramik heissen die seit dem 17. Jahrhundert in Langnau im Emmental, Schweiz hergestellten Töpferwaren. Tellerboden im Langnauer Stil Die ältesten Langnauer Töpferwaren (berndeutsch: Chacheli) sind aus der Mitte des 17. Jahrhunderts… …   Deutsch Wikipedia

  • Bäriswiler Keramik — Die Bäriswiler Keramik wurde in Bäriswil in der Schweiz hergestellt. Neben Langnau im Emmental (Langnauer Keramik) und der Region Heimberg BE bzw. Steffisburg war Bäriswil einer der bedeutenderen Standorte der Keramikproduktion im Kanton Bern im… …   Deutsch Wikipedia

  • Langnau i. E. — Langnau im Emmental Basisdaten Kanton: Bern Amtsbezirk: Signau …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Frisching I. — Samuel Frisching (I.) (* 1605 in Nidau; † 1683; Vater von Samuel Frisching (II.)) war von 1668 bis 1682 Schultheiss der Stadt und Republik Bern. Samuel Frisching (1605 1683) …   Deutsch Wikipedia

  • Emmental — Blick von der Schaufelbühl Egg bei Lützelflüh nach Süden, Gemälde von W. Gorgé …   Deutsch Wikipedia

  • Langnau im Emmental — Basisdaten Staat: Schweiz …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Frisching (I.) — (* 1605 in Nidau; † 1683) war von 1668 bis 1682 Schultheiss der Stadt und Republik Bern. Er war der Vater von Samuel Frisching (II.). Samuel Frisching (1605–1683) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”