Laugen-Melaun-Kultur

Laugen-Melaun-Kultur

Die Laugen-Melaun-Kultur ist eine spätbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kulturgruppe in den Alpenregionen Trentino (bis Rovereto), Münstertal, Süd- und (zunächst) Osttirol sowie einem Teil des Unterengadins unterhalb des Reschenpasses.[1] [2]

Krug der Laugen-Melaun-Kultur, um 1000 vor. Chr., gefunden in Feldkirch, Österreich

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Laugen-Melaun-Kultur entsteht im Verlauf des 14. Jahrhunderts v. Chr. im Zuge der allgemeinen kulturellen Umwälzungen in Europa, die sich in Mitteleuropa abzeichnen und zur Ausbildung der Urnenfelderkultur führen. Dabei kommt es für ungefähr 300 Jahre zu Bevölkerungsverschiebungen. Manche Gruppen erreichen das Mittelmeer und die alten Kulturvölker nehmen Kenntnis von ihnen. Benannt ist die Urnenfelderkultur nach dem nun plötzlich auftretenden Brauch, die Verstorbenen nicht mehr in großen, steinernen Familiengräbern zu bestatten, sondern die Leichen zu verbrennen und die Asche in Urnen zu füllen. Hinter diesem Wandel müssen ganz neue religiöse Vorstellungen stecken.

Merkmale

Südlich des Alpenhauptkammes finden wir ab etwa 1350/1250 v. Chr. eine Kultur, die nach zwei wichtigen Fundorten bei Brixen Laugen-Melaun-Kultur genannt wird. Mit dem Beginn der Laugen-Melaun-Kultur findet sich eine Keramik von besonderer Qualität und zahlreichen neuen Formen, darunter auch aufwendig verzierte Krüge. Dass das Etschtal und seine Seitentäler von einem fremden Volk erobert worden wären, kann man aus den archäologischen Quellen nicht ablesen, denn die meisten Siedlungen z. B. in Eppan, die es in der mittleren Bronzezeit gegeben hat, werden weiterhin bewohnt. Ist vielleicht nur eine neue kriegerische Oberschicht eingewandert, die neue kulturelle Impulse mitgebracht hat? Wir wissen es nicht. Neu sind aber nicht nur die Keramik und die Brandbestattung in Urnen, auch die Anlage spezieller Heiligtümer, manchmal in unglaublicher Abgeschiedenheit ist zu beobachten. Diese Heiligtümer sind manchmal hoch aufgetürmte Steinkegel, manchmal liegen sie auf Bergspitzen, manchmal in der Nähe der Gewässer. Immer haben sie aber mit den Verbrennen von Opfergaben zu tun. Deshalb werden sie als Brandopferplätze bezeichnet. Dort scheinen unter den rauchenden Opfergaben auch Feste stattgefunden zu haben, denn für diese Plätze sind Haufen von zerschlagener Keramik typisch. Besonders auffallend sind die vielen Krüge und Schalen. Aus diesem Grund kann man vermuten, dass um 1300 v. Chr. der Wein bei kultischen Feiern eine bestimmte Rolle spielte. Neben den Metallen war vor allem der Wein (in dieser Zeit und?) für die nächsten Jahrtausende der bedeutendste Wirtschaftsfaktor im Etschtal.


Weitere Entwicklung

Vom 13. bis zum 11. Jahrhundert (Spätbronzezeit) florierte die Laugen-Melaun-Kultur noch durch den Abbau des für die Bronzeherstellung benötigten Kupfererzes (reiche Grabbeigaben, „Laugen-Melaun A“, auch in Osttirol) und litt entsprechend mit dem Aufkommen des Eisens im Umland ab ca. 1000 („Laugen-Melaun B“, Osttirol wendet sich ab und dem Ostalpenraum zu, vgl. Fundort Breitegg). Im 8. Jahrhundert nimmt der Gebrauch von Eisen auch lokal zu, die entsprechende Stufe „Laugen-Melaun C“ schließt sich jedoch nicht der nördlichen Hallstattkultur an. Erst unter mediterranem Einfluss (Höhepunkt der etruskischen Kultur auch in der Poebene, Griechen bei den Seealpen, Veneter, reger transalpiner Handelsverkehr) bildet sich die Laugen-Melaun-Kultur im späten 6. Jahrhundert in die Fritzens-Sanzeno-Kultur um und verschmilzt so mit der nördlich angrenzenden Inntalkultur, die bis dahin Bestandteil der Hallstattkultur war.[3] Keramik im Laugen-Melaun-Stil findet sich seit 1200 v. Chr. auch im Gebiet der sonst anders geprägten Alpenrheintalgruppe,[4][5][6] jedoch aus lokaler Fertigung, und noch im Sarganserland.[7][8]

Literatur

  • Gleirscher Paul: Die Laugen-Melaun-Gruppe. In: Ingrid R. Metzger und Paul Gleischer (Hrsg.): Die Räter / I Reti. Eine Übersicht zum Forschungsstand der „Räter“ aus Anlass der vom Rätischen Museum Chur erarbeiteten gleichnamigen Wanderausstellung. Athesia, Bozen 1992. (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, herausgegeben von der Kommission III (Kultur). Neue Folge ; Bd. 4. Deutschsprachige Ausgabe, italienische Beiträge nur in Zusammenfassung. 765 Seiten.) ISBN 88-7014-646-4, S. 117–134.
  • Leitner Walter: Eppan-St. Pauls, eine Siedlung der späten Bronzezeit. Ein Beitrag zur inneralpinen Laugen-Melaun-Kultur. In: Archaeologia Austriaca Bd. 72, 1988, 1–90.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abb. 4 und Text S. 12f. in: P. Gleirscher: Die Räter. Rätisches Museum Chur 1991. Abb. 4 ist identisch mit Abb. 1 auf S. 16 in: Metzger/Gleirscher: Die Räter, Bozen 1992 (in Literatur angegeben).
  2. Z. B. Funde in Ardez-Suotchastè und Scuol-Munt Baselgia, Engadin 1 im Historischen Lexikon der Schweiz
  3. Angegebene Literatur, besonders chronologische Tabelle in Metzger/Gleirscher (Hrsg.): Die Räter (1992) auf S. 764; in Grundzügen S. 12–15 in: P. Gleirscher: Die Räter. Rätisches Museum Chur 1991.
  4. Vgl. Graubünden – Bronze- und Eisenzeit im Historischen Lexikon der Schweiz
  5. Z. B. Chur vorrömisch im Historischen Lexikon der Schweiz
  6. Z. B. Montlingerberg im Historischen Lexikon der Schweiz
  7. Z. B. Gräpplang im Historischen Lexikon der Schweiz
  8. Z. B. Mels 1 im Historischen Lexikon der Schweiz

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