- Lazzaroni
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Lazzaroni war eine verächtliche Bezeichnung für die unteren Schichten der Bevölkerung in Neapel.
Geschichte
Der Name stammt vom Aussätzigen Lazarus aus dem Lukas-Evangelium. Die so bezeichnete Schicht existierte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Die neapolitanische Obrigkeit fürchtete lange Zeit, die "Unbehausten" (wie sie auch genannt wurden) könnten Aufstände anzetteln. Daher erhielten sie gewisse Sonderrechte (subventionierter Brotpreis). Dennoch kam es etwa im 17. Jahrhundert, unter Führung von Tommaso Masaniello, zu einem großen Aufstand der Lazzaroni, die jedoch die einmal errungene Macht in Neapel nicht halten konnten. Ihre Zahl wurde zeitweise auf 40-50.000 geschätzt.
Sie waren dafür berüchtigt, während der Aufstände gegen den Mittelstand und Adel der Parthenopäischen Republik viele Grausamkeiten begangen zu haben. Zusammen mit dem unteritalienischen Banditentum bekämpfte sie General Charles Antoine Manhès (1777–1854), später auch Joachim Murat. 1799, aber auch 1820 und 1849 ergriffen die Lazzaroni bei den Verfolgungen der Liberalen die Partei der herrschenden Bourbonen.
G.W.F. Hegel erwähnt im Zusatz des § 244 in den Grundlinien der Philosophie des Rechts die Lazzaronis in Neapel, als Beispiel für die Menschen die von der Zufälligkeit angewiesen ist.
Die Lazzaroni werden von Goethe in seiner Italienischen Reise anschaulich geschildert. So wird erwähnt, dass es zu ihren Gewohnheiten gehört, sich nackt am Strand von Neapel aufzuhalten. Auch Johann Joachim Winckelmann interessierte sich für die Lazzaroni.
Aus den Bandenstrukturen der Lazzaroni entwickelte sich später die Camorra.
Literatur
- Johann Wolfgang von Goethe: Lazzaroni. Online-Text, Projekt Gutenberg-DE.
- Italienische Reise - Band 1 (Project Gutenberg)
- Italienische Reise - Band 2 (Project Gutenberg)
- Projekt: Goethes Italienische Reise, Rom u.a.
- Alexandre Dumas der Ältere: Il Corricolo, Napoli 2004, ISBN 88-87501-58-0
- Benedetto Croce: Aneddoti e profili settecenteschi, 1914
- Benedetto Croce: Curiosità storiche, Napoli 1919.
- F. Mastriani: I Lazzari, Napoli 1976.
- Enzo Striano: Il resto di niente, 1982.
- L. Basile/D. Morea: Lazzari e Scugnizzi, 1996.
- Wolfgang von Wangenheim: Der verworfene Stein. Winckelmanns Leben. Berlin 2005, ISBN 3-88-2-218-614
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