- Le Livre du Chemin de longue estude
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Das Buch Le Livre du Chemin de long estude (1402) über den „Weg des langen Lernens/Studierens“ von Christine de Pizan ist der im Spätmittelalter sehr verbreiteten Gattung der Traumallegorie (songe allégorique) zuzuordnen.
Die Autorin beschreibt in ca. 6000 Versen, wie ihr in einem Dämmerzustand eine Figur erscheint, die sie mit in eine andere Welt nimmt. Diese Person ist die Sibylle von Cumae, welche die Autorin Christine de Pizan mit auf eine fiktive Reise nimmt. Das Motiv der Reise ist an Dantes Göttliche Komödie angelehnt, in welcher der Florentiner Dichter bei seiner Erkundung von Hölle, Fegefeuer und Paradies von dem Dichter Vergil begleitet wird.
Christine und die Sibylle durchqueren die gesamte mittelalterliche Welt, von Europa über Kleinasien bis nach Indien und gelangen schließlich an die Leiter, die in den Himmel führt. Dort treffen sie auf vier allegorische Figuren, die himmlischen Königinnen Chevalerie (Rittertum), Richesse (Reichtum), Noblesse (Adel) und Sagesse (Weisheit). Diese verstricken sich in einen Disput, wer die besten Eigenschaften des idealen, weltlichen Königs verkörpere. Präsidiert wird die Auseinandersetzung der vier Allegorien von Raison (Vernunft). Es tritt eine weitere Figur auf, die Verkörperung der Erde selbst, die den elenden Zustand von Krieg und Grausamkeiten beklagt.
Letztlich beschließen die allegorischen Tugenden, daß die Menschen auf Erden den perfekten Fürsten selber aus ihren Reihen wählen sollen; der ideale Ort für diese Wahl sei Frankreich. Christine de Pizan wird beauftragt, die Diskussion niederzuschreiben und unter ihren Zeitgenossen publik zu machen.
Die Autorin fügt in den Chemin de longue estude autobiographische Elemente wie die Trauer um den Tod ihres Gatten und die schwierigen Lebensumstände als Witwe ein und beschreibt den Weg, der sie zum Studium der Wissenschaften führte.
Ein zweiter Themenblock befasst sich mit der desolaten Situation des französischen Königreiches, welches vor zahlreichen Problemen stand: König Karl VI. litt unter einer Geisteskrankheit, und der Hof war in die rivalisierenden Parteien um Herzog Ludwig von Orléans und Herzog Philipp den Kühnen von Burgund aufgespalten. Zudem drohte ständig ein neuer Einfall englischer Truppen.
Der Chemin de longue estude ist das erste Werk der Christine de Pizan, in der ihr politisches Bewusstsein Ausdruck findet.
Es wurde 1549 gedruckt unter dem Titel Le Chemin de long estude de Dame Cristine de Pise in einer sprachlich modernisierten und in Prosa umgeschriebenen Fassung aus der Feder von Jean Chaperon. (Hrg. von Claire Le Brun-Gouanvic, Genf: Slatkine, 2008)
Textausgabe
Hg. von R. Püschell, Berlin 1887 (Nachdruck Genf 1974)
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