- Lebendig begraben
-
Lebendig Begraben ist als Opferungsart oder Hinrichtungsart seit dem Altertum bekannt. Aufgrund von unzureichenden medizinischen Kenntnissen kam es in der Neuzeit auch zu versehentlichen Bestattungen von Scheintoten, die Angst davor wird als Taphephobie bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Historische Beispiele
Im Römischen Reich wurden vestalische Jungfrauen in Fällen von Unkeuschheit lebendig begraben. Während ihrer Amtszeit als Priesterinnen hüteten die Vestalinnen das Feuer der Stadt Rom. Ihre Keuschheit war religiöse Pflicht und versinnbildlichte die Reinheit der Stadt von göttlichem Unheil. Bei erfolgter Verurteilung wurde zunächst der Liebhaber auf dem Forum Romanum öffentlich zu Tode gegeißelt. Ein inszenierter Leichenzug begleitete dann die Vestalin zur Porta Collina, wo die Hinrichtung vollstreckt wurde. Der Vestalin wurden in ihrem Grab Nahrungsmittel beigegeben, vermutlich um die Gemeinschaft von dem Vorwurf der direkten Tötung freizusprechen. Plinius der Jüngere beschreibt detailliert die Hinrichtung der Vestalin Cornelia als „Sühneopfer“ des mit politischen Schwierigkeiten kämpfenden Kaisers Domitian. [1]
Außerdem wurden in Rom in den Jahren 228, 216 und 114/3 v. Chr. je ein Paar Griechen und Gallier zur Abwendung gegenwärtiger militärischer Notlagen auf dem Forum Boarium lebendig begraben. Belege für diese wohl spätesten altrömischen Menschenopfer finden sich besonders in der christlich-apologetischen Geschichtsschreibung.[2] Die Auswahl dieser Personengruppen beruhte möglicherweise auf der überlieferten Zerstörung Trojas, der Sage nach Ursprungsstadt der Römer, durch die Griechen sowie der Zerstörung Roms im Jahre 387 v. Chr. durch die Gallier. Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass die Opferwahl auf Einflüsse der Etrusker zurückgeht, also aus einer Zeit stammt, in der die großen äußeren Feinde Roms eben Griechen und Kelten (Gallier) waren.
Künstlerische Gestaltung
In der Oper Aida wird der Feldherr Radames als Verräter lebendig eingemauert. Seine vermeintlich gerettete Geliebte Aida jedoch hat sich in der Grabkammer versteckt und stirbt freiwillig mit ihm.
Der Angst, lebendig begraben zu werden, erfreute sich als Motiv in der Literatur des 19. Jahrhunderts einiger Beliebtheit (→ Taphephobie in Literatur und Kunst). Im Medium Film finden sich ebenfalls bis heute zahlreiche Beispiele. Einigen liegt ein Täter-Opfer-Verhältnis zugrunde wie in Spurlos verschwunden (1988) und Kill Bill – Volume 2 (2004).
Die Künstlergruppe "monochrom" veranstaltete ein Projekt namens "Being Buried Alive", bei dem sie Personen ermöglichte, sich für 15 Minuten lebendig begraben zu lassen.
Auch in der Musik wird das Thema häufig thematisiert, beispielsweise von Welle:Erdball Lebendig begraben[3], Venom Buried Alive[4], Front Line Assembly Buried Alive und Eisregen In der Grube[5].
Literatur
- Briggs L. Twyman: Metus Gallicus. The Celts and Roman Human Sacrifice. In: Ancient History Bulletin 11, 1997, ISSN 0835-3638, S. 1–11.
- Arthur M. Eckstein: Human sacrifice and fear of military disaster in republican Rome. In: American Journal of Ancient History 7, 1982, ISSN 0362-8914, S. 69–95.
- A. Fraschetti: La sepoltura delle Vestali e la città. In: Du châtiment dans la cité. Supplices corporels et peine de mort dans le monde antique. Table ronde organisée par l'Ecole Française de Rome 9–11 novembre 1982. Boccard u. a., Paris 1984, ISBN 2-7283-0084-4 (Collection de l'Ecole Française de Rome 79), S. 97–129.
Einzelnachweise
- ↑ Plinius, Epistulae 4,11; dazu Kommentar von Sherwin-White
- ↑ Orosius 4,13,1-3; 5,15,2-22.
- ↑ http://artists.letssingit.com/welle-erdball-lyrics-lebendig-begraben-trg847v
- ↑ Das hörspielartige Intro soll den akustischen Eindruck eines Eingesargten von seinem eigenen Begräbnis wiedergeben.
- ↑ http://www.magistrix.de/lyrics/Eisregen/In-Der-Grube-2005-62323.html Beschreibt die Gedankengänge eines im Mittelalter im Zuge der Pest begrabenen Menschen in einem Massengrab
Wikimedia Foundation.