Lee Krasner

Lee Krasner

Lee Krasner (* 27. Oktober 1908 in Brooklyn, New York; † 19. Juni 1984 in New York; eigentlich Lena Krasner) war eine US-amerikanische Malerin und Collage-Künstlerin. Krasner war mit dem Action Painting-Maler Jackson Pollock verheiratet, den sie förderte und mit dem sie eine Ateliergemeinschaft hatte. Obwohl ihr Werk weniger umfangreich ist, zählte sie neben Helen Frankenthaler, Elaine de Kooning und Joan Mitchell zu den einflussreichsten Künstlerinnen des abstrakten Expressionismus der ersten Generation in den USA.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Lee Krasner war das Kind russisch-jüdischer Einwanderer. Sie studierte von 1926 bis 1929 an der Cooper Union und von 1929 bis 1932 an der National Academy of Design. Von 1935 bis 1945 nahm sie am WPA-Federal-Art-Project teil. Von 1937 bis 1940 studierte sie bei dem deutschstämmigen Maler Hans Hofmann, der sie mit dem Prinzip des Kubismus vertraut machte. Hofmann hatte einen maßgeblichen Einfluss auf Krasners Wandlung vom Kubismus zur freien Abstraktion. Er kommentierte ihre Arbeiten schließlich mit: „Das ist so gut, dass man nicht merkt, dass es von einer Frau gemalt wurde.“[1]

Zu dieser Zeit befasste sich Krasner mit den kunsttheoretischen Schriften von Harold Rosenberg. Der Kunstkritiker sollte in den 1950er Jahren den Begriff Action Painting entscheidend mitprägen. 1940 stellte Krasner gemeinsam mit den American Abstract Artists aus. Bei der Ausstellung American and French Paintings lernte sie 1941 Jackson Pollock kennen. Unter Pollocks Einfluss löste sich Krasner schließlich von der figurativen Malerei, experimentierte mit intensiven Farbflächen und gelangte unter anderem mittels Collage-Techniken zu abstrakten Ausdrucksformen. 1945 heirateten Krasner und Pollock. Die Ehe blieb von Pollocks Alkoholexzessen überschattet. Krasner unterstützte und förderte dennoch den von Selbstzweifeln geplagten, zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigenden Maler und stellte ihre eigene Kunst zurück. Pollock soll später gesagt haben „Ich wäre längst schon tot, wenn es sie nicht gäbe“.[2]

Das Pollock-Krasner House and Studio in Springs, East Hampton, gehört zu den National Historic Landmarks der USA

Um Pollock von dem negativen Einfluss der Großstadt New York fernzuhalten, überredete sie den Maler, nach Long Island zu ziehen. 1945 richteten sich die beiden dort ein baufälliges Haus ein, das sie gemeinsam als Wohnatelier nutzten. Nach einem Jahr Renovierungsarbeiten begannen beide im Jahr 1946 wieder mit der Malerei. Eine künstlerische Symbiose entstand: Pollocks Ausbrüche auf dem Malgrund wurden von Krasners ordnendem Verstand „gelenkt“ – beide Künstler arbeiteten derweil in All-over-Manier. Wer dabei wen stilistisch inspiriert hatte, bleibt umstritten. Während Jackson Pollocks Karriere kometenhaft verlief und er von Kritikern wie Clement Greenberg überschwänglich zum „größten amerikanischen Künstler“ deklariert wurde, blieb Krasner im Hintergrund und beschränkte sich auf ihre Rolle als Muse und Beschützerin des instabilen Pollock.

Unter dem Druck des Erfolges verausgabte sich Pollock in den Folgejahren zunehmend, malte wie im Rausch und geriet schließlich in immer schwerere Krisen, in denen er sich kontinuierlich betrank. Als sich Pollock eine Geliebte nahm, verlangte Krasner eine Entscheidung, was bei Pollock wiederum zu noch massiverem Alkoholkonsum führte. Letztlich eskalierte die Situation, und Pollock fuhr sich mutmaßlich im Alkoholrausch zu Tode.

Lee Krasners Grabstein auf dem Green River Cemetery in Springs. Im Hintergrund das Grab von Jackson Pollock

Jackson Pollocks Unfalltod 1956 bedeutete einen schweren Einschnitt in Lee Krasners Leben und Werk. In der Folgezeit malte sie die sogenannten „Nachtbilder“, großformatige Tafelbilder in gedeckten Erdtönen, die sich mit den Themen Geburt, Tod und Spiritualität auseinandersetzen. Andererseits bedeutete Pollocks Tod auch eine Befreiung für Krasner als Künstlerin. Sie arbeitete wieder intensiver, machte Ausstellungen und verkaufte einige Werke. Um ihre Identität als Frau zu verbergen, signierte sie zahlreiche Werke mit „L.K.“ [3] Der große Durchbruch als Künstlerin gelang Lee Krasner indes nicht. 599 Arbeiten sind von ihr bekannt.

Lee Krasner starb 1984 im Alter von 75 Jahren. Nach ihrem Tod wurde ihr Besitz, das Pollock-Krasner House and Studio in Springs, East Hampton, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die nach Krasners Willen 1985 postum gegründete Pollock-Krasner Foundation fördert Künstler und Kunsteinrichtungen.

Rezeption in Film und Literatur

Werke (Auswahl)

(Auswahl externe Weblinks)

  • 1959: Messenger, Öl auf Leinwand [1]
  • 1960: Seeded, Öl auf Leinwand [2]
  • 1962: Flowering Limb, Öl auf Leinwand [3]
  • 1963: Bird Image, Öl auf Leinwand [4]
  • 1965: Kufic, Öl auf Leinwand [5]
  • 1966: Portrait in Green, Öl auf Leinwand [6]
  • 1968: Earth No. 5, Gouache auf Papier [7]
  • 1971: Palingenesis, Öl auf Leinwand [8]
  • 1976: Perfect Indicative, Collage auf Leinwand [9]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1951: erste Einzelausstellung in der Betty Parsons Gallery in New York
  • 1951: 9th Street Art Exhibition, New York
  • 1955: Stable Gallery, New York
  • 1958: Lee Krasner Recent Paintings, in der Martha Jackson Gallery, New York
  • 1960: Recent Paintings by Lee Krasner in der Howard Wise Gallery, New York
  • seit 1981 vertreten durch die Robert Miller Gallery, New York

Bibliografie

Ausstellungskataloge, Monografien

  • Marcia Tucker, Lee Krasner, : Lee Krasner: Large Paintings. 1973
  • Barbara Rose, Lee Krasner: Lee Krasner: A Retrospective. Museum of Fine Arts, Houston / Museum of Modern Art New York 1983, ISBN 0-87070-415-X
  • Bryan Robertson: Lee Krasner: Collages. Robert Miller Gallery, 1986, ISBN 0-944680-16-X
  • Kuthy, Sandor / Landau, Ellen G.: Lee Krasner – Jackson Pollock. Künstlerpaare – Künstlerfreunde / Dialogues d'artistes – résonances. Kunstmuseum Bern / Musée des Beaux-Arts de Berne 1989/1990
  • Richard Howard, John Cheim, Lee Krasner: Lee Krasner: Umber Paintings. Robert Miller Gallery, 1993, ISBN 0-944680-43-7
  • Annette Reich, Svenja Kriebel: Abstrakter Expressionismus in Amerika. Lee Krasner, Elaine de Kooning, Hedda Sterne, Joan Mitchell, Helen Frankenthaler. Pfalzgalerie Kaiserslautern, 2001, ISBN 3-89422-114-3

Literatur

  • Ralf Leisner: Lee Krasner – Jackson Pollock. Eine Ateliergemeinschaft 1942 – 1956. scaneg Verlag, 1995 ISBN 3-89235-105-8
  • Ines Janet Engelmann: Jackson Pollock und Lee Krasner. Prestel, 2007, ISBN 978-3-7913-3881-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cindy Nemser: Art Talk: Conversations with Twelve Women Artists. New York, 1975, S. 80–112.
  2. Simone Hamm: Ehe zweier Künstler – Eine Biografie über Jackson Pollock und Lee Krasner. Dradio.de, 3. Januar 2008, abgerufen am 10. Juli 2008.
  3. Anne Wagner: Lee Krasner as L.K. In: The Expanding Discourse: Feminism and Art History. New York, 1992, S. 427
  4. vgl. Kriest, Ulrich: Pollock. In: film-dienst 12/2002

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