Annual Message

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State of the Union Address 2003 des Präsidenten George W. Bush

Die State of the Union Address (deutsch: Rede zur Lage der Union) ist eine jährliche Veranstaltung, bei der der Präsident der Vereinigten Staaten im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der beiden Kammern des Kongresses einen Bericht mit seiner Einschätzung der Verhältnisse seines Landes vorträgt. Er nutzt die Gelegenheit auch, um eigene anstehende Gesetzesinitiativen zu präsentieren. Wie die Vereidigung findet auch diese Rede normalerweise jeweils im Januar statt, lediglich sechsmal seit 1934 wurde die Rede erst im Februar gehalten. In den Jahren, in denen ein neuer Präsident sein Amt antritt, findet gewöhnlich keine State of the Union Address im Kongressgebäude statt, sondern stattdessen eine Rede anlässlich der Vereidigung, die vor dem Gebäude unter freiem Himmel gehalten wird.

In ihren Ursprüngen ist sie der Thronrede des britischen Monarchen nachgebildet und folgt einer Vorgabe aus der Verfassung, die sich an den Präsidenten richtet:

“He shall from time to time give to Congress information of the State of the Union and recommend to their Consideration such measures as he shall judge necessary and expedient.”

„Er hat von Zeit zu Zeit dem Kongress über die Lage der Union Bericht zu erstatten und Maßnahmen zur Beratung zu empfehlen, die er für notwendig und nützlich erachtet.“

– Artikel 2, Absatz 3, Verfassung der Vereinigten Staaten

Die Verfassung schreibt nicht vor, welche Form der Bericht haben, welche Inhalte er enthalten und wie häufig eine solche Berichterstattung erfolgen soll. So wie der Regierungsstil jedes Präsidenten eine eigene Handschrift trug, so individuell haben sie auch die Freiheiten genutzt, die die Verfassungsvorschrift ihnen für den Vortrag dieser Rede gelassen hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Rede zur Lage der Nation wurde am 8. Januar 1790 vom ersten Präsidenten George Washington in der provisorischen Hauptstadt New York gehalten. Sie stand noch unter dem Eindruck der erst kurz zurückliegenden Staatsgründung, wobei der Revolutionsgeneral des Unabhängigkeitskrieges in den Auseinandersetzungen um Föderalisten und Demokratischen Republikanern an die Einigkeit unter den vormaligen Kolonien appellierte.

Thomas Jefferson, der sich stets gegen jeden Pomp und jeden Anklang an alte monarchische Formen wehrte, führte die bis 1913 bewahrte Tradition ein, dass der Präsident seine Rede nicht mehr selbst vortrug, sondern sie lediglich niederschrieb und dem Kongress zusandte, wo sie dann von einem Offiziellen verlesen wurde. Länge, Inhalt und rhetorische Formen variierten in der Folge; dominierten zunächst die Innenpolitik sowie die Probleme um die Sklaverei und die Sezession, so trat seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend Amerikas außenpolitische Rolle in den Vordergrund.

Die Rückkehr Woodrow Wilsons zum alten Format im Jahr 1913, die Rede wieder selbst zu halten, wurde von allen nachfolgenden Präsidenten beibehalten. Bis einschließlich 1934 wurde die Rede im Dezember gehalten. Mit der Verabschiedung des 20. Zusatzartikels zur Verfassung im Januar 1933 wurde die Legislaturperiode des Kongresses von März auf Januar vorverlegt und der Zeitpunkt der Rede an deren Anfang verlegt.

Heute wird die Rede meist am letzten Dienstag im Januar gehalten, obwohl es keine bindende Vorschrift für diesen Termin gibt und im Einzelfall davon auch abgewichen wird. Ronald Reagan etwa verschob seine eigentlich am 28. Januar 1986 geplante Rede um eine Woche, als gegen Mittag desselben Tages das Space Shuttle Challenger explodierte.

Seit 1923, als Calvin Coolidge seine Ansprache hielt, wird die State of the Union Address im Radio, seit der Rede von Harry S. Truman 1947 auch im Fernsehen übertragen. Die Rede von Lyndon Johnson im Jahre 1965 war die erste, die im Abendprogramm ausgestrahlt wurde. Seit 2002 ist die Rede zur Lage der Nation auch jeweils live im Internet zu verfolgen.

Ablauf der Rede

State of the Union Address 2008

In der State of the Union Address zeigt der Präsident traditionellerweise die erbrachten Leistungen des vergangenen Jahres auf und verweist in optimistischen Tönen auf seine Pläne für das kommende Jahr. In letzter Zeit nahmen oft auch bedeutende ausländische Staatsmänner oder aber amerikanische Bürger als Logengäste an der Veranstaltung teil, auf die der Präsident dann in der Rede Bezug nimmt.

Der Präsident ist ohne Genehmigung des Kongresses nicht befugt den Sitzungssaal zu betreten. Formell betrachtet, muss er daher zu seiner Rede vom Kongress eingeladen werden. Der Präsident wird bei seinem Eintritt in den Saal vom Zeremonienmeister des Parlaments („Doorkeeper of the United States House of Representatives“) mit den Worten: Mr. Speaker, the President of the United States! angekündigt. Begrüßt von Standing Ovations schreitet der Präsident dann zum Podium und händigt vor Beginn der Rede je eine Kopie derselben an den Sprecher des Repräsentantenhaus und an den Vizepräsidenten in seiner Funktion als Vorsitzenden des Senats aus. Bei Verhinderung einer der beiden Personen wird diese in der Sitzung vom nächstranghöhren Mitglied vertreten. Sie nehmen während der Rede hinter dem Präsidenten Platz.

Die Richter des Obersten Gerichtshofes, die Mitglieder des Kabinetts sowie der Vereinigte Generalstab (Joint Chiefs of Staff) nehmen an der Versammlung teil und betonen so den Staatsakt-Charakter des Ganzen. Um im Falle eines Unglücks die Kontinuität der Staatsführung gewährleisten zu können, bleibt aber ein Kabinettsmitglied als so genannter „designated survivor“ der Rede fern. Seit den Anschlägen des 11. September 2001 ist es auch üblich, dass zumindest einige Kongressmitglieder sich für die Dauer der Rede an einem unbekannten Ort aufhalten, um für den Fall zur Verfügung zu stehen, dass das Kapitol Ziel eines Anschlags wird.

Wenn der lautstarke Empfang durch die Versammelten abgeebbt ist, gibt der Sprecher des Repräsentantenhauses mit einigen Schlägen seines Hammers das Zeichen, dass nun die eigentliche Zeremonie der Rede beginnt. Der Präsident wird vom Sprecher dem Haus vorgestellt, es kommt erneut zu einem kurzen Applaus, ehe der Präsident dann seine Rede beginnt.

Die Rede selbst wird heute durch die Verwendung eines Teleprompters unterstützt und dauert im Schnitt etwas über eine Stunde, wobei immer wieder Pausen entstehen, in denen Passagen durch Applaus der Anwesenden kommentiert werden, teils durch alle Versammelten, bei eher parteipolitischen Themen vor allem durch die Partei des Präsidenten.

Reaktion der Opposition

Seit 1966 ist es Tradition, dass auf die Rede des Präsidenten eine Entgegnung durch einen Vertreter der Opposition erfolgt. Diese wird meist aus einem Studio ohne Zuschauer übertragen. 2004 trug Bill Richardson, der demokratische Gouverneur von New Mexico, seine Antwort in spanischer Sprache vor. 2008 antwortete die demokratische Gouverneurin des Bundesstaates Kansas, Kathleen Sebelius, auf die letzte Rede zur Lage der Nation in der Amtszeit des Präsidenten George W. Bush.

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