Leopold I. (Lippe)

Leopold I. (Lippe)

Wilhelm Leopold I. (* 2. Dezember 1767 in Detmold; † 4. April 1802 in Detmold) war der erste Fürst von Lippe.

Leopold I. war ein Sohn des Grafen Simon August aus dessen zweiter Ehe mit Maria Leopoldine von Anhalt-Dessau. Die Mutter starb bereits am 15. April 1769, seine Stiefmutter wurde die Sozialreformerin Kasimire, deren Schwester. Sie starb 1778. Beim Tode seines Vaters (1782) war Leopold I. erst 14 Jahre alt. Er galt als schwieriges Kind, das schwer lernte, er lehnte sich gegen die Erziehung auf und war eigensinnig. Man schickte ihn nach Dessau auf Basedows berühmtes Philanthropin, dann mit 18 auf die Universität Leipzig. Überall lautete das gleiche ungünstige Urteil: Mangel an Charakterstärke, Stupidität, Schlaffheit, Unstetigkeit im Fleiß, Interesselosigkeit, Mangel an Konzentrationsfähigkeit, Neigung zu Geistesstörung. Am 5. November 1789 übernahm er die Regierung. Als erstes löste er den noch von seinem Großvater Simon Heinrich 1720 beantragten Fürstenbrief ein, indem er die hierfür verlangten Kosten bezahlte.

1790 kam die oben diagnostizierte Geistesstörung zum Ausbruch und es folgte seine Entmündigung durch das Reichskammergericht; 1795 wurde dann nach Eintritt einer Besserung die Vormundschaft bedingt aufgehoben. Am 2. Januar 1796 heiratete er Pauline von Anhalt-Bernburg. In dieser Ehe gesundete der Fürst und wurde Vater von zwei Söhnen. Pauline wurde seine Beraterin und Mitarbeiterin, wobei sie es klug einrichtete, meist im Hintergrund blieb und alles vermied was als Überschreitung ihrer Pflichten gedeutet werden konnte. Nach kaum sechsjähriger Ehe starb der Fürst 1802 an Darmtuberkulose, unter deren Einfluss sich zuletzt noch einmal Geistesstörung und Gedächtnisverlust einstellten. Pauline übernahm in der Folgezeit die Regentschaft für den noch unmündigen Erbprinzen, den späteren Fürsten Leopold II. und galt als treffliche Landesmutter.

Nachkommen

Leopold I. hatte mit Pauline von Anhalt-Bernburg zwei Kinder:

Literatur

  • Wilhelm van Kempen: Die Korrespondenz des Detmolder Generalsuperintendenten Ewald mit dem Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau 1790–1794/1798. In: Lippesche Mitteilungen. 33. 1964, S. 135–177. (Ewald schildert in seinen Briefen ausführlich den wechselnden Gesundheitszustand des Fürsten Leopold)
  • Mächtige Stimme der Gerechtigkeit an die hohe Reichsversammlung in Regensburg die gegen den regierenden Fürsten von Lippe-Dettmold verübte Usurpazionssache betreffend. Ein wichtiges Gegenstück zu den fürstneuwiedischen Rekursakten. 1795. (LLB Detmold)
  • Rotberg: Wahrhafte Krankheits- und Curatelgeschichte des regierenden Fürsten zur Lippe. Mit Urkunden. Nebst einer kurzen Erörterung der Frage: Wann und wie eine Curatelanordnung über einen deutschen Reichsstand Statt habe? 1795. (MDZ München)


Vorgänger Amt Nachfolgerin
Simon August Fürst zur Lippe
1789–1802
Leopold II. (Fürst)
Pauline (Regentin)

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