Lermoyez-Syndrom

Lermoyez-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10
H81.3 Sonstiger peripherer Schwindel
Lermoyez-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Beim Lermoyez-Syndrom (nach Marcel Lermoyez, 1858–1929) handelt es sich um ein seltenes Krankheitsbild des Innenohres mit anfallsartigem Charakter. Von einigen Autoren wird es als eine Sonderform der Menierschen Erkrankung und nicht als eigenständige Erkrankung angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Die Symptomatik ähnelt der des Morbus Menière. Die Patienten leiden während des Anfalls unter Drehschwindel, teilweise mit Tinnitus. Eine bereits bestehende Schwerhörigkeit bessert sich jedoch im akuten Anfall. Lermoyez beschrieb 1919 Menière-Patienten, bei denen die typische Symptomatik in sogenannter umgekehrter Reihenfolge auftraten. Ohrgeräusche und Hörverlust traten vor den Gleichgewichtserscheinungen auf. Die anfängliche Hörminderung verstärkt sich, bis starker Schwindel einsetzt. In kurzer Zeit erholt sich dann das Gehör jedoch.

Ursache

Menschliches Innenohr mit Gleichgewichtsorgan (links) und Hörschnecke (rechts)

Die genaue Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt. Das Innenohr besteht zum einen aus dem Gleichgewichtsorgan, zum anderen aus der Hörschnecke. In beiden Strukturen gibt es zwei voneinander durch dünne Membranen getrennte Räume. Der eine Raum ist mit kaliumarmer, der andere mit kaliumreicher Flüssigkeit gefüllt. Es wird für das Lermoyez-Syndrom wie für Morbus Meniere vermutet, dass sich im akuten Anfall diese beiden Flüssigkeiten vermischen können. Dadurch wird dann sowohl das Hörvermögen als auch das Gleichgewicht beeinflusst.

Daneben werden aber auch noch andere Ursachen wie Allergien oder Störungen der Wirbelsäule mit Beeinflussung der Nerven des Sympathischen Nervensystems diskutiert.

Diagnostik

Das Lermoyez-Syndrom wird klinisch und nach Ausschluss anderer Ursachen diagnostiziert. Es sind bisher Einzelfälle von Patienten veröffentlicht.

In der Ohrmikroskopie zeigt sich ein normaler Befund des Gehörgangs und des Trommelfells. Auch die Untersuchungen des Mittelohres zeigen keine Pathologien.

Durch ein Tonaudiogramm kann eine Hörstörung festgestellt werden. Im akuten Anfall zeigt sich wegen der Funktionsstörung des Gleichgewichtorgans eine abnorme Augenbewegung (Nystagmus). Durch eine Computertomographie können anatomische Missbildungen des Innenohres. Eine Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie) schließt Veränderungen am Hör- und Gleichgewichtsnerv aus. In einer Prüfung des Gleichgewichts durch Ohrspülung mit kalten und warmen Wasser kann die Funktion des Gleichgewichtorgans genauer geprüft werden. Im akuten Anfall ist diese Untersuchung schwierig zu realisieren.

Therapie

Eine spezifische Therapie ist zurzeit nicht bekannt. Bei starkem Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen behandelt man symptomatisch. Stehen die Schwindelanfälle im Vordergrund bei schlechtem Hörvermögen kann das Gleichgewichtsorgan mit Medikamenten (Gentamicin) oder der Gleichgewichtsnerv durch eine Operation zerstört werden.

Es werden auch Therapieversuche mit Antihistaminika beschrieben.

Literatur

  • Lermoyez M: La Vertige qui fait entendre (angiospasme labyrinthique), La presse médicale, Paris, 1919, 27: 1-3. Annales des maladies des oreilles et du larynx, 1929, 48: 575-583.
  • Kempf HG, Jahnke K., Lermoyez syndrome. Clinical aspects and follow-up, HNO. 1989 Jul;37(7):276-80. PMID 2759873
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