Ansbach-Triesdorfer

Ansbach-Triesdorfer
Rasseschlüssel
AT 72

Das Ansbach-Triesdorfer ist eine Hausrindrasse. Es handelt sich um mittelgroße, rot-weiß gescheckte Tiere. Der Körperbau ist kräftig, die Hörner sind in der Regel weit nach außen und hinten gestellt. Männliche Tiere wiegen rund 1100 Kilogramm, Kühe rund 700 Kilogramm. Seinen Namen hat das Rind nach dem Standort der markgräflichen Ökonomie (Gutshof) in Triesdorf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Rasse

Ansbach-Triesdorfer-Tiger im Freilandmuseum Bad Windsheim 2011.

Die Ansbacher Markgrafen waren dem niederländischen Königshaus Oranien freundschaftlich verbunden. Die dortigen schwarzbunten holländisch-friesischen Rinder beeindruckten Markgraf Carl Wilhelm Friedrich wegen ihrer Größe und Milchleistung so stark, dass er 1740 sechs Kühe aus Holland zur Deckung des Milchbedarfs seiner Hofhaltung nach Triesdorf treiben ließ. Bald schon wurden weitere Kühe und ein Zuchtbulle gekauft und an Bauern verteilt, um die Rasse in Franken zu verbreiten.

Der fränkische Bauer hatte bis dahin Rinder der alten Rotviehrasse gehalten, kleine robuste Rinder, die als Zugtiere und Mistlieferanten dienten. Das Vieh, das der Markgraf seinen Bauern aufdrängen wollte, war aber genau der Gegentyp des Rotviehs; es war an das raue Klima und die schlechte Futtergrundlage hierzulande nicht angepasst und wegen Fehlstellung der Gliedmaßen nicht als Zugtier geeignet. Schon nach wenigen Generationen waren die Tiere durch Inzucht degeneriert.

Daher ließ der Sohn des Markgrafen, Carl Alexander 1757 durch seinen Stallmeister Baron von Mardefeld schwarzbunte Höhenrinder (Berner Schecken) aus der Westschweiz ankaufen und nach Triesdorf treiben. Diese schweren Tiere waren für Arbeit und Mast besser geeignet, als die holländische Rasse. Die Einkreuzung der Schweizer „Triesdorfs Rasse“ in die Rotviehbestände war so erfolgreich, dass 1780 weitere 24 Kühe und ein Bulle aus den Schweizer Kantonen Bern und Freiburg nach Triesdorf gebracht wurden. Seine beiden schönsten Kreuzungsrinder ließ von Mardefeld um 1770 in Öl malen. Die Gemälde hängen heute noch im Roten Schloss, der Triesdorfer Tierhaltungsschule. Charakteristisch an der Triesdorfer Rasse ist die Scheckung („Tigerung“) der Tiere, nach der das Ansbach-Triesdorfer Rind später auch als „Triesdorfer Tiger“ bezeichnet wurde. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Triesdorfer Kreuzungsrinder auf allen Viehmärkten zu sehen. Sie wurden nicht nur in Nürnberg und Mannheim aufgetrieben, sondern auch in Straßburg und Paris, da ihr Fleisch als feinfaserig und zart galt. Unter preußischer Herrschaft wurde neben der Feldwirtschaft auch die Milchnutzung verpachtet. Erst 1839 übernahm die Triesdorfer Ökonomie die Meierei und Käserei wieder in eigener Regie und stellte hierzu einen Käsermeister aus dem Schweizer Kanton Unterwalden an. Durch die bereits zum dritten Mal aufgetretene „Viehseuche“ (Enzootische Leukose der Rinder) ging 1800 der gesamte Triesdorfer Rinderbestand von 40 Tieren verloren. Nach einem Beschluss der preußischen Kriegs- und Domänenkammer wurde von Mardefeld sofort zum Ankauf von 50 neuen Rindern in die Schweiz geschickt. In bayerischer Zeit griff man zunächst wieder auf das Niederungsvieh zurück, später setzte man auch Simmentaler ein. Die Einkreuzungen setzten sich bis 1890 fort, so dass schließlich neun Rassen im Ansbach-Triedorfer Rind vereinigt waren.

Mehrmalige Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche, der Lungenseuche und Vergiftungen durch die Herbstzeitlose stellten eine ständige Gefährdung der Zuchtarbeit dar. Wenn aus der Umgebung eine Rinderkrankheit bekannt wurde, wurden die vier Triesdorfer Tore geschlossen, so dass niemand mehr herein- oder hinauskonnte. Bis 1844 stieg der Rinderbestand in der Kreisviehzuchtanstalt Triesdorf auf 132 Tiere an (1 Bulle, 43 Kühe, 18 Kalben, 56 Kälber und 14 Ochsen). In jenem Jahr wurden 52.000 Maß Milch (~ 420 l/Kuh), 399 Pfund Butter und 253 Laib Käse erzeugt.[1]

Heutige Bedeutung

Durch das bayrische Körgesetz von 1888 wurde die Rasse nicht mehr anerkannt, was zu ihrem Niedergang führte. Seit einigen Jahrzehnten gibt es keine reinrassigen Vertreter mehr, nur noch Kreuzungstiere. Der Bestand wird auf 26 Tiere geschätzt, sie gelten als eine extrem gefährdete Haustierrasse.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Ahrens: „Geschichte des landwirtschaftlichen Bildungszentrums Triesdorf“ (Skript)

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