Letov

Letov

Die Letov - Továrna na letadla (dt.: Flugzeugwerke) ist ein tschechischer, ehemals tschechoslowakischer Flugzeughersteller aus Letňany in Prag (erst seit 1968 eingemeindet und heute dem Verwaltungsbezirk Praha 18 angehörend).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Letov Š-218

Die Firma wurde 1919 vom Tschechoslowakischen Verteidigungsministerium als armeeeigene Werkstätte gegründet und beschäftigte sich mit der Reparatur von Flugzeugen aus dem Ersten Weltkrieg, die zum Teil auch umgebaut wurden. Erst 1922 erfolgte die Umwandlung in den staatlichen Betrieb mit dem Handelsnamen Letov. Von Anfang an gelang es, den überaus talentierten Leutnant und Diplomingenieur Alois Šmolík als Chefingenieur zu gewinnen. Er konstruierte die Letov Š-1 als erstes tschechoslowakisches Flugzeug in Großserienproduktion, dem es gelang gegenüber ausländischen Produkten zu bestehen. Eine Maschine wurde ab 1921 in Lizenz gebaut, es handelt sich um den Typen Hansa-Brandenburg B.I. Serie 76, die Letov Š-10 genannt wurde. 1925 folgten noch vier Farman F-60 „Goliath“, dann übernahm Avia die Produktion.[1]

Šmolík blieb bis zur deutschen Übernahme der Letov-Werke nach der Annexion Tschechiens 1939 Chefingenieur bei Letov und prägte dort maßgeblich die Entwicklung der tschechoslowakischen Luftfahrtindustrie.

Die Firma beschäftigte sich vorrangig mit der Herstellung von Militärmaschinen für den einheimischen Markt. Besonders erwähnenswert sind der Aufklärer Letov Š-1, das Eindecker-Jagdflugzeug Letov Š-3, das seiner Zeit voraus war, der Bomber Letov Š-16, der erste Exporterfolge zeigte und der Aufklärer Letov Š-28, der in der Variante Š-328 internationale Aufmerksamkeit erhielt und während des Zweiten Weltkrieges auch von der deutschen Luftwaffe und den slowakischen Streitkräften verwendet wurde.

Es gab mit der Letov Š-19 und der Letov Š-32 auch zivile Entwicklungen, die sich jedoch weder in der Tschechoslowakei noch international behaupten konnten.

Insgesamt wurden unter Šmolíks Leitung 36 Typen entwickelt. Davon wurden nicht weniger als 18 Typen in Serie gefertigt. Die Entwicklung von Motorflugzeugen endete mit der Letov Š-50 im Jahre 1938, die gleichzeitig auch Šmolíks letzte Konstruktion wurde.

Während des Krieges wurden bei Letov deutsche Flugzeuge repariert, so die Messerschmitt Bf 109.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden unter dem Firmennamen 'Rudý Letov' (tschechisch: Der rote Letov) wieder Flugzeuge gebaut, so die Passagiermaschine Letov L 290 Orel, die auf der Junkers Ju 290 beruhte oder die C2-A/B, eine Arado Ar 96.

LF 107 Luňák (1948)

Der Betrieb befasste sich auch mit der Herstellung von Segelflugzeugen. So stellte die Letov LF 107 Luňák eine für Ihre Zeit sehr fortschrittliche Konstruktion dar. Aufgrund der politischen Entwicklung ging man jedoch bald zur Lizenzfertigung von Teilen für die sowjetischen MiG-15, MiG-19 und MiG-21 über. In den 50er Jahren wurde mit den beiden Typen Letov-21 und Letov-22 nochmals der moderne Segelflugzeugbau aufgegriffen. Segelflugzeuge wurden auch danach noch in kleinen Serien hergestellt.

Im Jahre 1967 wurden alle Firmen der Luftfahrtindustrie in der Vereinigung tschechoslowakischer Luftfahrtbetriebe integriert, die ihre Generaldirektion in Prag-Letňany hatte. Nach dieser Neuorganisation wurden nur noch Flugsimulatoren für die sozialistischen Staaten gefertigt. Die Produktion von Teilen und Komponenten für andere Flugzeugwerke, wie Aero oder LET, ging jedoch weiter.

Aktuelle Produkte

Ab 1991 wurden noch Sonnenkollektoren, Imbisswagen und Verkaufsanhänger produziert. Außerdem beschäftigte man sich mit dem Vorrichtungs-, Formen- und Werkzeugbau. Es wurden erste Aufträge mit dem Airbus Konsortium für eine Teilefertigung abgeschlossen.

Letov wurde 23. Oktober 1997 aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgesplittet. Der größere Teil mit seinen damaligen 227 Mitarbeitern wurde von Aero Vodochody übernommen und firmierte in LETOV LETECKÁ VÝROBA a.s. um. Die Produktion in den ehemaligen Werkhallen von Letov läuft weiter. Seit dem 1. Juni 2000 gehört dieser Teil zur Gruppe Latécoère und fertigt auf hochmodernen CNC-Maschinen Türmechanismen und Baugruppen unter anderem für das Airbus-Konsortium.

Ein anderer Teil, die LETOV SIMULÁTORY a.s., beschäftigt sich auch heute noch (2004) mit der Herstellung von Flugsimulatoren.

Literatur

  • Hans-Joachim Mau: Tschechoslowakische Flugzeuge. Von 1918 bis heute. Transpress, Berlin, 1987, ISBN 3-344-00121-3

Weblinks

 Commons: Letov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Langer: Die Luftfahrtindustrie der ČSSR, Flieger-Jahrbuch 1981, S. 70/71



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