Lettres de cachet

Lettres de cachet

Lettres de cachet sind in der Geschichte Frankreichs vom französischen König unterzeichnete versiegelte Schreiben. Die Comédie-Française wurde am 21. Oktober 1680 durch ein Lettre de cachet von König Ludwig XIV. gegründet. Weitere Beispiele für Lettres de cachet sind die berüchtigten Verhaftsbefehle der Könige von Frankreich vor der Revolution von 1789, durch die missliebige Personen aus Paris und des Landes verwiesen oder ohne Urteil und Recht in die Bastille oder ein andres Staatsgefängnis gebracht wurden.

Königliche Schreiben (französische lettres royaux) wurden unterteilt in die lettres patentes, also in offene, und in lettres de cachet, das heißt versiegelte Briefe. Erstere wurden immer auf Pergament geschrieben, trugen die Namensunterschrift des Königs und die Kontrasignatur eines Ministers, waren nicht zusammengefaltet, sondern nur am Rand umgebogen und hatten das große Staatssiegel beigedruckt. Die Lettre de cachet wurden dagegen entweder im Namen oder im Auftrag des Königs, ohne andere Kontrolle als die Signatur eines Ministers, auf Papier geschrieben und mit dem kleinen königlichen Siegel geschlossen. Es wurde, besonders seit Ludwig XIV., um missliebige Personen unschädlich zu machen, ein so großer Missbrauch mit diesen Briefen getrieben, dass der Lieutenant général der Polizei gewöhnlich im voraus angefertigte Lettres besaß, in welche er nur den Namen des zu Verhaftenden einschrieb. Doch war diese Verhaftung häufig auch eine königliche Gnade, indem der dadurch Betroffene der Justiz entzogen wurde. Ein Dekret der Nationalversammlung vom 23. Juni 1789 machte den Lettres ein Ende, doch wurden sie 1811 von Napoléon Bonaparte wieder eingeführt.

Literatur

  • Bernard Barbiche, Les Institutions de la monarchie française à l’époque moderne, Paris, PUF, 2. Auflage 2001, ISBN 2130519407
  • Arlette Farge und Michel Foucault, Le Désordre des familles, présentation de Lettres de cachet des Archives de la Bastille, Collection Archives, Gallimard Julliard, 1982 ISBN 2-07-023362-6
  • Michel Foucault, Überwachen und Strafen, Suhrkamp, Frankfurt am Main, Neuauflage 2007, ISBN 3518387715
  • Auguste Puis, Les Lettres de cachet à Toulouse au dix-huitième siècle, Toulouse, 1914.
  • Claude Quétel, De par le Roy. Essai sur les lettres de cachet, Privat, Toulouse, 1982 ISBN 270899008X.
  • Gabriel de Riqueti: Des lettres de cachet et des prisons d'état. Paris 1782.
  • Brian E. Strayer, Lettres de Cachet and Social Control in the Ancien Regime, 1659-1789, Peter Lang, New York, 1992 ISBN 0-8204-1706-8

Siehe auch


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  • Lettres de cachet —   [lɛtrədəka ʃɛ, französisch], in Frankreich bis zur Französischen Revolution (1789) im Namen des Königs geschriebene, von einem Staatssekretär gegengezeichnete, mit dem königlichen Siegel (cachet) versehene Befehle des Souveräns, die u. a.… …   Universal-Lexikon

  • Lettres de cachet — ● Lettres de cachet lettres fermées, signées du roi et scellées du cachet royal, renfermant l ordre du souverain de faire administrativement incarcérer, interner ou exiler un individu …   Encyclopédie Universelle

  • Lettres de cachet — (franz., spr. lettr dö kaschä), die berüchtigten Verhaftsbefehle der Könige von Frankreich vor der Revolution von 1789, durch die mißliebige Personen aus der Hauptstadt oder dem Lande verwiesen, oder ohne Urteil und Recht in die Bastille oder ein …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lettres de cachet — (frz., spr. lettr dĕ kăscheh, versiegelte Briefe), Verhaftsbefehle der Könige von Frankreich, bes. seit Ludwig XIV. in Gebrauch, um mißfällige Personen auszuweisen oder ohne Urteil gefangen zu setzen; durch Dekret der Nationalversammlung vom 23.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Lettres de cachet — (lettr dö kaschä), versiegelte königl. Befehle in Frankreich vor 1789, die von der Polizei auszuführen waren. Sie wurden zu verschiedenen Zwecken erlassen, z.B. um Berichte zu fordern, Verweisungen u. Verhaftungen zu befehlen u. waren wegen des… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Lettres de Cachet — Let|tres* de Ca|chet [lɛtrədəka ʃɛ] die (Plur.) <aus gleichbed. fr. lettres de cachet, eigtl. »Briefe mit Siegel«> Geheimbefehle der franz. Könige (bis 1789), die Verbannung od. Verfolgung anordneten …   Das große Fremdwörterbuch

  • Lettres de cachet — приказы, благодаря которым при старом французском режиме можно было кого угодно посадить в Бастилию и другие тюрьмы и держать там его неопределенное время без следствия и суда, даже без объявления вины. Снабженный королевской печатью, такой… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • LETTRES DE CACHET —    (i. e. sealed letters), warrants of imprisonment, issued prior to the Revolution, sealed with the private seal of the king, in contradistinction from lettres patentées, which were sealed by the Great Seal of the kingdom.    See CACHET, LETTRE… …   The Nuttall Encyclopaedia

  • lettres de cachet — /letra da kashey/ Letters issued and signed by the kings of France, and countersigned by a secretary of state, authorizing the imprisonment of a person. Under them, persons were imprisoned for life or for a long period on the most frivolous… …   Black's law dictionary

  • lettres de cachet — /letra da kashey/ Letters issued and signed by the kings of France, and countersigned by a secretary of state, authorizing the imprisonment of a person. Under them, persons were imprisoned for life or for a long period on the most frivolous… …   Black's law dictionary

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