Leucorea

Leucorea

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Leucorea
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Trägerschaft Stiftung des öffentlichen Rechts
an der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg
Ort Lutherstadt Wittenberg
Bundesland Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Vorstand Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke
Prof. Dr. jur. Michael Germann
Prof. Dr. Max Kunze
Website www.leucorea.de

Die Leucorea ist der Wittenberger Universitätsstandort der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der aus der Universität Wittenberg hervorgegangen ist.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Gründungsurkunde Kaiser Maximilians für die Universität Wittenberg, ausgestellt in Ulm am 6. Juli 1502 Pergament mit anhängenden Siegel

Am 18. Oktober 1502 wurde auf Bestreben des Kurfürsten Friedrich III. (genannt "der Weise") von Sachsen die Universität Wittenberg "Leucorea" als erste Universität nach der Leipziger Teilung auf dem ernestinischen Kurfürstentum Sachsen gegründet. Die Gründung galt der Ausbildung von Juristen, Theologen und Medizinern für die sächsische Ernestinische Landesverwaltung. Die formale Gründung wurde auf der Grundlage eines kaiserlichen Privilegs durch Maximilian I. am 6. Juli 1502 in Ulm erteilt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte erst durch den päpstlichen Legaten Raimund Peraudi am 20. Juni 1507.

Der erste Rektor war Martin Pollich, der erste Dekan der theologischen Fakultät Johann von Staupitz, der erste Kanzler Goswin von Orsoy, die viele erste Hochschullehrer und Studenten aufgrund ihres Rufes an die neu gegründete Universität ziehen konnten. Die Wittenberger Hochschule bekam von den hier wirkenden Humanisten den Namen Leucorea verliehen, der von dem griechischen Begriff "weißer Berg" abgeleitet ist. Damit lehnte man sich an den Stadtnamen an, der entweder vom niederdeutschen Witten oder der slawischen Sprachwurzel Vite (Leben) und bec (Ufer), also vom weißen Sand des Elbufers herrührt.

Die ersten Statuten der Universität orientieren sich stark an denen der Universität Tübingen. Somit war die Hochschule inhaltlich, sowie strukturell an den bereits bestehenden Universitäten in Deutschland ausgerichtet. Mit der philosophischen Fakultät wurde das Grundfundament geschaffen, worauf sich die höhere juristische, medizinische und die theologische Fakultät anschloss. Um die Universität finanzieren zu können, verband 1507 Kurfürst Friedrich die neue Hochschule mit dem Stift Allerheiligen und weiteren Stiftungen in seinem Herrschaftsgebiet. Die Übertragung der Rechte Friedrichs des Weisen verlieh der Universität im 16. Jahrhundert einen Sonderstatus mit eigener Gerichtsbarkeit.

Universität Wittenberg, 19. Jahrhundert

Dadurch, dass man sich an der Wittenberger Akademie auch der Humanistenforschung zuwendete, nahm sie bald eine führende Stellung ein. Damalige Größen wie Christoph von Scheurl, Andreas Bodenstein oder Hieronymus Schurff lehrten in der frühen Folgezeit an der Universität. Staupitz bewirkte 1508 die Berufung eines weiteren Augustinermönches: Martin Luther. Später wurden noch Nikolaus von Amsdorf und für die griechische Sprache Philipp Melanchthon berufen. In dieser Zeit entwickelte sie sich zu einem der wichtigsten theologischen Zentren Europas.

Napoleon Bonaparte ließ die Universität Wittenberg zum 5. Dezember 1814 schließen. Mit dem Wiener Kongress 1815 kamen die sächsischen Gebiete um Wittenberg zu Preußen. Infolgedessen wurde die Universität von Wittenberg nach Halle verlegt, wo am 12. April 1817 die Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg gegründet wurde. Als Ersatz bekam Wittenberg das evangelische Predigerseminar, das heute in den Räumen des Augusteums seinen Sitz hat. Das Fridericianum wurde zur Kaserne umgebaut und in seiner späteren Entwicklung als Wohnraum genutzt. Wittenberg hatte damit seine wichtigste Institution verloren und entwickelte sich fortan als Garnisons- und Industriestadt weiter. Initiativen zur Wiedergründung blieben lange erfolglos. Erst nach der Wende 1990 wurde in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 26. April 1994 im Gesetzblatt der Landesregierung Sachsen-Anhalt die Stiftung Leucorea als Stiftung öffentlichen Rechtes als Bestandteil der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist es, die Pflege und Entwicklung der Wissenschaften in Forschung, Lehre und Studium an der Universität selbst und in den universitären Einrichtungen in Wittenberg zu unterstützen. Zu diesem Zweck werden an der Leucorea wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen geplant und durchgeführt und an dem bis 1998 sanierten Friedricianum folgende Sektionen und Zentren angesiedelt:

Einrichtungen

Leucoreagebäude
  • Zentrum für USA-Studien der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg (Abk. ZUSAS)
    Das ZUSAS beschäftigt sich mit der Vermittlung von Wissen über gesellschaftliche Prozesse in den USA. Dabei hat sich das Zentrum an der Leucorea auf die Erforschung der Kultur, Gesellschaft, Politik und der Geschichte der Vereinigten Staaten spezialisiert. Das ZUSAS verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Fachliteratur in der Bibliothek der Stiftung, die auch Lehrern der amerikanischen Landeskunde und der englischen Sprache zur Fortbildung und Entwicklung methodischer Konzepte dienen soll.
  • Zentrum für Reformationsgeschichte und Lutherische Orthodoxie der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg
    Die seit dem 31. Oktober 1996 bestehende Einrichtung beschäftigt sich mit der Erforschung der Reformationsgeschichte und den historischen Zusammenhängen während der Zeit der Lutherische Orthodoxie. In enger Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig und dem Institut für Europäische Geschichte werden die theologischen, philosophischen, frömmigkeits- und mentalitätsgeschichtlichen Entwicklungen untersucht. Dabei stehen in Wittenberg zum Forschungsschwerpunkt die Quellen der Bibliothek des evangelischen Predigerseminars, die Quellenbestände der Luthergedenkstätten, die Archive der Stadt und der Kirchengemeinden zur Verfügung.
  • Institut für deutsche Sprache und Kultur e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg
    Die Einrichtung hat sich der deutschen Sprache gewidmet und bietet interkulturellen Teilnehmern an, kommunikative, kulturelle und soziale Kompetenzen in der Didaktik deutschen Sprachwissenschaft auszubilden. Dabei finden neue Methoden in der Sprachvermittlung Anwendung, die kommunikative Fähigkeiten ausprägen und ergänzen.
  • Institut für Hochschulforschung Wittenberg e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg (HoF Wittenberg)
  • Wissenschaftszentrum Sachsen-Anhalt Lutherstadt Wittenberg e. V. (WZW)
  • Wittenberg – Zentrum für Globale Ethik e. V. (WZGE)
  • Luther – Gesellschaft e. V.

Siehe auch

Literatur

Quellen

  • Walter Friedensburg: Urkundenbuch der Universität Wittenberg, 1926 im Selbstverlag der Historischen Kommission der Provinz Sachsen und Anhalt Magdeburg
  • Gottfried Suevus: Academiia Wittebergensis Anno Fundationis…,
  • Karl Eduard Förstemann: Album Academiae Vitebergensis, Leipzig 1841
  • Album Academiae Vitebergensis Volumen Secundum, Halle (Saale)1894
  • Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis- Jüngere Reihe Teil 1 (1602–1660), Magdeburg, 1934
  • Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis – Jüngere Reihe Teil 2; Halle (Saale), 1952
  • Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis – Jüngere Reihe Teil 3; Halle (Saale), 1966
  • Julius Köstlin: Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger philosophischen Fakultät 1503–1560, von 1887 bis 1891 in Halle bei Max Niemeyer

Literatur

  • Kurt Aland: Geschichte der Wittenberger Theologischen Fakultät.
  • Anton Blaschka: Wittenbergerische Nachtigall. Sternstunden eines Topos. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle
  • Irene Dingel, Günther Wartenberg: Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2002, ISBN 3-374-02019-4
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1917
  • Hildegart Herricht: Bibliographie zur Geschichte der Universität Wittenberg. 1980
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-04402-4
  • Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502–1652). Ein biobibliographischer Überblick. In: Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02437-7
  • Heiner Lück: Martin Luther und seine Universität. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 1998, ISBN 3-412-14696-X
  • Martin Treu, Ralf Torsten Speler, Alfred Schellenberger: Leucorea. Bilder zur Geschichte der Universität. Edition Hans Lufft, Lutherstadt Wittenberg 1999, ISBN 3-9804492-6-2
  • Arina Völker, Wolfram Kaiser: Ars medica Vitebergensis. 1980
  • Ralf Frassek: Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit. Der Aufbau neuer Rechtsstrukturen im sächsischen Raum unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungsgeschichte des Wittenberger Konsistoriums. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-16-148685-4 (Onlineleseprobe)
  • Andreas Gößner: Die Studenten an der Universität Wittenberg. Studien zur Kulturgeschichte des studentischen Alltags und zum Stipendienwesen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003, ISBN 3-374-02075-5
  • Helmar Junghans: Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren, Dekane, Professoren und Schloßkirchenprediger der Leucorea vom Sommersemester 1536 bis zum Wintersemester 1574/75. In: Irene Dingel, Günther Wartenberg: Georg Major (1502–1574). Ein Theologe der Wittenberger Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02332-0
  • Kenneth G. Appold: Orthodoxie als Konsensbildung. Das theologische Disputationswesen an der Universität Wittenberg zwischen 1570 und 1710. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 978-3-16-148215-1, (Onlineleseprobe)

Weblinks

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