Lima-Erklärung

Lima-Erklärung

Die Konvergenzerklärung über Taufe, Eucharistie und Amt oder kurz Lima-Erklärung (engl. Baptism, Eucharist and Ministry / BEM) wurde von der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Januar 1982 in Lima (Peru) verabschiedet. Die Lima-Erklärung zeigt Übereinstimmungen im Verständnis von Taufe, Eucharistie und Amt in den verschiedenen Mitgliedskirchen des ÖRK auf.

Während bei der gegenseitigen Anerkennung der Taufe zwischen den Kirchen und Konfessionen große Fortschritte gemacht wurden, hat sich die Hoffnung auf eine gemeinsame Feier des Abendmahls gerade zwischen der römisch-katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen bisher nicht erfüllt. Im Verständnis des Amtes des Priesters / Geistlichen / Ordinierten gibt es noch zu große Unterschiede.

Dahinter steht das grundsätzlich unterschiedliche Kirchenverständnis (Ekklesiologie), das vor allem die Kirchen der Reformation von den orthodoxen und katholischen Kirchen unterscheidet. Der aktuelle Stand der ökumenischen Suche nach einem gemeinsamen Verständnis findet sich in einer Ekklesiologie-Erklärung, die auf der 9. ÖRK-Vollversammlung 2006 in Porto Alegre (Brasilien) verabschiedet wurde, sowie in der zugrunde liegenden Studie "Wesen und Auftrag der Kirche". An der Arbeit der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung sind neben orthodoxen, evangelischen und anglikanischen auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche, die kein Mitglied des ÖRK ist, gleichberechtigt beteiligt.

Es gibt auch eine eucharistische Liturgie, die so genannte Lima-Liturgie, die auf der Lima-Erklärung beruht. Sie wurde erstmals am 15. Januar 1982 und dann auch noch einmal im großen Rahmen auf der 6. ÖRK-Vollversammlung 1983 in Vancouver (Kanada) in Anwesenheit aller Konfessionen gefeiert. Die Lima-Liturgie gibt Kirchengemeinden, die das Abendmahl bewusst ökumenisch feiern wollen, eine konkrete Anleitung in die Hand.

Inhaltsverzeichnis

Taufverständnis

Der BEM-Text betont einleitend die Verwurzelung der christlichen Taufe im Wirken Jesu von Nazaret, in seinem Tod und seiner Auferstehung. Sie ist das Zeichen neuen Lebens durch Jesus Christus (BEM 1,2). Theologisch bedeutet sie die Teilhabe an Tod und Auferstehung Christi, eine Neuausrichtung der gesamten Persönlichkeit (Bekehrung), die Verheißung des Heiligen Geistes, die Eingliederung in die eine, heilige, katholische (d.h. weltumspannende) und apostolische Kirche (mit allen Implikationen, die daraus für die Überwindung der Trennung der Kirchen folgen) sowie einen zeichenhaften Hinweis auf das kommende Reich Gottes (BEM 3-7). Unbestritten anerkannt wird von allen Kirchen der unaufhebbare Zusammenhang von Taufe und individuellem Glauben: das schließt ein persönliches Wachsen im Glauben ein sowie das Bemühen um die Verwirklichung des Willens Gottes in allen Bereichen des Lebens (BEM 8-10).

Breiten Raum nimmt die Behandlung der Taufpraxis ein, die sich in den Kirchen unterschiedlich entwickelt hat (Kindertaufe/ Erwachsenentaufe). Deutlich und bewusst werden die Bedenken aus baptistischer Sicht gegen die Praxis der Kindertaufe aufgegriffen. Das Dokument ist sehr darum bemüht, die bestehenden Spannungen auszugleichen v.a. durch die Betonung der Notwendigkeit des persönlichen Wachstumsprozesses in der Folge der Taufe sowohl für Unmündige wie für Erwachsene. Grundsätzlich bekräftigt wird die Unwiederholbarkeit der Taufe (also keine "Wieder-Taufe"). Alle Kirchen werden aufgefordert, die gegenseitige Anerkennung der Taufe - soweit nicht schon geschehen - ausdrücklich (bilateral) zu erklären sowie ihre eigene Taufpraxis selbstkritisch daraufhin zu überprüfen, ob sie mit dem Grundduktus dieses Dokuments übereinstimmt (BEM 11-16).

Bezüglich der Feier der Taufe wird festgehalten, dass sie mit Wasser im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vollzogen wird, wobei die symbolische Dimension des Wassers betont hervorgehoben wird (Untertauchen). Es werden Elemente benannt, die mindestens in einer christlichen Tauffeier enthalten sein sollten, und auch die Bedenken von orthodoxer Seite festgehalten bezüglich der Vollständigkeit der christlichen Initiation (Firmung, Teilnahme am heiligen Abendmahl). Es wird dem Missverständnis entgegengetreten, christliche Taufe habe irgendetwas zu tun mit Gebräuchen in Verbindung mit der Namensgebung. Wegen des Bezugs der Taufe zum gemeinschaftlichen Leben der Gläubigen soll die Tauffeier normalerweise innerhalb eines öffentlichen Gottesdienstes erfolgen (BEM 17-23).

Abendmahlsverständnis

Der BEM-Text sieht die Eucharistie als Danksagung an Gott für das Geschenk Christi in der Anrufung des Heiligen Geistes. Jeder Christ kann das Sakrament der Gabe durch die Gemeinschaft am Leib und Blut Christi erfahren. Vorbehalte der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirchen wurden nicht übersprungen. Trotzdem haben protestantische Kirchen Bedenken angemeldet, das Abendmahl wäre zugunsten der Eucharistie als „sacrificium“ herabgewürdigt worden; die katholische Kirche fand zu wenige Opferkategorien.

Die Konvergenzerklärung zur Eucharistie (Lima E) deutet die Eucharistie als "Sakrament der Gabe", das sich in die fünf Aspekte Danksagung, Anamnese, Epiklese, Communio und eschatologisches Mahl des Gottesreiches entfaltet.

Amtsverständnis

Die Ämterfrage ist für die angestrebte wie auch immer gestaltete Einheit der Kirchen von großer Bedeutung. Ziel von Lima ist es, einen Ausgleich für die kirchentrennenden Positionen zu finden, die zur gegenseitigen Anerkennung der Ämter führt. Das Fehlen des Weihesakraments macht eine Anerkennung der Kirchen der Reformation im vollen Sinne nach dem Ökumenismusdekret für die römisch-katholische Kirche unmöglich. Seitens der protestantischen Kirchen gibt es keine solche Aussage bzgl. des Amtes.

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