Christliche Konfession

Christliche Konfession

Der Begriff Konfession (v. lateinisch.: confessio = „Geständnis, Bekenntnis“) bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch eine Untergruppe innerhalb einer Religion (ursprünglich nur der christlichen), die sich in Lehre, Organisation oder Praxis von anderen Untergruppen unterscheidet. In anderen Religionen werden entsprechende Untergruppierungen auch als Sekten bezeichnet.

Der Begriff ist im Christentum entstanden und wird im Neuen Testament (1_Kor 1,12 HFA) eher kritisch angesprochen und bezeichnet in der christlichen Theologie ursprünglich eine Zusammenfassung von Glaubenssätzen. Von daher wird der Begriff auch als Bezeichnung für eine christliche Richtung verwendet, die sich durch ein gemeinsames Bekenntnis von anderen christlichen Richtungen unterscheidet und im weiteren Sinn auch allgemein für christliche Richtungen, bezeichnet heute also die unterschiedlichen christlichen Kirchen und Gruppierungen.

In der Bevölkerungsstatistik wird unter Konfession in der Regel die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft verstanden.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Der Ausdruck Konfession (v. lat.: confiteri = bekennen, gestehen; PPP confessus, Substantiv confessio) bezeichnet ursprünglich ein Bekenntnis im religiösen oder strafrechtlichen Sinn.

Im Zuge der Reformation bildete die Konfession das Glaubensbekenntnis einer protestantischen Partei. (z.B. Augsburger Konfession). Dieses wurde gleichsam zur identitätsstiftenden Gründungsurkunde der jeweiligen Religionspartei.

Durch den inneren Zusammenhang von religiöser Orientierung und politischer Kirchenhoheit (cuius regio, eius religio) wandelte sich die Bedeutung vom speziellen Konfessionsbegriff als formuliertes Bekenntnis zur jeweils zugehörigen christlichen Kirche. Neben evangelischen Kirchen mit lutherischem und reformiertem Bekenntnisstand bildeten sich – teils nach Überwinden der theologischen Unterschiede, teils durch ökonomische Zwänge bedingt – nach der Aufklärung unierte Kirchen, die sich entweder sowohl auf die lutherischen als auch auf die reformierten Bekenntnistexte gründen oder diese Unterschiede überwinden wollten. In der Praxis spielen die Unterschiede heute innerhalb der evangelischen Konfessionen keine große Rolle mehr. In Deutschland wechseln Angehörige einer evangelischen Landeskirche ihre Konfession schon alleine durch den Umzug in den Bereich einer Landeskirche anderer Konfession.

Die orthodoxe und die katholische Kirche verstehen sich selbst nicht in diesem Sinn als Konfession, da sie sich nicht durch die Vereinbarung einer gemeinsamen Bekenntnisformulierung konstituiert haben. Sie werden jedoch gewöhnlich unter dem Begriff mit eingeschlossen.

Der Begriff erfuhr eine Bedeutungserweiterung, als im 19. Jahrhundert zahlreiche Gruppen in den deutschsprachigen Raum eindrangen, die sich nach angelsächsischem Sprachgebrauch nicht durch ihr spezifisches Bekenntnis, sondern durch ihre spezifische Bezeichnung (englisch: denomination) unterschieden. Das englische Wort denomination fand jedoch kaum Eingang in den deutschen Sprachgebrauch, statt dessen nannte man alsbald alle etablierten unterschiedlichen christlichen Strömungen Konfessionen, sofern sie nicht als Sekte marginalisiert wurden.

Christliche Konfessionen

Die Konfession übt normalerweise prägenden Einfluss auf Theologie und Praxis ihrer Gemeinden aus, obwohl der Begriff auch zur Beschreibung von kongregationalistischen Gruppen dient, in denen die einzelnen Gemeinden das eigentliche Bekenntnis definieren, beispielsweise bei den Mennoniten, Baptisten oder Pfingstlern.

Eine Konfession im Christentum ist eine selbstdefinierte Einheit (Kirche, Verband von Kirchen oder Gemeinden), die sich in ihren Lehren und Schwerpunkten von anderen Konfessionen abgrenzt, im Gegensatz zu einer Bewegung, wie Pietismus, Evangelikalismus oder Charismatische Erneuerung, die konfessionsübergreifend und ohne definierte Grenzen ist.

Die Anwendung des Begriffs der Konfession setzt nicht notwendig die Anerkennung einer Gleichwertigkeit aller Konfessionen voraus. Bestimmte Religionsgemeinschaften, z.B. die Römisch-Katholische Kirche oder die Orthodoxe Kirche, wenden den Begriff der Konfession auf sich selbst nicht an.

Konfessionsbildung

Die Bildung von Konfessionen kann sich schrittweise über ausgedehnte Zeiträume und aus einem Zusammenspiel verschiedener theologischer, kultureller und politischer Faktoren entwickeln wie beispielsweise beim morgenländischen Schisma.

Des Weiteren kann eine Konfession innerhalb wesentlich kürzerer Zeit durch eine geistliche oder theologische Erneuerung oder durch eine Erweckung in einer bestehenden Kirche entstehen und sich dann zu einer eigenen Gruppe entwickeln, beispielsweise die Lutheraner aus der Römisch-Katholischen Kirche oder der Methodismus aus der Church of England.

Ebenso kann eine neue Konfession durch Abspaltung von einer bestehenden Gruppe entstehen, oft aufgrund der Einführung von Neuerungen, die von einer Minderheit der bestehenden Gruppe nicht mitgetragen werden, worauf sich diese Minderheit selbständig macht, beispielsweise die Altkatholiken.

In einigen Fällen haben sich neue Konfessionen durch die Vereinigung von bestehenden Konfessionen gebildet, beispielsweise die United Church of Canada aus der lutherischen, presbyterischen und methodistischen Kirche.

Einige wenige Konfessionen sind durch spezifische neue Offenbarungen entstanden, beispielsweise der Mormonismus.

Nichtchristliche Konfessionen

Heute wird gelegentlich im Zuge einer weniger christlich-theologischen als mehr soziologisch und statistisch herangehenden Betrachtungsweise die Bezeichnung Konfession auch für andere Religionen verwendet, etwa zur Beschreibung der drei Hauptströmungen des Judentums (orthodoxes Judentum, konservatives Judentum und Reformjudentum). Ebenso dient er gelegentlich für die beiden Hauptströmungen des Islam (Sunna und Schia) und diverse weitere islamische oder islamähnliche Glaubensrichtungen. Auch für den Hinduismus, der in drei Glaubensrichtungen Shivaismus, Shaktismus, Vishnuismus eingeteilt wird, ließe sich dieses Konzept anwenden. Ebenso unterteilt sich der Buddhismus in die Richtungen des Theravada, des Mahayana und des Vajrayana, wobei auch diese weitere Unterteilungen kennen. Hierfür wird zumindest im Englischen eher der Begriff Sekten oder "Schulen" verwendet.

Das offizielle Judentum lehnt die Benennung jüdischer "Konfessionen" ab, bestimmte jüdische Gruppierungen in Deutschland nehmen sie jedoch durchaus für sich in Anspruch.

Einige Autoren vertreten die Auffassung, dass der Begriff Konfession sachgemäß nicht auf Gruppierungen innerhalb nichtchristlicher Religionen angewendet werden kann. Dafür werden oft andere Bezeichnungen vorgezogen, beispielsweise Zweige, Richtungen, Schulen oder Traditionen, oft auch der Begriff Sekten.

Der Begriff gottgläubig für ein religiöses Bekenntnis stammt in Deutschland aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Siehe auch

Literatur

  • Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Union - Konversion - Toleranz: Dimensionen der Annäherung zwischen den christlichen Konfessionen im 17. und 18. Jahrhundert, von Zabern: Mainz 2000, 365 S.; ISBN 3-8053-2638-6
  • Bensheimer Hefte über konfessionskundliche Themen Herausgegeben vom konfessionskundlichen Institut Bensheim

Weblinks


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