- Liqueszenz
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Liqueszenzen (lateinisch für schmelzen) ist in der Notation des Gregorianischen Chorals eine spezielle Form von Neumen, die bei bestimmten Buchstabenfolgen des zu singenden Textes benutzt werden.
Eine Liqueszenz hat keinen Einfluss auf die musikalische Interpretation der Gesänge, sondern soll nur auf einige Besonderheiten bei der Aussprache von bestimmten Wörtern hinweisen. So werden sie bei Diphthongen innerhalb von Wörtern (zum Beispiel bei autem oder eius) oder beim Wechsel von Konsonanten (zum Beispiel bei tollis oder gentes) verwendet, um darauf hinzuweisen, dass die Laute deutlich aber nicht getrennt - also gewissermaßen „verschmolzen“ - artikuliert werden sollen.
Im deutschsprachigen Raum sind Liqueszenzen im allgemeinen nicht so sehr von Bedeutung, da für die muttersprachlichen Sänger die deutliche Aussprache des Kirchenlateins keine Probleme bereitet. In anderen Ländern, wie zum Beispiel Italien oder Frankreich, sind Liqueszenzen in diesem Sinne häufiger eine Hilfe bei der Interpretation der Gregorianischen Gesänge.
Formen von Liqueszenzen
In der Quadratnotation wird bei den liqueszensierten Gruppenneumen der letzte Ton als Stichnote gesetzt. In den Handschriften wird die Strichführung am Ende der Gruppenneume in der Regel verkürzt oder gekrümmt dargestellt.
Bezeichnung Quadratnotation Notation St. Gallen / Einsiedeln Ancus = liqueszensierter Climacus Cephalicus = liqueszensierte Clivis Epiphonus = liqueszensierter Pes
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