- Lobepiercing
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Ein Ohrloch ist ein durch die Ohrmuschel gestochener Kanal um Schmuck wie beispielsweise Ohrringe hindurchzustecken oder einzuhängen. Sie werden zumeist als sogenanntes Lobe-Piercing durch das weiche Ohrläppchen gestochen.
Inhaltsverzeichnis
Arten
- Helix: Piercing durch das Knorpelgewebe der Ohrkante (1).
- Industrial-Piercing: Hierbei wird ein Barbell in zwei gegenüberliegende Helix-Piercings eingeführt (2).
- Rook: Piercing durch den Anti-Helix (3).
- Daith: Piercing durch die waagerechte Auswölbung in der Ohrmuschel (4).
- Tragus: Piercing durch den Knorpelfortsatz am Eingang des Gehörkanals (5).
- Snug: Piercing durch die innere Knorpelauswölbung parallel zur Ohrkante (6).
- Conch: Piercing durch die innere oder äußere Ohrmuschel (7).
- Anti-Tragus: Piercing durch den dem Tragus gegenüberliegenden Knorpelfortsatz (8).
- Lobe: Klassisches Piercing durch das Ohrläppchen (9).
Methodiken des Stechens
Trotz der zunehmenden Verbreitung besserer Techniken, die im folgenden auch erläutert werden sollen, werden Ohrlöcher heutzutage meist noch mit einer Pistole genannten Vorrichtung gestochen. Dazu wird ein aus Chirurgenstahl bestehender Ohrstecker in die Pistole eingelegt. Dieser Ohrstecker wird mittels einer Feder beschleunigt und durchsticht das Ohrläppchen. Hinter dem Ohr rastet er in einem Verschluss ein. Diese Methode ist jedoch sehr umstritten. Sie belastet einerseits das Gewebe und birgt gewisse Risiken zur Infektion. Wenn überhaupt sollte diese Methode nur bei Ohrläppchen angewendet werden, da anderes Gewebe zuviel Widerstand bietet und zu Komplikationen führen kann.
Eine Weiterentwicklung der Pistole, die jene zunehmend verdrängt, sind vollverkapselte, sterile Systeme, bei denen der Ohrstecker ohne Federdruck, nur durch die Muskelkraft der Hand, welche das Gerät bedient, sanft und schonend durch das Ohrläppchen gedrückt. Obgleich die Gewebebelastung hierbei geringer ist als bei den Federdruckpistolen, sollte auch diese Methode nur am Ohrläppchen angewandt werden. Obwohl die Stechgeschwindigkeit geringer ist empfinden die meisten Personen diese neuere Methode als angenehmer. Beispiele solcher Geräte sind das "Inverness 2000" oder das "Studex 75". Die medizinischen Ohrstecker, die bei diesen Systemen zum Einsatz kommen, haben in der Regel etwas dünnere Durchsteckstifte (0,9 statt 1,2 mm), als die älteren (bei den Pistolen üblichen) Modelle, was kleinere Löcher zur Folge hat. Neben den ästhetisch nicht sonderlich ansprechenden Steckern aus Chirurgenstahl sind auch Modelle aus Gold, Titan und anderen Materialien erhältlich, in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenstem Design.
Auch Einwegstechsysteme, die zunehmend Verbreitung finden, sind Varianten dieser vollverkapselten Systeme. Hierbei befindet sich der Stecker in einer sterilen Einweg-Kunststoff-Kassette, auf die Druck ausgeübt wird; worauf die Hülse, die am Ohrläppchen angesetzt wird, zerbricht, und der Stecker durch das Ohrläppchen gepresst wird. Diese Systeme eignen sich insbesondere zum Selbststechen von Ohrlöchern, werden aber auch teilweise von Juwelieren und Friseuren verwendet.
In der Vergangenheit wurden Ohrlöcher häufig auch mit Verwendung eines Korken gestochen. Dieser wurde hinter das Ohrläppchen gehalten um es zu stabilisieren und mit einer Nadel von vorne in das Ohrläppchen hindurch und in den sich dahinter befindenden Korken gestochen.
Die sicherste, wenn auch teuerste Methode ist das Piercen. Hier wird das Loch mit einer sterilen Hohlnadel gestochen, mit deren Hilfe man dann den Schmuck in das Loch einfädelt. Obwohl es nicht so schlimm ist, wie es ungepiercte Personen meist vermuten, ist das Stechen mit der Nadel doch etwas schmerzhafter als die Pistole oder die vollverkapselten Stechsysteme. Für die beliebten Löcher im oberen Teil des Ohres (Helix), oder im Tragus, sowie an allen anderen Stellen außer dem Ohrläppchen, ist diese Methode die erste Wahl.
Größere Durchmesser
Viele Naturvölker verwenden Knochennadeln oder spitze Hartholzaalen, teilweise auch Dornen, um Ohrlöcher und andere Piercings zu stechen. Häufig werden diese Löcher (besonders Lippenpiercings und Ohrlöcher) ein Leben lang gedehnt, wodurch aus den Ohrläppchen sehr große Schlaufen werden.
In der Zivilisation gibt es noch alternative Methoden, um zu großen bis sehr großen Ohrlöchern zu kommen. Neben dem langwierigen Dehnen von verheilten Stichkanälen kann auf die Methode des Dermal Punch zurückgegriffen werden. Beim Punchen wird mit einer Hautstanze ein zumeist kreisrundes Stück aus dem Gewebe ausgestanzt. Anstelle von kreisrunden Stanzen können auch anders geformte Stempel zum Einsatz kommen. So wurden beispielsweise vom englischen Körpermodifikations-Künstler Steve Haworth schon sternförmige Punches im Ohrknorpel durchgeführt. Von der Form des Loches unabhängig ist dies zwar kaum schmerzhafter als ein Piercing mit einer Nadel, es kommt jedoch häufig zu höherem Blutverlust. Durch Dermal Punching entstandene Löcher heilen in der Regel sehr gut und schnell ab. Diese Methode eignet sich insbesondere für Knorpelgewebe, da für ein sauberes Ergebnis ein gewisser Gewebewiderstand vorhanden sein muss. Obwohl es auch im Ohrläppchen angewandt wird ist dies nicht unbedingt zu empfehlen.
Im Ohrläppchen (und teilweise auch an der Lippe, dem Bauchnabel oder anderen Stellen an denen weiches Gewebe durchstochen wird) kann auch Scalpelling angewand werden. Hierbei wird mit einem Skalpell ein Schlitz ins Ohrläppchen geschnitten, durch den ein konischer Taper aus Chirurgenstahl geschoben wird. Am hinteren Ende des Tapers befindet sich der Schmuck meist Flesh Tunnels oder Plugs. Auch das Verbinden von zwei gedehnten Ohrlöchern in einem Ohrläppchen zu einem großen Loch wird praktiziert, indem der Steg zwischen den Löchern weggeschnitten wird. Bei einer starken Vergrößerung bereits vorhandener Ohrlöcher wird meist ein halbkreisförmiges Gewebestück aus dem Ohrläppchen herausgeschnitten.
Nach dem Stechen
Nach dem Stechen verbleibt der Schmuck bis zur vollständigen Heilung in der Wunde, was einige Wochen bis Monate dauern kann. Es bildet sich ein Hautschlauch, das eigentliche Ohrloch, der auf beiden Seiten mit der Außenhaut verbunden ist.
Nach der Abheilung kann das Lobepiercing vorsichtig gedehnt werden, um Schmuck mit größerem Durchmesser einsetzen zu können.
Bei längerem Tragen schwerer Ohrringe können die Ohrlöcher ausreißen, wodurch "geschlitzte Ohrläppchen" entstehen. Diese können operativ korrigiert werden.[1]
Einzelnachweis
- ↑ Berger A., e.a.: Plastische Chirurgie, Springer, 2005, S.158, ISBN 3540001298, hier online
Weblinks
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