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Die Lomse (russ. Ломзе, offiziell: Oktoberinsel oder Октябрьский остров) war ein östlicher Stadtteil von Königsberg (heute: Kaliningrad) und befand sich auf der gleichnamigen Insel zwischen Altem und Neuem Pregel. Die Lomse ist über die Holzbrücke mit der Altstadt, über die Honig- oder Dombrücke mit dem Kneiphof und über die Kaiserbrücke mit der Südstadt Haberberg verbunden.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name ist prußisch zu deuten und weist auf sumpfiges Gelände: „lumpe, lumpsin“ (morastiger Ort, der bei Betreten zittert).
Geschichte
Die Lomse gehörte bei der Stadtgründung zur Altstadt und war deren Speicherviertel. Den Anwohnern diente sie zur Errichtung von Ställen oder zur Bewirtschaftung eines Gartens. Die Bewohner des Kneiphofs beneideten die Altstädter wegen dieser Vorrechte und schlossen 1535 einen Vergleich mit ihnen, wonach die Altstädter sich verpflichten mussten, keine Häuser auf der Lomse zu errichten, eine Verpflichtung, die allmählich in Vergessenheit geriet. Wiesen und teils extrem niedrig liegende Gärten wurden von Entwässerungsgräben durchzogen. Erst Richtung Sackheim wurde das Land hügeliger und diente der Feldwirtschaft.
Die Lomse und ihre Brücken waren Teil des Königsberger Brückenproblems, einer mathematischen Fragestellung des 18. Jahrhunderts, die der Schweizer Mathematiker Leonard Euler 1736 mit einer frühen graphentheoretischen Methodik löste.
1738 wurde auf der Lomse das „Anatomische Theater“ gegründet. 1804 war die Lomse entlang des Weidendammes noch unterteilt in „Plantage“, „erste oder vordere Lomse“ und „zweite oder hintere Lomse“. Hier gab es den Ochsenmarkt und an öffentlichen Gebäuden den Schlachthof, ein Wachhaus und die Mehlwaage. Das „Kypeksche Institut“ für Studierende hatte einen großen Garten und ebenso wie die umliegenden Privathäuser einen vortrefflichen Ausblick.
Heute heißt die Lomse Oktoberinsel. Am Westrand der Lomse entstehen die historisierenden Häuserzeilen des Fischdorfs (russ. Рыбная деревня), das Hotels, Restaurants und Veranstaltungsstätten beherbergen wird. Das ekletizistische Bauvorhaben wird in der lokalen Terminologie euphemistisch als „ethnographisches Handwerks- und Handelszentrum“ bezeichnet. Einer der Aussichtstürme des Projekts wird den historischen Name Lomse tragen.
Sakralbauten
Die liberale Neue Synagoge in der Lindenstraße wurde von 1894 bis 1896 errichtet. Sie wurde 1938 in Brand gesetzt und nach dem 2. Weltkrieg abgerissen. Das Jüdische Waisenhaus wurde 1861 gegründet. Der Neubau entstand 1904/05 und dient heute als Bürohaus.
Die evangelische Kreuzkirche in der Plantage wurde ab 1930 errichtet und erhielt eine Verblendung aus Cadiner Klinkern.
Literatur
- Ludwig von Baczko: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg. Goebbels & Unzer, Königsberg 1804, S.166.
- Fritz Gause: Königsberg in Preussen: die Geschichte einer europäischen Stadt. Rautenberg, Leer 1987, ISBN 3-7921-0345-1.
- Georg Gerullis: Die altpreussischen Ortsnamen gesammelt und sprachlich behandelt. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Berlin 1922, LCCN 33-30482.
Weblinks
- Website des Stadtentwicklungsprojektes Fischdorf
Kategorie:- Ehemaliger Stadtteil von Königsberg (Preußen)
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